Es gibt schon 3000 Kopien
"O'zapft is": So wird am Samstag wieder das Oktoberfest eröffnet, das längst zahlreiche Nachahmer gefunden hat. Mittlerweile gibt es überall auf der Welt Kopien des Voksfests, die allerdings nicht immer in perfektem Bairisch eröffnet werden.
Von Daniel Krawinkel, DDP
"O'zapft is", wird der Münchner Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) am Samstag wieder verkünden. Doch nicht nur er spricht die Worte, auf die die Massen sehnsüchtig warten. Überall auf der Welt werden mittlerweile das ganze Jahr über Oktoberfeste mit diesem magischen Satz eröffnet - wenn auch vielleicht nicht in perfektem Bairisch. Rund 3000 Oktoberfeste gebe es rund um den Globus, schätzt Wiesn-Chefin Gabriele Weishäupl.
In keinem Fall seien die Feste Konkurrenz, sagt Weishäupl. Da müsse man sich nicht fürchten. Sie seien vielmehr Werbung für das Original. "Sie tragen den Namen um die Welt." 95 Prozent der Weltbevölkerung kennen nach Angaben der Wiesn-Chefin den Ausdruck "Oktoberfest". Er sei damit Deutschlands bekanntester Begriff überhaupt.
Die Stadt unterstützt die Nachahmer rund um den Globus. Man bekomme viele Anfragen per Post. "Früher haben wir auch Girlanden verschickt, das geht aber nicht mehr. Es nahm überhand", sagt die Wiesn-Chefin. Heute stehe man den Fest-Organisatoren in aller Welt mit Rat zur Seite.
So ist für Brasilianer nach dem Karneval das Oktoberfest die wichtigste Veranstaltung im Festkalender. Auch in Moskau sorgt bayerische Blasmusik für Stimmung, und in China gibt es Leberkäs mit Basmatireis. Das Fest sei wirklich "etwas Völkerverbindendes", sagt die Wiesn-Chefin.
Auch Wiesn-Wirtesprecher Toni Roiderer sieht das Ganze gelassen. "Ich verstehe, dass das einmalige Fest kopiert werden soll, aber wie heißt's so schön: Oft kopiert, nie erreicht", sagt Roiderer. Die Festzeltbetreiber der anderen Oktoberfeste bemühten sich aber durchaus, ein hohes Niveau zu bieten. Roiderer spricht aus Erfahrung, denn er hat sich schon viele Feste angeschaut. Wissen sei schließlich Macht, sagt er, und es gebe "dort immer Ideen, die man auch beim Original ausprobieren kann".
So weit geht Gabriele Weishäupl nicht. Nur einmal sei sie auf einem anderen Oktoberfest gewesen. Viele Einladungen aus der ganzen Welt habe sie schon ausgeschlagen. "Ich könnte mich das ganze Jahr beschäftigen, indem ich überall Reden halte. Darin sehe ich aber nicht meine Hauptaufgabe."
Somit blieb es bei einem Besuch 1996 im brasilianischen Blumenau - einer von Deutschen gegründeten Siedlung mit Wurzeln im gleichnamigen Münchner Stadtteil. Dort findet eine der größten "Wiesn-Kopien" Südamerikas statt. Rund eine Million Gäste feiern dort jährlich in Tracht. "Es ist wie ein großer Discoabend mit Parade in Dirndl und Lederhose. Kein Vergleich mit unserem Fest", sagt Weishäupl.
Noch exotischer dürfte es demnächst in China zugehen. Dort soll ein Oktoberfest in Planung sein, das rund 20 Millionen Besucher anlocken will. Damit wäre der Titel "größtes Volksfest der Welt" für die originale Wiesn dann dahin. Weishäupl nimmt's gelassen: "Ob 20 Millionen, 2 Millionen oder 20 000, das kann alles keine Konkurrenz sein. Wir haben das Volksfest überhaupt."
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