Die verschiedenen Möglichkeiten für EADS
Das waren die Möglichkeiten, die für die rund 2500 Mitarbeiter des Augsburger EADS-Luftfahrtwerkes in Frage kamen.
Von Stefan Stahl, Augsburg
Das waren die Möglichkeiten, die für die rund 2500 Mitarbeiter des Augsburger EADS-Luftfahrtwerkes in Frage kamen:
Variante 1: Viele EADS-Manager hofften, dass die Standorte nicht verkauft, sondern in Form einer GmbH ausgegliedert würden. Sitz eines solchen Super-Luftfahrt-Zulieferers wäre wohl Augsburg gewesen. Im Gegensatz zu den niedersächsischen Betrieben verfügt der Standort über ausgeprägte Ingenieur- und Managementfähigkeiten. Überdies hat sich das Werk auch durch die Entwicklung neuer Technologien, wie etwa auf dem Gebiet der Verarbeitung fester und leichter Faserverbund-Kunststoffe weltweit einen guten Namen gemacht. In Augsburg werden Baugruppen für Airbus und mit großem Erfolg auch für Boeing hergestellt. Der Standort ist für rund fünf Jahre ausgelastet.
Mit einer solchen Ausgliederung und der damit errungenen Unabhängigkeit hätte der Betrieb Chancen gehabt, seinen Teil am neuen Airbus-Langstreckenflugzeug A350 zu ergattern und damit langfristig die Produktion auszulasten. Hintergrund: Airbus fordert in seinem Sanierungsprogramm Power 8, dass rund 50 Prozent der Aufträge für den Flieger außerhalb des EADS-Konzerns vergeben werden müssen. Augsburg bewirbt sich um den Rumpfteil zwischen Flugzeugcockpit und dem Flügel. Doch auch bei dieser Variante hätte sich das Unternehmen einem enormen Kostendruck ausgesetzt, der zum Teil an die Beschäftigten weitergereicht werden hätte können.
Betriebsräte wie Schönfelder forderten deshalb, dass die sozialen Rechte der Mitarbeiter so schnell wie möglich festgeschrieben werden. Der Arbeitnehmer-Vertreter sagte: Wir wollen kein Freiwild sein. Deshalb haben Beschäftigte bereits für ihre Rechte demonstriert. Diese Variante wäre aber auch im Sinne der Mitarbeiter gewesen, hätte sie doch wohl verhindern können, dass der Betrieb in einen zivilen (Airbus) und einen militärischen Teil (Eurofighter) zerschlagen wird.
Variante 2: Dies ist die deutsche Lösung. Sie ist von Kanzlerin Angela Merkel und CSU-Politikern favorisiert worden. So ist die vergleichsweise kleine Bremer Raumfahrt- und Luftfahrtgruppe OHB mit ihrer Augsburger Tochter MT Aerospace zum Zuge gekommen. Die OHB Technology AG wies für 2006 einen Umsatz von 163,15 Mill. Euro bei einem Überschuss von zwölf Mill. Euro aus. Nach Informationen unserer Zeitung hat der Bewerber drei bis vier mögliche Finanzpartner im Hintergrund, darunter die als Heuschrecke geltende US-Kapitalsammelstelle Cerberus, die bei Chrysler eingestiegen ist. Auch der Name des Investors Mubadala aus Abu Dhabi taucht auf.
OHB rechnete sich Chancen aus, mit EADS exklusive Verhandlungen führen zu können. Die OHB-Manager konnten sich zugute halten, erfolgreich Teile für Ariane-Raketen und Airbus-Flugzeuge zu bauen. Gewerkschafter befürchteten jedoch, dass die Mitarbeiter mit OHB nicht so gut wie bei einer ausgegliederten EADS-Regelung fahren.
Variante 3: Ähnliche Ängste weckte die amerikanische Lösung. Wäre der US-Anbieter Spirit Aerosystems in Augsburg gelandet, triebe Beschäftigte die Sorge um, ihren bisherigen Status nicht halten zu können. Andererseits genießt die Firma hohes Ansehen. Das Unternehmen ist der weltweit führende Anbieter von Strukturbauteilen für die Luftfahrt und beliefert den US-Anbieter Boeing und auch Airbus. Auf alle Fälle war der Anbieter mit 3,21 Mrd. Dollar Umsatz größer als die OHB-Gruppe.
Variante 4: Alles wäre beim Alten geblieben. Die Werke wären weder ausgegliedert noch verkauft worden. Für diesen Ausgang des Krimis hatte gesprochen, dass Airbus unter großem Zeitdruck stand, bereits bestellte A350-Maschinen auch wirklich zu bauen.
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