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Justiz
14.11.2018

Die Lebensbeichte des Kinderarztes

Der pädophile Kinderarzt Harry S. legte am Dienstag vor Gericht eine große Lebensbeichte ab.
Foto: K.-J. Hildenbrand, dpa

Harry S. ist angesehener Mediziner. Doch in einem geheimen Doppelleben missbraucht er Buben. Nun muss er sich Lebenslügen eingestehen. Und erzählt, wie der erste Sex mit einer Frau war

Er trägt dieselbe Kleidung und wirkt äußerlich wie im ersten Prozess vor drei Jahren. Doch man merkt, dass Dr. Harry S. im Gefängnis sehr viel Zeit hatte, über sich und sein Leben nachzudenken. Und eine Therapie wird auch ihren Teil dazu beigetragen haben. Der pädophile Augsburger Kinderarzt berichtet in seiner Aussage am Dienstag sehr viel offener und schonungsloser von sich, seiner Persönlichkeit und seinen Missbrauchstaten als im ersten Prozess. Er sucht keine Ausflüchte mehr. Und er lässt tiefer in seine Seele sowie seine sexuelle Entwicklung blicken.

Harry S. beginnt seine Lebensbeichte mit einem klaren Schuldeingeständnis und einer Bitte um Vergebung: Er habe den Opfern und deren Angehörigen schweres Leid zugefügt. Seine Arbeitgeber und Organisationen wie das Rote Kreuz habe er in Erklärungsnot und unter Druck gebracht. Doch dann stellt er selbst eine der Kernfragen: „Wie konnte es passieren, dass jemand wie ich mit so guten Startvoraussetzungen am Ende so schwere Straftaten begeht?“ S. spricht klar, mit fester Stimme und strukturiert. Er hat sich gut vorbereitet. Seine Stimme wird erst versagen, als Emotionen ihn übermannen.

Die Wurzeln für sein Verhalten sieht der 43-Jährige in seiner Kindheit: Er wächst glücklich und behütet als Einzelkind auf. Die Erziehung ist Sache der Oma und der Mutter. Während die Großmutter aus dem Sudetenland – eine dominante Persönlichkeit – stets der Ansicht ist, die Familie brauche keine Hilfe von außen, ist seine Mutter eher ängstlich. Sie habe versucht, ihn vor allen Fallstricken des Lebens zu bewahren. Eher „überbeschützt“ sei er gewesen. Diese Konstellation führt nach seinen Worten dazu, dass er Ängste entwickelt, seine Familie zu enttäuschen, und Ängste, von der Familie fallen gelassen zu werden. Selbstbewusstsein entwickelt er nicht. Dies alles soll der Grund dafür sein, dass er künftig lieber eine Lüge erzählt als zu etwas zu stehen. Dieses Muster wird auf fatale Weise sein Leben bestimmen.

Denn als Harry S. mit etwa zwölf spürt, dass ihm Jungs besser gefallen als Mädchen, kann er damit nicht umgehen. „Ich habe nie jemandem davon erzählt. Ich war überzeugt davon, dass das in meiner Familie zu einem Zusammenbruch geführt hätte“, sagt er. Auch auf der Klosterschule damals „wäre das die Hölle gewesen“. Also schiebt er die aufkeimende Homosexualität weit von sich. Bis vor wenigen Jahren: Selbst dem psychiatrischen Gutachter aus dem ersten Prozess erzählt der Kinderarzt, er sei heterosexuell. Er verliebt sich in einen Klassenkameraden, doch der hat kein Interesse. So baut S. sein erstes Lügengebäude auf: Er erzählt seinen Kumpels, er habe eine Freundin.

Etwa mit 17 bemerkt Harry S. an sich noch etwas anderes: Im Schwimmbad schaut er genauer hin, wenn ein Kind nackt ist. Ein, zwei Jahre später beginnt er, nach einem Fernsehbericht, gezielt nach kinderpornografischen Fotos im Internet zu suchen. Es ist der Einstieg in eine Serie von schwerwiegenden Straftaten.

Dabei hat der Kinderarzt nach seiner Darstellung als Jugendlicher immer wieder versucht, „mit dem Strom zu schwimmen“. Auf einer Schulfreizeit macht er sich wie die anderen Jungs an ein Mädchen heran. Mithilfe von Alkohol kommt es zu ersten Küssen und intimen Streicheleinheiten. Aber: „Es fühlte sich wie eine Notlösung an“, sagt S. heute. Auch über dieses Ereignis lügt er den Gutachter später an und erzählt, dies sei sein „erstes Mal“ gewesen.

Doch das „erste Mal“ war für Harry S. später und schlimmer. Während seiner Zivildienstzeit ging er – wieder unter einer Art Gruppenzwang – mit Kollegen ins Bordell. Die Atmosphäre, die Prostituierte und ihre abfälligen Bemerkungen und den Geschlechtsakt hat er als „eklig“ in Erinnerung. Seinen Kumpels erzählt er aber, wie toll es war. Bis auf eine kurze Affäre mit einer Studentin später bleibt das seine letzte sexuelle Erfahrung mit einer Frau.

Denn dann beginnt „die Pädosexualität mehr und mehr Raum einzunehmen“, wie Harry S. es nennt. Er lädt sich mehr und mehr Kinderpornos aus dem Netz herunter. Und dann wird der Kinderarzt zum Kinderfänger: Er spricht Jungs auf der Straße an, lockt sie mit Geschenken in Tiefgaragen. Und er freundet sich mit Frauen an, deren Buben er dann als eine Art Ersatzvater jahrelang missbraucht. Im August 2014 entführt er bei Hannover einen Fünfjährigen in seine Wohnung. Er betäubt, missbraucht, beschimpft und schlägt ihn. Dann setzt er den verstörten Buben an der Straße aus. Zwei Monate später wird S. verhaftet. Am Ende sind es 21 Taten, für die er im November 2015 zu dreizehneinhalb Jahren Haft, Sicherungsverwahrung und einem lebenslangen Berufsverbot verurteilt wird.

Dass Harry S. jetzt zum zweiten Mal eine Lebensbeichte ablegen muss, liegt daran, dass der Bundesgerichtshof das Urteil des Landgerichts Augsburg aufgehoben hat. Vor allem in einem Punkt sind die Karlsruher Richter nicht einverstanden. Sie finden es wenig plausibel, dass der Kinderarzt als krankhaft pädophil aber dennoch voll schuldfähig eingestuft worden ist. Diese Frage wird nun genauer geprüft.

Harry S. hat in vier Jahren U-Haft in der JVA Augsburg-Gablingen viel über sich nachgedacht. „Er hat stark an sich gearbeitet“, sagt sein Verteidiger Moritz Bode. S. räumt nun ein, sich gezielt für den Beruf des Kinderarztes entschieden zu haben, damit er Jungs nahe sein kann. Er spricht jetzt offen von seinen homosexuellen Neigungen. Sein Ziel ist, die sexuelle Fokussierung auf Kinder dadurch in den Griff zu bekommen, dass er seine Homosexualität auslebt. „Erste kleine Fünkchen gibt es“, berichtet Harry S. Das sei ein positives Gefühl. „Ich versuche herauszufinden, was wirklich in mir los ist“, sagt der pädophile Kinderarzt. Dann weint er.

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