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Foto: Andrea Warnecke, dpa (Archiv)
Foto: Andrea Warnecke, dpa (Archiv)

Die Eichhörnchen sind auf Futtersuche. Das gestaltet sich momentan manchmal schwieriger als gedacht.

Natur
12.09.2018

Eichhörnchen in Not: Wegen der Hitze müssen sie hungern

Aufgrund des heißen Sommers mangelt es den Eichhörnchen an Futter und Wasser. In den Städten ist das Problem am größten.

Die vielen heißen Tage diesen Sommer werden den meisten Menschen wohl positiv in Erinnerung bleiben. Für die Eichhörnchen waren die hohen Temperaturen aber mehr Fluch als Segen. Die durch die lange Hitzeperiode ausgelösten Ernteausfälle sind nicht nur für Landwirte ein Problem. Die Eichhörnchen leiden auch unter Nahrungsknappheit. Nusssträucher, die die Hauptnahrungsquelle der Nager sind, trugen dieses Jahr weniger Früchte. Laut dem Eichhörnchen Schutz e. V. sind vor allem in Wohngebieten die Futterquellen insgesamt rar geworden. Wenn diese Bestände dann noch eingeschränkt sind, stehen die Tiere vor einem Problem.

In Städten ist die Situation am schlimmsten

Sabine Gallenberger vom Eichhörnchen Schutz e. V. München begrenzt die Futterproblematik aber nicht nur auf dieses Jahr. "Es stimmt, dass es dieses Jahr besonders schlimm ist, aber wir bekommen eigentlich jedes Jahr viele unterernährte Tiere eingeliefert", erzählt Gallenberger. Vor allem in dichter besiedelten Gebieten hält sie eine ganzjährige Zufütterung für sinnvoll. Gerade jetzt stößt der Verein in München an die Grenzen des Möglichen. Gallenberger erklärt: "Wir sind ehrenamtlich tätig, von der Stadt bekommen wir keine Unterstützung. Momentan werden so viele Eichhörnchen zu uns gebracht, da kommen wir kaum noch hinterher." Die Zahl der Nager, die zum Verein für Eichhörnchen Schutz gebracht wurden, habe sich in den letzten Jahren kontinuierlich erhöht.

Eichhörnchen leiden am meisten unter der Wasserknappheit

Ein noch größeres Problem als die Nahrungsknappheit ist der Wassermangel. Durch die Hitze sind viele Wasserquellen ausgetrocknet. Ina Thoma, die im Verein für die Region Augsburg zuständig ist, meint: "Die Wasserknappheit ist auch eher ein Problem in den Städten. Auf dem Land, wo es Waldgebiete gibt, finden die Tiere meist genug. Es schadet aber nicht, auch dort Wasserquellen bereitzustellen." Die Wasserknappheit bringt noch ein ganz anderes Problem mit sich. Auf der Suche nach Flüssigkeit steigen die Eichhörnchen in Regentonnen oder Gartenteiche. Dort gibt es häufig keine Ausstiegsmöglichkeiten für die Tiere und sie ertrinken. Dafür hat Frau Thoma einen einfachen, aber effektiven Tipp: "Man kann einen Stock in die Regentonne stecken, dann können die Eichhörnchen wieder herausklettern."

In der Region Augsburg haben die Eichhörnchen weniger Probleme

Ina Thoma warnt aber davor, die Situation zu sehr zu dramatisieren. Das Eichhörnchen sei deswegen noch nicht vom Aussterben bedroht. Beim Landesbund für Vogelschutz in Augsburg sieht man das ähnlich. Das Problem sei zwar bekannt, in der Region aber nicht so gravierend.

Bei all dem gibt es auch eine positive Nachricht. Thoma berichtet: "Wir können den meisten Eichhörnchen, die uns gebracht werden, helfen: 90 Prozent der Tiere überleben." Die Futterproblematik hängt laut Thoma auch immer mit der Beschaffenheit der Nussernte zusammen. Sie sagt: "Es kommt immer darauf an, welche Nussarten wann reif ist. Das kann von Jahr zu Jahr unterschiedlich sein." Sind die Nüsse später reif, hätten die Eichhörnchen nicht genug Zeit, Vorräte für den Winter zu sammeln. Am sinnvollsten wäre das Zufüttern ihrer Meinung nach ab Januar.

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Futter Eichhörnchen fressen vorwiegend Nüsse. Vor allem über die Wintermonate ist eine Zufütterung sinnvoll. In Städten und dicht besiedelten Gebieten empfiehlt es sich, ganzjährig Futter für die Tiere bereitzustellen. Wird ganzjährig gefüttert, kennen die Eichhörnchen die Plätze besser und finden das Futter leichter.

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Wasser Aufgrund der langen Hitzeperiode sind viele Wasserquellen ausgetrocknet. Den Tieren Wasser zur Verfügung zu stellen, ist noch wichtiger als Extrafutter. Hierbei gilt auch wieder: In den Städten sind die Tiere noch mehr auf zusätzliches Wasser angewiesen als auf dem Land.

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Gefahren Bei Regentonnen, Teichen und Tränken darauf achten, Ausstiegshilfen für die Tiere bereitzustellen. Ein Stock im Wasser, der an den Rand führt, reicht dafür schon aus. Wenn man ein unterernährtes oder verletztes Eichhörnchen findet, sollte man es nicht ins Tierheim bringen. Die sind für die Aufnahme von Wildtieren nicht ausgelegt. Am besten bringt man das Eichhörnchen zu einem Tierarzt oder zum Verband für Eichhörnchen-Schutz.

Sabine Gallenberger schätzt die Lage in München etwas anders ein. Sie berichtet: "Wir bekommen ständig neue Tiere eingeliefert, unsere Kapazitäten sind fast erschöpft. Unser Verein ist quasi die Einzige Anlaufstelle für Menschen mit hilfsbedürftigen Eichhörnchen." Vor allem bei den Jungtieren sei die Sterberate sehr hoch. 80 Prozent würden ihren ersten Winter nicht überleben. (gahu)

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