100 Flüchtlinge an Bord - Reisch: Müssen bis Sonntag Hafen anfahren
Der Landsberger Kapitän Claus-Peter Reisch hat mehr als 100 Flüchtlinge aus dem Meer gerettet. Das Boot müsse dringend in einen Hafen - Italien blockt ab.
Seit Tagen befindet sich Claus-Peter Reisch mit seinem Sportboot „Eleonore“ vor der Küste Maltas. Das Boot ist 20 Meter lang, hat eine Hocktoilette in der geduscht werden kann, und neun Crewmitglieder an Bord. Normalerweise. Aktuell kommen 104 Menschen dazu, die Reisch und seine Crew aus einem havarierten Schlauchboot vor der Küste Libyens gerettet haben. Seither wartet der Seenotretter auf einen sicheren Hafen.
Reisch: Am Sonntag "müssen wir die Reißleine ziehen"
„Wir halten das hier maximal noch bis zum Ende des Wochenendes aus“, erklärt Reisch. Dann verschlechtere sich das Wetter, es drohten Wind und stärkerer Seegang. „Die Menschen schlafen an Deck, können sich nicht einmal ausstrecken.“ Stärkerer Seegang bedeutet Wellen, die das Deck fluten. An Schlaf oder auch nur Ruhe sei dann nicht mehr zu denken. Reisch konstatiert: „Dann müssen wir die Reißleine ziehen“. Dabei steht der Landsberger seit Tagen mit der Bundesregierung in Kontakt. Laut Reisch vertröstet ihn die Regierung ständig.
Auch Italien werde – trotz des Aus von Innenminister Salvini – kurzfristig keine Hilfe anbieten, meint Reisch. Sein Boot sei dort mit einem „Bann“ belegt, bei Einfahrt in einen Hafen drohe ihm eine Million Euro Strafe. Und auch den Menschen an Bord fällt es zusehends schwerer, den Mut zu bewahren. Schließlich können sie die rettende Küste schon erblicken. Reisch erläutert, „wir von der Crew lassen uns jeden Tag etwas einfallen, damit die Stimmung nicht kippt.“
Reisch glaubt nicht an ein Einlenken der Behörden
Über Nacht habe man 2000 Liter Süßwasser erzeugt, damit konnten am Freitag alle Menschen duschen. Eine Erleichterung – „sie können sich nicht vorstellen, wie es gestunken hat. Mancher hat sich seit Wochen nicht richtig waschen können.“ Ansonsten können die Menschen an Bord nicht viel tun, einige helfen beim Putzen des Decks. Oder warten auf die Essensausgabe: Drei mal am Tag bereitet die Mannschaft auf einem Drei-Platten-Herd Essen für 104 Personen zu, meist Couscous.
„Noch haben wir genug Lebensmittel, aber zwei meiner Crewmitglieder sind bereits ausgefallen.“ Reisch führt aus, er werde vom Nothafenrecht Gebrauch machen, wenn sich bis Sonntag keine Lösung ergibt. Der nächste Hafen ist das maltesische Valletta. An ein Einlenken bis dahin glaubt er nicht mehr so recht.
Lesen Sie dazu auch: Flüchtlingsretter Reisch bittet seine Heimatstadt Landsberg um Hilfe
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Die Diskussion ist geschlossen.
Wie Verantwortungsbewusst ist es, mit vorheriger Kenntnis der Möglichkeit das man nicht überall einfahren darf, hinterher mit seinem wohl kaum zu groß dimensionierten Schiff an die Medien zu gehen anstatt ein passendes Gefährt um ausreichend Proviant und einen zugesicherten Anlandeplatz zu haben?
Halte es für ein gewollt erzeugtes Drama.
Da stellt sich mir die Frage ob man so mit Menschen umgehen darf.
@RICHARD M: Diese sogenannten Flüchtlinge wollen nur in ausgewählte Länder"gerettet" werden, das hat mit Seenotrettung nichts zu tun. Wie viel Geld wird dafür bezahlt? Wer kann sich diesen Geldbetrag leisten? Die ärmsten bestimmt nicht. Ein erfolgreiches Geschäftsmodell, keine Seenotrettung .
>>Wieso steuert der Kapitän denn nicht das Herkunftsland an? Wer aufs offene Meer fährt und in Seenot gerät ist doch sicher froh, wenn man ihn wohlbehalten nach Hause bringt?<<
Nach Hause bringt ist nett formuliert. Oder treffender formuliert zynisch. Die Leute fliehen ja aus ihrem 'zuhause'. Warum sollten sie dann froh sein, wenn man sie dahin zurückbringt? Erst denken, dann schreiben Herr. G. ;-) Außerdem ist Libyen in den meisten Fällen nicht ihr zuhause, dafür aber ein Ort an dem mit Sicherheit auch Sie nicht hinverbracht werden wollten, würde an Sie aus dem Mittelmeer fischen.
Man kann ja zu der Seenotrettung eine kritische Haltung haben und auch so den einen oder anderen Zweifel. Aber solche Kommentare sollte man sich trotzdem ersparen.
Die Flüchtlinge wählen bevorzugt das bürgerkriegsgeplagte Libyen als Startpunkt, weil eben dorthin eine Rückführung unzulässig wäre. Die Fluchtzahlen aus den anderen Nordafrikanischen Länder sind erheblich geringer, obwohl die Sicherheitslage dort besser ist.
Man kann das nennen wie man will, nur senkt diese Vorgehensweise eben die Akzeptanz dieser Einwanderer dramatisch.
In Italien geht der Staat wohl noch ein wenig gegen illegale schleudere vor.
Die AfD hate heute übrigens ein zugespieltes Video von der Eleonor und der Lifeline 3 veröffentlicht.
Dem in „Seenot“ geratene Flüchtlingsboot eilt ein Schiff der Lybischen Küstenwache zur Hilfe. Die Flüchtlinge blocken jedoch ab, schreien, dass sie nicht nach Lybien wollen und wehren den offiziellen Rettungsversuch der Küstenwache ab.
Dann kommen die Schlepperschiffe, wie Kapitän Reisch eines Steuer und nehmen diese auf. Anschließen wird auf dem Boot ausgelassen Party gefeiert und mit dem Beiboot werden ein paar Vollgas runden im Kreis gedreht.
An Bord übrigens ausschließlich junge Männer, keine Frauen, keine Kinder.
Dieses Video sollte man sich unbedingt ansehen um zu sehen, was da wirklich abgeht und nicht, was diese Schlepper uns vorgaukeln.
Ich hoffe, dass Italien standhaft bleibt
Die Afd bringt da nichts Neues.
Solche Videos gab es schon früher; auch SPON und Frontex hatten das auch schon im Angebot.
https://www.spiegel.de/sptv/spiegeltv/spiegel-tv-magazin-unterwegs-mit-der-libyschen-kuestenwache-a-1154532.html
https://twitter.com/Frontex
Es geht um Einwanderung nach Europa und nicht um sinnvoll durchgeführte Seefahrt, Seenotfälle und Rettung aus diesen.
Als Schleuser muss man das in Kauf nehmen.
Dumme Bemerkungen über Menschen in Not sind wirklich nicht angebracht, denn Menschenrechte und Anstand sind tragende Säulen in einer zivilisierten Gesellschaft.
Erst Menschen abkassieren, dann in Seenot bringen und andere dafür verantwortlich machen.
@Richard M.
Alfred W. hat einen sachlichen, gerichtlich verifizierten Beitrag gepostet.
Kein Grund ihn dafür zu beleidigen, besonders nicht als Vertreter der „zivilisierten Gesellschaft“
Wieso steuert der Kapitän denn nicht das Herkunftsland an? Wer aufs offene Meer fährt und in Seenot gerät ist doch sicher froh, wenn man ihn wohlbehalten nach Hause bringt?
Wenn man gezielt Menschen ohne Einreiseerlaubnis in ein Land bringt, dann ist das nunmal einfach schlepperei!
Ach, das ist doch ganz normal, macht jeder.
Warum nur 10km zurück zur afrikanischen Küste, wenns auch 400km in die andere Richtung gehen kann.
So sieht wahre Seenotrettung nun mal aus.
Seenotrettung, da muß die Not ja groß sein.
@MICHAEL G
"Alfred W. hat einen sachlichen, gerichtlich verifizierten Beitrag gepostet.
Kein Grund ihn dafür zu beleidigen, besonders nicht als Vertreter der „zivilisierten Gesellschaft“"
Der Beitrag von Alfred W. zeigt Menschenverachtung, denn er ist weder richtig, noch sachlich, noch von einem deutschen Gericht verifiziert. Zeigen Sie mir ein deutsches Gericht, das Herr Reisch als Schleuser verurteilt. Es ist das übliche Fremdenhasser Geschwätz, sonst nichts. Im Übrigen legen deutsche Gerichte fest, wer ein Schleuser ist und verurteilt wird und nicht Sie.