Ende einer jahrelangen Flucht endet in Augsburg
Seit vergangener Woche leben 13 irakische Flüchtlinge in Augsburg, in einem Wohnheim der Regierung von Schwaben. Nach jahrelanger Odyssee sind sie hierher gekommen. Ausgestattet mit Sonderrechten. Von Stefan Krog
Von Stefan Krog
Augsburg. Das neue Zuhause liegt am Augsburger Stadtrand zwischen Bahndamm und Schrottplatz, in einem Wohnheim der Regierung von Schwaben.
Seit vergangener Woche leben dort 13 irakische Flüchtlinge, die nach jahrelanger Odyssee durch syrische Flüchtlingslager nach Deutschland gekommen sind. Selten bekamen Flüchtlinge - ein Teil der ersten Ankömmlinge wurde von Innenminister Joachim Herrmann (CSU) persönlich begrüßt - so viel Aufmerksamkeit. Doch das wirft auch Fragen danach auf, wie mit "gewöhnlichen" Flüchtlingen umgegangen wird.
Wie berichtet hat Deutschland sich verpflichtet, im Rahmen des EU-weiten "Resettlement"-Programms 2500 irakische Flüchtlinge aufzunehmen. Etwa 60 Prozent von ihnen sind Christen, die in ihrer früheren Heimat verfolgt werden. 375 Flüchtlinge kommen in den kommenden Monaten nach Bayern und werden auf München und Augsburg verteilt.
In Augsburg gibt es bereits eine größere Gemeinde von Irakern. "Das war ein Grund, warum Augsburg als Anlaufstelle gewählt wurde", sagt Britta Schmid-Göller, Sachgebietsleiterin für Flüchtlingsbetreuung bei der Regierung von Schwaben. Zum Teil leben die Flüchtlinge - es handelt sich um zwei Familien, darunter ein dreijähriger Bub - bereits bei Verwandten in Augsburg.
Über ihre Erlebnisse im Irak wollen die Flüchtlinge nicht sprechen. Der Weg ins neue Leben ist anstrengend genug, manch einer fürchtet vielleicht auch Repressalien für die zurückgelassene Verwandtschaft in Bagdad.
Neue Zweiklassen-Gesellschaft
Deutschland versucht, den Kontingentflüchtlingen den Weg in die Gesellschaft zu ebnen. Im Gegensatz zu "gewöhnlichen" Asylsuchenden können sie sich über die Stadtgrenzen hinaus bewegen, dürfen in eine Wohnung ziehen, arbeiten und haben Anspruch auf Sozialhilfe statt auf Essenspakete. Und es schwebt nicht das Damoklesschwert einer Abschiebung über ihnen, wie bei vielen anderen Asylsuchenden - auch Irakern, die seit Jahren hier leben und bei denen die Lage nicht so klar ist. Auf diesen Zwiespalt machen Flüchtlingsberater und der Bayerische Flüchtlingsrat aufmerksam. Vieles in der Asylpolitik diene einfach dazu, den Zustrom von Menschen möglichst einfach abzuwehren. "Das, was jetzt mit den Resettlement-Flüchtlingen passiert, ist aber beispielhaft dafür, wie man mit Menschen auf der Flucht umgehen sollte", sagt Harald Eckart, Leiter der Verwaltung der Diakonie in Augsburg. "Flüchtlinge werden nicht mehr nur als Plage, sondern als Menschen gesehen", sagt auch Wolfgang Friedel von der Caritas der Diözese Augsburg.
Doch mit der Aufnahme aller Flüchtlinge wäre Deutschland andererseits überfordert. "Letztlich", sagt Aziz Akcan vom Mesopotamien-Verein, der die Augsburger Flüchtlinge unterstützt, "hilft es nur, die Bedingungen vor Ort so zu verbessern, dass Menschen nicht mehr flüchten müssen."
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