Die Polizeistreife wartet auf den Einsatz
Roman Gerolt wischt sich die Tropfen aus dem Gesicht. Dann folgt er schnell seinen Kollegen. Rund 300 Polizisten sind insgesamt auf dem Oktoberfest im Einsatz. Von Sonja Krell
Von Sonja Krell
München - Roman Gerolt nimmt die Mütze vom Kopf und wischt sich die Tropfen aus dem Gesicht. Dann folgt er schnellen Schrittes seinen Kollegen. Seine Augen streifen über das Gelände. Es ist regnerisch an diesem Abend. Auf der Wirtsbudenstraße ist wenig los.
Seit Stunden patrouilliert die Truppe. Rund 300 Polizisten sind insgesamt auf dem Oktoberfest im Einsatz, zu Spitzenzeiten 19 Einsatzgruppen à sechs Personen. Die meisten haben sich freiwillig für die Wiesn gemeldet.
So wie Nadine Bönisch. "Das ist mal ne Abwechslung", sagt die junge Polizeiobermeisterin mit den dunklen Haaren. Man sitze nicht viel am Schreibtisch, lerne andere Kollegen kennen und genieße "das ganz besondere Wiesn-Flair", erklärt Polizeihauptkommissar Jens Keßler, der die Truppe anführt.
"Sie, wie komm ich denn zur Arena?", fragt ein junger Mann. Nadine Bönisch erklärt ihm den Weg. Dann steuert eine Gruppe auf die Streife zu. Einige Frauen positionieren sich zwischen den Polizisten zum Gruppenfoto, eine andere drückt ab. "Ich möchte nicht wissen, in wie vielen japanischen Fotoalben wir kleben", witzelt Keßler.
Einsätze sind derzeit Mangelware. "Heute ist noch nichts passiert", sagt Nadine Bönisch. Ein Vater habe kurz seinen Jungen gesucht, "das war aber schon alles". Seit Beginn der Wiesn sei es überwiegend ruhig, "schon fast zu ruhig", meint Keßler.
Ein junger Mann sucht nach Bodos Cafézelt. Christian Klemms Hand wandert vorbei am Schlagstock und dem Pfefferspray zu einem Plan, den er aus seiner Hosentasche zieht. "Als wenn wir ein ¿i¿ auf der Stirn hätten", meint Roman Gerolt nur und schüttelt den Kopf. Um die Ecke entdeckt Jens Keßler einen Mann, der an einen Bauzaun bieselt. Keßler legt ihm die Hand auf die rechte Schulter und erklärt ihm, dass nur wenige Meter weiter die Toilette sei. Der Mann verdreht die Augen, rückt seine Lederhose zurecht und wankt weiter.
Das Funkgerät rauscht. Jens Keßler drückt sein Headset, das er "Ohrwurm" nennt, näher ans Ohr. Eine Schlägerei im Hofbräu-Zelt. Zu spät, der Einsatz ist schon vergeben. Nadine Bönisch zieht die Mundwinkel nach unten.
Ein paar Minuten später rauscht das Funkgerät erneut. Ein Einsatz, endlich. Ein paar Besoffene trommeln auf einen Bus ein, ein Mann hat eine blutige Nase. Eine erste Streife ist schon dort.
Nadine Bönisch wirft einen Blick auf die Uhr. Nicht mehr lange, dann ist Dienstschluss. Zuhause wird sie sich in die warme Badewanne legen und entspannen. Jens Keßler will daran noch nicht denken. Er geht erst einmal eine Runde spazieren - diesmal nicht über die Wiesn, sondern Gassi mit dem Hund.
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