Die Filmwelt kennt Landsberg mittlerweile
Seit fünf Jahren gibt es das Snowdance-Festival. Über 300 Filmemacher aus 52 Ländern wollen dort ihre in Eigenregie gedrehten Werke zeigen. Gibt es bald einen zweiten Standort?
Niemand hätte vor fünf Jahren gedacht, dass Landsberg am Lech einmal eine Stadt sein würde, die unabhängige Filmemacher und Kinofans in ganz Europa und den USA kennen. Dank des Snowdance-Festivals ist es aber genauso gekommen. Der „Hollywood Reporter“, eins der renommiertesten Film-Magazine in den USA, sah in dem jährlichen Filmfest schon vor der Premiere 2014 so viel Potenzial, dass er ihm einen Artikel widmete.
Darüber hinaus wollen die Veranstalter um Regisseur Tom Bohn und Marketingchef Jürgen Farenholtz mit Hollywood aber nichts zu tun haben. Wenn das Festival ab 27. Januar in die fünfte Auflage startet, geht es ausschließlich um das sogenannte Independent-Kino: Werke, die ambitionierte Filmemacher – oft selbst in der Filmszene tätig – auf eigene Kosten drehen. Tom Bohn, selbst Regisseur mehrerer „Tatorte“ und gleichzeitig glühender Kämpfer für den unabhängigen Film, erklärt es so: „Independent-Filmer sind Leute, die sagen: Es tut sich nichts in der deutschen Filmlandschaft, ich drehe meinen Stoff jetzt einfach so.“ Ohne Förderung, ohne Verleiher.
7000 Besucher waren beim Snowdance 2017 dabei
Dadurch entsteht ein Programm mit einem weit breiteren Spektrum als dem, das es auf die Leinwände der Multiplex-Kinos schafft. „Bei uns“, erklärt Jürgen Farenholtz, „haben die Leute nicht das Gefühl: ,Den Film habe ich doch vor zwei Jahren schon gesehen, nur mit anderen Schauspielern.‘“
Als das Snowdance-Festival 2014 zum ersten Mal in Landsberg stattfand, musste die Jury noch aus 22 eingereichten Filme wählen, welche gezeigt werden. 2000 Besucher wollten die Werke sehen, die im Landsberger Stadttheater, in einer Bankfiliale und an vielen anderen Orten in der Stadt laufen. Seitdem stieg die Besucherzahl mit jedem Jahr, das Festival wurde von drei auf acht Tage verlängert. 2017 kamen fast 7000 Besucher, mehr als 300 Filmer reichten ihre Werke ein – darunter aus den USA, Kanada, Australien und Finnland. „Unser Festival ist rein durch Mundpropaganda bekannt geworden“, sagt Bohn – bei den Filmemachern genauso wie beim Publikum, das längst nicht mehr nur aus Landsberg kommt.
Künftig könnte es auch Snowdance Augsburg geben
Wenn das Festival weiter so wächst, können sich Bohn und Farenholtz einen zweiten Standort vorstellen – Augsburg zum Beispiel. „Wir müssten einen guten Kinobetreiber finden, der mit uns zusammenarbeitet. Und wir bräuchten einen starken Werbepartner“, erklärt der Regisseur. „Dann könnte man sagen: Wir lassen einen Testballon steigen, spielen das gleiche Programm wie in Landsberg und sehen mal, ob es angenommen wird.“
Natürlich sei es das Bestreben des Festivals, zu wachsen und „möglichst viele Leute ins Kino zu bringen“. Doch die Organisatoren lassen keinen Zweifel daran, dass Landsberg die Herzkammer des Snowdance-Festivals bleiben soll. Nicht nur die Besucher, auch Stars wie Til Schweiger oder Heiner Lauterbach seien begeistert von der „familiären Atmosphäre“ ohne rote Teppiche und Limousinen. Schweiger war zuletzt Stargast, Lauterbach von Anfang an Schirmherr. Aus zeitlichen Gründen stieg er nun aus. Jetzt soll es jedes Jahr einen neuen Schirmherrn geben.
Diesmal ist es Schauspieler Götz Otto. Der ist als „James Bond“-Bösewicht („Der Morgen stirbt nie“) zwar bekannt aus einem der größten Blockbuster überhaupt, kann sich mit dem Independent-Gedanken hinter Snowdance aber gut anfreunden, wie er gestern auf einer Pressekonferenz in Landsberg bestätigt hat: „Ich präsentiere die Veranstaltung mit – und ich stehe dafür.“
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