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Kempten
22.02.2014

Drogenfund bei Fahnder: Die Mafia, der Bulle und Berge von Schnee

Mit einem Kokainfund (Symbolbild) fing es an. Doch die Vorgänge um den Chef der Kemptener Drogenfahndung könnten noch viel weitere Kreise ziehen.
Foto: Symbolfoto: Frank Leonhardt, dpa

Beim obersten Kemptener Drogenfahnder werden 1,5 Kilo Kokain gefunden. Der Beginn einer Affäre. Es geht um die Mafia und das Verhältnis eines Fahnders mit einer Gangsterbraut.

Der Hilferuf der verzweifelten Frau erreichte die Polizei Kempten in der Nacht zum Samstag. Ein Streit mit ihrem Ehemann war völlig aus dem Ruder gelaufen. Zwei Streifenpolizisten läuteten an der Wohnungstür, um nach dem Rechten zu sehen. Was sie fanden, war alles andere als recht. Sondern vielleicht der Auftakt zu einem Polizeiskandal ungeheuren Ausmaßes. Denn gegen den Herrn des Hauses ergab sich der „Verdacht von Straftaten zum Nachteil seiner Ehefrau“, was auf häusliche Gewalt deutet. Und auf eine gewaltige Drogensache. Der rabiate Ehemann war kein Unbekannter. Sondern ein Kollege, ein Rauschgiftermittler, aber nicht irgendeiner.

Der 52-Jährige ist Leiter des Rauschgiftkommissariats Kempten. Ein Polizist ganz oben in der Hierarchie, Erster Kriminalhauptkommissar. Im Rahmen der weiteren Ermittlungen wurde in seinem Spind bei der Dienststelle in Kempten Rauschgift gefunden. Nach Informationen unserer Zeitung 1,5 Kilogramm Kokain im Schwarzmarktwert von einer viertel Million Euro. Dass ein gravierender Fall vorliegt, zeigt schon die Tatsache, dass er von einem speziellen Dezernat beim Bayerischen Landeskriminalamt verfolgt wird. Die Truppe aus München wird immer dann aktiv, wenn die Beschuldigten Polizisten sind.

Allgäu seit Jahren als Mafia-Zentrum bekannt

In Polizeikreisen ist die Affäre Gesprächsthema Nummer eins. Einer aus den eigenen Reihen möglicherweise in Drogengeschäfte verstrickt – die Nachricht hat eingeschlagen wie eine Bombe. Woher stammt das Kokain? Wurde es bei Ermittlungen beschlagnahmt und dann unterschlagen? Und der ganz schlimme Verdacht: Ist der Kollege ein Verräter, der einer Verbrecherbande einen Freibrief für den Rauschgifthandel ausgestellt hat? Informationen über Ermittlungen und Razzien ausgeplaudert hat? Hat er gar ein Komplott gegen zwei Ermittler angezettelt, die seinem Treiben zu nahe kamen?

Die zuständige Staatsanwaltschaft München I gibt aus „ermittlungstaktischen Gründen“ keine Auskunft zu der Sache, die dadurch besonders brisant wird, dass Kempten seit Jahren als Hochburg der italienischen Mafia gilt. Genauer gesagt: der kalabrischen ’Ndrangheta. 1998 wird am Bahnhof der Allgäu-Metropole eher zufällig der Auftragskiller Giorgio Basile aufgegriffen. Das „Engelsgesicht“ soll mehr als 30 Morde auf dem Konto haben und wird später zum Kronzeugen. 2010 hebt die Polizei bei einer Razzia in der heute nicht mehr bestehenden Pizzeria Vulcano in Sonthofen einen Stützpunkt der kalabrischen ‘Ndrangheta aus. Ein Clan soll vom Allgäu aus im großen Stil mit Kokain gehandelt haben. „Diese Strukturen sterben nicht“, sagt ein hochrangiger Polizist damals in einem Interview. Seit Jahren ist die Szene in der Ferienregion Ziel aufwendiger polizeilicher Ermittlungen.

Polizei in Neu-Ulm ermittelte verdeckt

Für die Bekämpfung der Organisierten Kriminalität im ganzen Gebiet von den Königsschlössern bei Füssen bis zu den markanten Kühltürmen des Kernkraftwerks Gundremmingen bei Günzburg ist die Kriminalpolizeiinspektion für zentrale Aufgaben (KPiZ) in Neu-Ulm zuständig. Ihr Leiter bis April 2013 ist Gregor Piper (Name geändert), ein Vorzeigepolizist, Familienvater, Marathonläufer. Ein Typ wie Fußball-Bundestrainer Jogi Löw, drahtig, gut gekleidet, souverän. Seine „Kundschaft“: Islamisten, Rockerbanden und die Mafia in all ihren Ausprägungen. Die russische Variante, Banden vom Balkan, Verbrecherorganisationen wie die Camorra aus Neapel oder besagte ‘Ndrangheta aus Kalabrien, die angeblich den Drogenhandel im Allgäu kontrolliert. Piper gilt als knallharter Ermittler, genießt in seiner Mannschaft höchsten Respekt.

Es ist eine eingeschworene Truppe, die von Neu-Ulm aus gegen die Verbrecherorganisationen kämpft. Einer von Pipers besten Leuten ist ein Polizist türkischer Herkunft, Anfang dreißig, den Kollegen so beschreiben: „Smart, gut aussehend, Frauentyp.“ Er soll hier Ali C. heißen. Seinen richtigen Namen zu nennen, wäre lebensgefährlich für ihn. Weder Ali noch Gregor Piper wollen sich auf Anfrage zur Affäre um den Kemptener Drogenermittler äußern. Doch es gibt Hinweise, dass ihr berufliches Schicksal eng mit dem Kokainfall im Allgäu verknüpft ist. Mehrere Vertreter der Sicherheitsbehörden der Region, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen wollen, erzählen unabhängig voneinander die Geschichte eines möglichen Komplotts.

Sie beginnt damit, dass Piper Ali auf den Drogenhandel im Allgäu ansetzt. Ali ermittelt in Kreisen, in denen die Männer teure Autos fahren, edle Anzüge tragen und schöne Freundinnen haben. Eine dieser Frauen wird in der Geschichte noch eine verhängnisvolle Rolle spielen. In der Szene werden viele Sprachen gesprochen, doch vor allem Italienisch. Ali weiß: Seine Ermittlungen sind ein Tanz auf der Rasierklinge. Fliegt er auf, kann er schnell ein toter Mann sein. Wer diese Kreise stört, endet nicht selten mit „Betonschuhen“ in einem See oder einer Kugel im Kopf. Ali wurde nicht getötet, aber doch kaltgestellt. Immer wieder hatten die Neu-Ulmer Mafiajäger Hinweise bekommen, dass der Rauschgifthandel auch nach der Razzia in der Sonthofener Pizzeria Vulcano - die mittlerweile geschlossen ist und nichts mit dem bestehenden Heimservice Vulcano zu tun hat - munter weiterging. „Von Haschisch über synthetische Sachen bis zu Heroin – im Allgäu ist alles zu kriegen. Geradezu überflutet wird Kempten von Kokain“, sagt ein Kenner der Szene. Woher stammt das „Koks“? Welchen Weg nimmt es ins Allgäu? Wer sind die Hintermänner? Ali und sein Chef Piper kommen den Antworten auf diese Fragen nach Überzeugung von beteiligten Ermittlern immer näher.

Wurden Ermittler gezielt "kaltgestellt"?

Doch dann passiert etwas, das Filmfans aus unzähligen Hollywood-Krimis kennen: Die unerschrockenen Ermittler werden von der eigenen Spitze – dem Präsidium in Kempten – aus dem Verkehr gezogen. Ob sie wie im Film Dienstmarke und Waffe abgeben mussten, ist nicht bekannt. Bei der Staatsanwaltschaft Kempten gibt es damals, im März vergangenen Jahres, eine knappe Auskunft: Gegen einen Beamten der Neu-Ulmer Polizeidienststelle zur Bekämpfung der Organisierten Kriminalität werde wegen des „Verdachts des Verrats von Dienstgeheimnissen“ ermittelt. Dem Ermittler sei die „Führung der Dienstgeschäfte mit sofortiger Wirkung“ untersagt worden.

Im Zusammenhang mit diesen Ermittlungen wird auch der Chef der Neu-Ulmer Dienststelle seiner Führungsaufgaben enthoben. Das Polizeipräsidium teilt mit, dass im Hinblick auf das mögliche Fehlverhalten des Untergebenen „auch das Führungsverhalten des Leiters“ überprüft werde, um über die weitere „dienstliche Verwendung“ entscheiden zu können. Die Vorwürfe sind pikant. Der junge Drogenfahnder Ali, der Kollegen als Ausbund an Verschwiegenheit gilt, wird beschuldigt, Dienstgeheimnisse preisgegeben zu haben. Er hatte sich in die schöne Ex-Freundin eines Mannes verknallt, der als Kopf einer italienischen Bande von Drogenhändlern galt und inzwischen zu viereinhalb Jahren Gefängnis verurteilt worden ist. Die Blondine war niemals Zeugin oder Beschuldigte in dem Verfahren.

Kokainfund wohl nur die Spitze des Eisbergs

Und Piper, dem obersten Mafiajäger, wird vorgehalten, dass er die Affäre seines Mitarbeiters mit der attraktiven Gangsterbraut nicht umgehend ans Präsidium in Kempten gemeldet hat. Der Verdacht, dass Drogenfahnder Ali der Ex des Bandenchefs auf dem Liebeslager wichtige Informationen geflüstert hat, bestätigt sich indes nicht. Schon im August 2013 teilt die Staatsanwaltschaft mit: Verfahren eingestellt. Ausgestanden ist die Sache für ihn deshalb nicht. Noch stehen mögliche disziplinarrechtliche Folgen im Raum. Der von seinen Kollegen als „Superermittler“ bezeichnete Ali darf seither nicht einmal mehr Falschparker verfolgen. Und sein Vorgesetzter Piper, der als Mafiajäger viele Erfolge vorweisen kann, wird zu einer Behörde versetzt, die die Einführung des Digitalfunks für Polizei und Rettungsorganisationen koordiniert. Oder, wie es Eingeweihte nennen: „Aufs Abstellgleis geschoben.“

Den Grund, dass zwei profilierte Ermittler derzeit nicht mehr der Arbeit nachgehen können, auf die sie sich am besten verstehen, nämlich das Organisierte Verbrechen zu bekämpfen, glauben mehrere erfahrene Ordnungshüter auch zu kennen. Alles deutet für sie darauf hin, dass die beiden Kollegen „gezielt abgesägt“ worden sind. Weil sie möglicherweise einem Verräter in den eigenen Reihen zu nahe gekommen sind. „Ali wäre dem früher oder später auf die Schliche gekommen“, heißt es. Jetzt können sich manche Fahnder aus Neu-Ulm auch die Reaktionen aus Kempten erklären, wenn es um die Kooperation in Drogenermittlungen ging. „Pfuscht uns nicht drein, wir haben hier in Kempten alles im Griff“, habe es da geheißen.

Hat der jetzt verhaftete Kemptener Polizist die Neu-Ulmer Kollegen abwimmeln lassen? Hat er die Informationen über das Techtelmechtel des Neu-Ulmer Drogenfahnders Ali mit der Mafiabraut gestreut, weil dieser seinen schmutzigen Geschäften auf die Spur kam? Die Spezialermittler vom Landeskriminalamt haben jetzt jede Menge Fragen zu klären. Eingeweihte glauben: Der Fund von eineinhalb Kilo „Schnee“, wie Kokain in der Szene heißt, ist nur die Spitze eines gewaltigen Eisbergs.

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