"Die Bayern-SPD besteht nicht nur aus Seehofer"
Es wurde wieder "derbleckt" am Münchner Nockherberg. Django Asül stand heuer am Rednerpult. Seine wichtigsten Opfer: ein scheidender Ministerpräsident und Parteivorsitzender sowie seine möglichen Nachfolger. Und Markus Söder, den Stoiber so leicht nicht mehr los wird: "Der ist wie die Malaria." Von Marcus Golling Bildergalerie: Impressionen vom NockherbergDie besten Zitate vom NockherbergReaktionen auf Asüls PredigtStichwort: Derblecken
(mgo-). Im Landtag muss sich die Staatsregierung - dank Zwei-Drittel-Mehrheit für die CSU - nur wenig Kritik gefallen lassen. Am Nockherberg wurde aber kräftig ausgeteilt: Beim "Politiker-Derblecken" bekam jeder sein Fett weg. Dieses Jahr besonders hoch im Kurs: ein scheidender Ministerpräsident und Parteivorsitzender sowie seine möglichen Nachfolger. Und Markus Söder, den Stoiber so leicht nicht mehr los wird: "Der ist wie die Malaria."
Die Keule hatte dieses Jahr erstmals der Kabarettist Django Asül in der Hand. Und alle waren sie da: Neben Stoiber und seinem Kabinettwaren auch Bundesagrarminister Horst Seehofer und Bundeswirtschaftsminister Michael Glos sowie SPD-Chef Kurt Beck und die Spitzen von FDP und Grünen unter den 500 Ehrengästen auf dem Nockherberg. Wer fehlte,war allerdings Gabriele Pauli: Die Fürther Landrätin hat keine Einladungzum bekommen.
Die "Fastenrede" ist der erste Höhepunkt der Veranstaltung. Gleich zu Beginn war Stoiber die Zielscheibe des Festredners- und sein Generalsekretär. "Den Söder werden's nicht mehr los, der ist wie die Malaria", frotzelte Asül und prophezeite eine "Große Koalition" in Bayern ab 2008. Bestehend aus der CSU - und Edmund Stoiber. Gabriele Pauli hätte sich, so Asül, das Beispiel Bruno zu Herzen nehmen sollen. "Wer sich nicht von der CSU einfangen lässt, wird zum Abschuss freigegeben."
Mehr Raffinesse bescheinigte er Stoiber: "Was wie ein Putsch aussah, war natürlich ein gut durchdachter Plan. Sie haben einfach gemerkt, dass Sie in die Wechseljahre kommen." Schärfer ging Asül mit CSU-Generalsekretär Markus Söder ins Gericht. Der Kabarettist sagte an Stoiber gewandt über Söder: "Wie nah Sekret und Sekretär einander sind, zeigt ja die Schleimspur, die er in Ihrem Fall hinterlassen hat."
Peter "Ramses" Ramsauer, Landesgruppenchef in Berlin, das "Boxenluder der CSU", war der nächste. Auch wenn er sich mit seinen Interviews bereits zur Mumie gequasselt habe. Dann rückten die Streithähne Huber und Seehofer in den Mittelpunkt. Aber Vorsicht: "Ein Stoiber lässt sich nicht erpressen. Man erpresst ihn einfach." Asül betonte, Seehofer müsse "einen Spagat nach dem anderen hinlegen: zwischen Berlin und Bayern, zwischen Image und Glaubwürdigkeit, zwischen Privatleben und Familie." Seehofers Rivalen Huber bezeichnete Asül als einen typischen Niederbayern: "Geduld ohne Ende - so lange er nicht gereizt wird."
Reihum teilte Asül die Watschen aus. An Thomas Goppel, Siegfried Schneider ("Ihre eigene Schulzeit muss ein Trauma gewesen sein") und natürlich Bundeswirtschaftsminister Michael Glos. Der steht zurzeit dank guter Wirtschaftszahlen gut da: "Der Aufschwung wird anhalten, wenn Sie diese Mischung aus Zurückhaltung und heißer Luft beibehalten."
Auch für Franz Maget hatte Django Asül einen guten Ratschlag: "Sie müssen den Wählern einfach klarmachen, dass die Bayern-SPD nicht nur aus Horst Seehofer besteht", so der Kabarettist. Renate Künast von den Grünen ernannte der Redner nach ihren Auto-Empfehlungen kurzerhand zur "neuen Pressesprecherin von Toyota".
Am Ende der Fastenrede kam Django Asül natürlich zurück auf Edmund Stoiber und hielt eine Laudatio auf den Mann, der nicht nur die Bayern mit seinen rhetorischen Fehlgriffen begeisterte. "Sie kamen als freiwilliger Politiker und gehen als unfreiwilliger Humorist."
Mit der Veranstaltung wurde die Starkbier-Saison eingeläutet, die in Bayern als "fünfte Jahreszeit"" gilt. Das Starkbier wird bis zum Beginn der Karwoche ausgeschenkt. Im streng katholischen Bayern musste früher zwischen Aschermittwoch und Ostern rigoros gefastet werden. Fleisch und andere Genüsse waren verboten, Wasser, Brot und Gemüsesuppen waren die Hauptnahrung. Die Paulaner-Mönche erfanden aus dieser Not heraus im 18. Jahrhundert in München das Starkbier als "flüssige Nahrung", die nach den Fastenregeln nicht verboten war.
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