Der Liedermacher Williy Michl polarisiert als ewiger Isarindianer
Der Liedermacher Willy Michl aus München ist ein Gesamtkunstwerk. Am Donnerstag wird er 70 Jahre alt.
„...und dann in der Pupplinger Au/werd die Zeit angehalten/ in da Sommasonna auf dem weißen Kies/ich sog eich des is/ des Isarflimmern mitten im Paradies...“
Seine Lieder sind legendär: „Ois is Blues“, „Isarflimmern“ oder „Una Bella Signorina“ sind in München Hits. In ihnen philosophiert der Liedermacher Willy Michl auf unnachahmliche Art übers Leben, die Frauen, Gott und die Welt. Der Münchner, der am Donnerstag seinen 70. Geburtstag feiert, ist ein Gesamtkunstwerk. Und er war in der Landeshauptstadt schon Kult, als das Wort im heutigen Sinn noch gar nicht gebraucht wurde.
Mehr als zehntausend Fans pilgerten in seinen besten Zeiten zum Olympiagelände, um bei den Freiluftkonzerten auf der Seebühne mit ihm zu schwelgen und zu singen. Musikalische Wegbegleiter wie der große Gitarrist Sigi Schwab, der ihn in seinen frühen Jahren begleitete, hielten ihn für ein "herausragendes Talent". Denn Michls kehliger Gesang und das Fingerpicking-Spiel auf seiner Ovation-Gitarre haben etwas Einzigartiges.
Willy Michl war nie so bekannt wie Konstantin Wecker
Dass er es trotzdem nie geschafft hat so bekannt zu werden wie ein Konstantin Wecker, ein Rainhard Fendrich oder ein Wolfgang Ambros, lag und liegt an seiner, sagen wir mal, speziellen Persönlichkeit. Denn leicht hat es der Willy Michl in seinem Leben weder sich noch seiner Umwelt gemacht und er hat sich mit dem einen oder anderen angelegt. Er weiß das auch und sagt von sich selbst: "Ich bin ein freier Radikaler", was eine durchaus passende Einschätzung scheint.
Doch genau das macht ihn auch aus. Er, der sich selbst als Isarindianer bezeichnet, ist ein Unangepasster mit Ecken und Kanten, ein Einzelgänger, ein Freiheitssuchender, von denen es heutzutage nicht mehr allzu viele gibt.
Seine Kritiker behaupten, er sei ein Spinner. Aber auch das ist durchaus liebe- und respektvoll gemeint. Willy Michl hat sich wohl daran gewöhnt und kann damit umgehen, dass er polarisiert.
Willy Michl kleidet sich seit Jahren wie ein Indianer
Seit Jahren kleidet er sich wie ein Indianer. Ob in der Isarauen oder hoch droben in den bayerischen Bergen ruft er mit großer Geste die Geister der Ahnen an, hier sucht der korpulente Mann mit den Adlerfedern im Haar nach Wakann Tanka, dem großen Geheimnis. Toleranz unter den Menschen, die Liebe zur Natur und Respekt sind Willy Michel ein Anliegen.
Aufs Handy verzichtet der Großstadtindianer allerdings nur ungern, bespielt damit auch fleißig soziale Netzwerke und betreibt eine eigene Internetseite. Willy Michl ist sozusagen der lebende Beweis, dass ein Indianer auch im München des 21. Jahrhundert ganz gut überleben kann. Aber selbst Indianer müssen halt mit der Zeit gehen.
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Eines der letzten wirklich Originale aus Bayern.