Die Gesellschaft hat zu wenig Verständnis für die Arbeit der Landwirte
Die Landwirtschaft wird umstrukturiert. Darunter leiden vor allem die Bauern. Immer neue Auflagen und der Wertschätzungsverlust machen ihnen zu schaffen.
Es ist schon lange kein Vergnügen mehr, Landwirt zu sein. Die Arbeit ist hart. Die Einkommen sind niedrig. Die Kosten steigen. Gerade kleineren Betrieben fehlt das Kapital für Investitionen. Immer neue Auflagen machen den Bauern das Leben schwer und führen zu einer Beschleunigung des sogenannten Strukturwandels, dessen Wesenskern das Prinzip „Wachsen oder Weichen“ ist. Da grenzt es manchmal schon an Heuchelei, wenn einerseits über das „Höfesterben“ lamentiert, aber andererseits nichts dagegen getan wird.
Landwirte wirtschaften unter schweren Bedingungen
Verschärft wurde diese Entwicklung in jüngster Zeit durch eine gesellschaftliche Debatte, die einseitig zu Lasten der Landwirte ging. Es steht außer Frage, dass politisch auf das Insektensterben oder die Nitratbelastung des Grundwassers reagiert werden musste. Wer hier allerdings nur mit dem Finger auf die Bauern zeigt und die Bedingungen außer Acht lässt, unter denen sie gezwungen sind zu wirtschaften, macht es sich zu einfach. Gesunde Lebensmittel, Naturschutz und Tierwohl haben ihren Preis. Am Bewusstsein für diese Zusammenhänge mangelt es noch gewaltig – in der Politik wie in der Gesellschaft.
Besonders schmerzhaft für die Landwirte ist der Verlust an Wertschätzung, den sie im Zuge der Debatte erfahren haben – auch wenn sie beileibe nicht die einzige Berufsgruppe sind, die in sozialen Medien beschimpft wird. Nun versuchen sie mit massenhaft aufgestellten grünen Kreuzen, etwas dagegen zu setzen. Es ist, sicherlich, ein Akt der Verzweiflung, kann aber im besten Fall auch der Einstieg in eine konstruktivere Debatte sein.
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Und immer sind die anderen schuld! Die Landwirte sollten sich einmal selbst analysieren und werden dabei ganz sicher die passende Antwort finden. Jedes und alles wird subventioniert und bei allen Dingen die die Landwirschaft betreffen wird sofort massig Geld in Aussicht gestellt. Wozu also sich zurücknehmen und umdenken? Solange diese "Melkmaschine" funktioniert und entsprechende Lobbys fleissig mithelfen, muss man nicht umdenken.
"Immer neue Auflagen machen den Bauern das Leben schwer und führen zu einer Beschleunigung des sogenannten Strukturwandels, dessen Wesenskern das Prinzip „Wachsen oder Weichen“ ist.
Das Prinzip „Wachsen oder Weichen“ ist ein Grundprinzip unserer sakrosankten kapitalistischen Wirtschaftsordnung und es wäre geradezu ein Wunder, könnte sich die Landwirtschaft dem entziehen. Viele der beklagten staatlichen Eingriffe haben zum Ziel, Böden, Fauna und Flora, unsere Lebensgrundlagen vor der Zerstörung durch eine rücksichtslose nur der Profitmehrung dienende Ausbeutung und Vernichtung zu bewahren.
Wenn es dem Kommentator vor allem um die Existenz der bäuerlichen Familienbetriebe geht, sollte er auch einen Blick auf das in dieser Hinsicht fragwürdige Wirken der größten bäuerlichen Interessenvertretung werfen - und besonders auf die den Agrarfabriken dienende irrsinnige Flächensubventioniererei der EU.
Statt in Lösungen für den unbedingt nötigen Wandel in Richtung eines nachhaltigen umweltschonenden und tiergerechten Wirtschaftens zu investieren, verhindern die Lobbyisten des Deutschen Bauernverbandes eine Umverteilung der derzeit knapp 60 Milliarden Euro (!) EU-Subventionen für die Landwirtschaft. Und Frau Klöckner setzt dem wenig entgegen.