Drei Tage ohne Sonnenlicht und warmes Essen
Es war der Abend vor dem großen Tag. Die deutsche Bergsteigergruppe war ihrem Ziel ganz nah. Gegen Mitternacht wollte sie aufbrechen, um den Gipfel des Ararat in Angriff zu nehmen. Doch dazu kam es nicht. Helmut Hainzlmeier erzählt von der PKK-Haft. Von Jörg Heinzle
Augsburg. Es war der Abend vor dem großen Tag. Die deutsche Bergsteigergruppe war ihrem Ziel ganz nah. Gegen Mitternacht wollte sie aufbrechen, um den Gipfel des Ararat in Angriff zu nehmen. Doch dazu kam es nicht. Die Bergsteiger schliefen noch nicht lange, als sie geweckt wurden.
"Es sind etwa sechs Entführer aufgetreten mit umgehängten Kalaschnikows", erzählt Helmut Hainzlmeier (65). Die Waffen seien nicht im Anschlag gehalten worden, die Szene habe keinem brutalen Überfall geglichen.
Hainzlmeier ist der erste der drei freigelassenen Geiseln, der ausführlich von der zwölftägigen Haft in der Hand kurdischer Rebellen berichtet. Er hatte den Trip in die Türkei organisiert - und er bot sich den Entführern sofort als Geisel an. Dem Radiosender Bayern 1 sagte er: "Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich nicht mitgehe und andere mitgehen, die ich animiert habe, den Ararat zu besteigen." Noch in der ersten Nacht mussten die Geiseln sechs Stunden durch die Berge wandern. "In der vierten Nacht sind wir dann in eine Höhle gegangen und da waren wir drei volle Nächte drin", erzählte der Alpenvereins-Vorsitzende aus dem niederbayerischen Abensberg. "Das war eigentlich das Schlimmste." Ohne Tageslicht und ohne warmes Essen. Nicht einmal einen Tee gab es. Hunger jedoch litten die Männer nicht.
In der Nacht mussten die Geiseln mit ihren Entführern häufig den Standort wechseln, tagsüber lagen sie meist herum, sagte Hainzlmeier. "Die Kurden haben letztendlich immer signalisiert, sie übergeben uns nicht direkt an das türkische Militär. Sie wollten immer Vermittler einsetzen." Schließlich kam es so, wie von der Rebellenorganisation PKK gefordert. Ein kurdischer Hirte diente anscheinend als Vermittler. Er führte die drei Geiseln zu einem Auto, das sie erst zu einem Militärposten und dann zu einer Polizeistation brachte. "Das ist wie im James Bond", sagte er.
Zu den Hintergründen der Freilassung hüllt sich das Auswärtige Amt weiter in Schweigen. Angeblich soll der Bundesnachrichtendienst mit den Entführern verhandelt haben. Der Terrorexperte Rolf Tophoven glaubt jedoch, dass dabei kein Lösegeld an die PKK geflossen sei. "Hier sollten Überschriften produziert werden", sagte er Stern.de. "Es ging primär um Aufmerksamkeit." Ein Regionalfürst der PKK habe sich profilieren wollen, der Führung habe die Geiselnahme aber aus Imagegründen überhaupt nicht ins Konzept gepasst. Lösegeldzahlungen bestätige die Bundesregierung generell nicht. Wenn Geld fließe, so Tophoven, dann nie direkt, sondern über Stiftungen, mit deren Hilfe das Geld an die Organisationen weiter "geschleust" werde. Im Fall der entführten Sahara-Geiseln im Jahr 2003 sollen nach Medienberichten zum Beispiel Millionenbeträge bezahlt worden sein - eine Bestätigung gab es dafür nie.
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