Der Wald soll kein Reservat sein
Das Unternehmen Bayerische Staatsforsten erarbeitet Naturschutzkonzepte maßgeschneidert für jeden einzelnen Betrieb. Weißenhorn zählt zu den Vorreitern.
Das Unternehmen Bayerische Staatsforsten erarbeitet Naturschutzkonzepte maßgeschneidert für jeden einzelnen Betrieb. Weißenhorn zählt zu den Vorreitern.
Die Kulisse ist schon ein wenig gespenstisch. Aus dem vor 20 Jahren angelegten Weiher mitten im "Roggenburger Forst" (Kreis Neu-Ulm) ragen Baumleichen in den Himmel. Es sind abgestorbene Erlen, denen die Nässe zu schaffen gemacht hat.
Der Biber hat seinen Beitrag dazu geleistet und für einen weiteren Aufstau gesorgt: der Wasserspiegel stieg noch einmal um einen halben Meter. Das Feuchtbiotop mit seinen Inseln, auf denen Gras und seltene Blumen wachsen, ist ein ideales Rückzugsgebiet für Wasservögel. Den Eisvogel gibt es hier und den Schwarzstorch. Die Entwicklung wird regelmäßig auch durch Fotos dokumentiert.
Das Grabennetz wurde reaktiviert und optimiert
Naturschutz im Wald, der "Roggenburger Forst" ist dafür ein ideales Beispiel. Er ist durchzogen von einem durchgängigen Grabennetz, das reaktiviert und optimiert wurde. Heute können die Gewässer wieder mäandrieren. "Das Wasser wird wieder im Wald gehalten", sagt Volker Fiedler, Leiter des Betriebes Weißenhorn des Waldunternehmens Bayerische Staatsforsten. Zahlreiche Teiche in verschiedenen Größen mit Flachwasser- und Tiefwasserzonen wurden in den letzten Jahren dort angelegt. Die gesamte Wasserfläche entspricht der von 25 Fußballfeldern. Fiedler zeigt den "Roggenburger Forst" sehr gerne. Er ist nämlich auch ein wichtiger Mosaikstein im Regionalen Naturschutzkonzept, das gerade erstellt wird.
Weißenhorn ist Vorreiter in Schwaben. Bis 2013 soll für alle Betriebe der Staatsforsten eines auf dem Tisch liegen - ein ehrgeiziges Ziel. Beraten werden Fiedler und sein Kollege Helmut Baumhauer von Klaus Huschik, dem neuen Naturschutz-Beauftragten der Staatsforsten für Südbayern.
Als Grundlage für das Regionale Naturschutzkonzept dient die sogenannte Forsteinrichtung. Die fachinterne Kartierung der Wälder findet in Bayern alle zehn Jahre statt. Von einem Naturschutz unter der Käseglocke halten die Förster nichts. Erklärtes Ziel ist vielmehr ein Naturschutz auf der ganzen Fläche bei einer nachhaltigen Holznutzung. "Durch einen Nutzungsverzicht entsteht nicht mehr Artenvielfalt", unterstreicht Baumhauer.
Ein Schwerpunkt im Naturschutzkonzept der Staatsforsten ist der Erhalt von Totholz und Biotopbäumen, die mit ihren Höhlen einen wichtigen Lebensraum für Brutvögel und Insekten bedeuten. Sie sollen in Zusammenarbeit mit den Naturschutzverbänden gezielt dokumentiert und geschützt werden.
Im "Roggenburger Forst" ist in Sachen Naturschutz viel geschehen. Doch auch hier gibt es noch Defizite. Forstingenieur Huschik regt beispielsweise an, entlang der Waldwege einen Biotopverbund zu schaffen, um Arten wie dem seltenen Gelbringfalter auf die Sprünge zu helfen.
Ein weiterer wichtiger Waldtyp im Bereich des Weißenhorner Betriebs sind die Auwälder (1100 Hektar) entlang von Iller und Donau. Ihnen fehlt nach der Begradigung seit 1900 die natürliche Dynamik. Im Rahmen von Flusssanierungen und Renaturierungen sollen abgeschnittene Altarme angebunden werden, damit sie wieder Wasser führen. Die Auwälder sollen ein Stück Natur zurückbekommen.
Langzeituntersuchungen über Libellen und Amphibien
Im Rahmen des Waldartenschutz-Managements laufen Langzeituntersuchungen unter anderem zu Amphibien, Libellen aber auch dem Biber. Vorgesehen ist zudem ein Projekt für Wildbienen.
Ende des Jahres soll das Naturschutzkonzept für den Betrieb Weißenhorn fertig sein, der eine Waldfläche von 14 500 Hektar in den Landkreisen Neu-Ulm, Günzburg und einen Teil im Kreis Dillingen bewirtschaftet. Der Forstbetrieb Zusmarshausen (Kreis Augsburg) soll folgen, sagt Huschik.
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