Ein Schausteller kämpft sich zurück zur Wiesn
Vor einem Jahr brannte Karl Häslers Geisterbahn ab, nun ist er mit einem neuen Fahrgeschäft zurück. Wieder auf die Füße zu kommen, war für ihn nicht leicht.
Zur Begrüßung streckt einem Karl Häsler seinen Unterarm entgegen. Denn seine Hand ist voller Schmieröl. Das bringt die Arbeit an seinem Laufgeschäft „Münchner Ski Party“ so mit sich. Und sein Einsatz beginnt jeden Tag früh – schon bevor die Wiesn erwacht. Schließlich sollen die Besucher in seinem drehenden Glas-Labyrinth, mit den vibrierenden Böden und Wasserspielen ihre Gaudi haben. Weniger, ja eigentlich gar nicht lustig war dagegen das Jahr, das hinter ihm liegt.
In einem der vielen Wohnwagen hinter den Geschäften beginnt er mit seiner tiefen Stimme zu erzählen, was ihm vergangenes Jahr passiert war. Er hatte seine Geisterbahn „Encounter“ gerade auf einen Volksfestplatz im niederländischen Uden gebracht. In der Nacht zum 6. Juli 2018 klingelt sein Handy: Sein Fahrgeschäft brennt. Er fährt sofort hin, die Polizisten vermuten eine Brandstiftung, begleiten ihn zum Bürgermeister. Der sichert ihm seine Hilfe zu.
Die Täter sollen schnell gefasst werden. Bis heute ist das nicht passiert. „Die holländische Polizei ermittelt nicht einmal“, sagt Häsler. Entschädigt wurde er auch noch nicht. Und dazu kam: Er musste beim Oktoberfest absagen. „Zum Glück haben die anderen Schausteller für mich Geld gesammelt, obwohl sie mich ja als Konkurrenz sehen könnten“, erzählt er. „Da ist meine Existenz abgebrannt“, sagt er.
Oktoberfest 2019: Häsler arbeitete hart für seine Rückkehr
Weil sein eigenes Geschäft zerstört war, übernahm er den Auf- und Abbau der Attraktion einer Kollegin. Jemand wie er muss alles sein: Handwerker, Künstler, Entertainer. Der 58-Jährige hat alle seine Geschäfte selbst gebaut. Er stammt aus einer Schaustellerfamilie. „Ich wuchs mit Achterbahnen auf. Mein Vater hat mir alles beigebracht: das Schweißen, Lackieren, die Elektrik.“ Sein erstes eigenes Karussell besaß er mit 22 Jahren. Um beleuchtete Treppenstufen bezahlen zu können, verkaufte er sein Auto.
Vor 25 Jahren stand er dann zum ersten Mal auf der Wiesn. Ständig baute er neue Geschäfte und verkaufte sie, wenn ihm andere Ideen keine Ruhe ließen. Seine Attraktionen und Shows sind sein Lebensmittelpunkt. Seine Schwester meldet sich zu Wort. „Karl ist der stärkste Mensch, den ich kenne“, sagt sie. Dennoch habe es sie überrascht, wie er den Brand seiner Geisterbahn durchgestanden hat. Auch sie wuchs auf Volksfesten auf, schloss aber irgendwann mit dem Schaustellerberuf ab und arbeitet seit 20 Jahren als Erzieherin in München. Für die Wiesn hat sie sich Urlaub genommen, um ihrem Bruder zu helfen.
„Ohne meine Familie hätte ich das nicht überstanden“, sagt ihr Bruder. Mittlerweile ist er wieder zuversichtlich. Mit der ersten Wiesn-Woche ist er zufrieden. Sein Geschäft sei genau das richtige fürs Oktoberfest, für Familien wie für abendliche Partybesucher. „Und am zweiten Wochenende geht es erst richtig los.“ Dann aber holt er einige Skizzen hervor. Häsler hat schon wieder Ideen für neue Geschäfte.
Hier gibt es Infos rund um die Wiesn: Oktoberfest 2019 in München: Reservierung, Termine, Bierpreis.
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