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Liedermacher hat Parkinson
10.11.2015

Fredl Fesl: "Mal geht es mir besser, dann kommt ein Rückschlag"

2010 erhielt Musiker Fredl Fesl den Karl-Valentin-Preis.
Foto: dpa

Fredl Fesl war ein erfolgreicher bayerischer Liedermacher. Bis ihn die Parkinson-Krankheit langsam seines alten Lebens beraubte. Seinen Humor hat er trotzdem nicht verloren.

Die Haustür ist geschlossen, ein Namensschild gibt es nicht. Warum auch? Hierher kommt man nicht zufällig. Der Hofhund wedelt freundlich mit dem Schwanz. Auf dem Bankerl vorm Haus liegt einsam eine Schunkelhilfe. So nennt der Hausherr den selbst entwickelten Schalensitz, der seinen Nutzer wahlweise nach links oder nach rechts kippen lässt. Der Scherzartikel kostet 20 Euro. Ein kleines Zubrot für den Erfinder. Niemand da? Was tun? Es ist nicht abgesperrt. Also einfach eintreten. Da kommt schon einer ziemlich agil um die Ecke geschossen, der aussieht und spricht wie Fredl Fesl. „Griaß eich“, begrüßt er die Gäste in seiner Einöde Häuslaign im nordöstlichen Oberbayern herzlich.

Zunächst bleibt einem fast der Mund offen. Auf der Hinfahrt ins sogenannte hügelige Holzland nördlich von Altötting hat man sich noch gefragt: Wie wird es ihm wohl gehen? Kann einer, der seit 18 Jahren an Parkinson leidet, überhaupt noch sprechen und gehen? Auf den ersten Blick sieht man Fredl Fesl seine Krankheit nicht an. Auf den zweiten durchaus. Und je länger er von seinem Leben nach der Karriere, vom Heute, Hier und Jetzt erzählt, umso bedrückender wird die Vita. Denn die Schüttellähmung beraubt den heute 68-Jährigen mehr und mehr dessen, was sein Leben ausgemacht hat.

In München stellt er seine Biografie vor

Er bittet in die gemütliche Küche. Sie haben eigens gekocht, er und seine Frau Monika, 59, sogar noch Kaffee und Kuchen hergerichtet. In Häuslaign werden Gäste sehr freundlich bewirtet. Die Fesls wissen es zu schätzen, wenn jemand eine stundenlange Fahrt auf sich nimmt, um sie zu besuchen. In diesem Fall gibt es einen Anlass. Fredl Fesl hat in den vergangenen zwei Jahren ein Buch geschrieben mit dem programmatischen Titel: „Ohne Gaudi is ois nix“. Es sind seine Lebenserinnerungen, die heute Abend in München vorgestellt werden. In dem Buch erzählt er Anekdoten, begonnen bei seiner Kindheit bis hin zu dem Moment, als er seine erste Schallplatte aufnahm. Fesl stoppte die Geschichte, wie er erzählt, ganz bewusst an dem Punkt, als er erfolgreich wurde. Denn das „kennt doch eh jeder“.

Im zweiten Teil des Buchs lässt er Freunde und Wegbegleiter über eben diese Erfolge des „Erfinders des bayerischen Musikkabaretts“ urteilen, wie es in der Presseankündigung heißt. Von Werner Schmidbauer über Konstantin Wecker bis zu Mike Krüger reicht die Reihe der Laudatoren. Das Projekt habe ihm, aber auch seiner Frau gutgetan, erzählt er. Es sei ein Ausbruch aus der bisweilen lähmenden Leere der Krankheit gewesen. „Es gab wieder eine Aufgabe, die ihn vom manchmal langweiligen Alltag ablenkt“, sagt sie. Fredl Fesl kann und will seit 2006 nicht mehr öffentlich auftreten. Die letzten Konzerte seien eine Qual gewesen, erzählt er. Immer von der Angst begleitet, Ausfallerscheinungen zu haben. So, sagt er, war er auf eine Weise froh, als dieser Druck ein Ende hatte.

Auch vieles andere entriss ihm die Schüttellähmung Stück für Stück. Der gelernte Kunstschmied kann nicht mehr draußen in seiner Schmiede arbeiten, muss die Wiesen von einem Bauern mähen lassen und kann auch kaum mehr am Haus rumwerkeln. Nur die Pflege des Obstgartens ist ihm geblieben. Und seine Schunkelhilfe. Überraschenderweise hat das Buchschreiben ganz gut funktioniert. Seine „Gschichterln“ hat er selbst am Computer geschrieben, an Tagen, an denen ihm die Krankheit genügend Kraft und Ruhe gestattete. Dank eines Schreibmaschinenkurses zur Schülerzeit an der damaligen Mittelschule kann Fesl im Zehn-Finger-System tippen. Ein guter Freund der Familie lektorierte das Werk dann sorgsam und mit viel Sprachgefühl. Darum liest es sich so, als wären die Geschichten direkt bei einem Fesl-Konzert aufgenommen worden.

Manchmal aber geht gar nichts. Da kommt der kräftige Kerl, der einst oberbayerischer Juniorenmeister im Gewichtheben war, aus seinem Massagestuhl nicht heraus. Ein dauerndes Auf und Ab. „Mal geht es mir besser, dann kommt wieder ein Rückschlag. Heute ist der Parkinson nicht so schlimm“, erzählt er und bemüht sich um ein Lächeln, das ihm aber nur schief gelingt. Die Krankheit versucht ihn zu widerlegen. Der frühere Wortakrobat wirkt in diesem Moment, als wären seine Gesichtszüge eingefroren. Das Magazin Der Spiegel hat Fesl vor einiger Zeit einmal so beschrieben: „Die Lachfalten sitzen wie gemeißelt in den Mundwinkeln …“

Fesl kämpft dagegen an. Er hat zwar schon vieles akzeptieren müssen, aber mithilfe seiner Frau schafft er es immer wieder, sich aufzuraffen. Er erzählt, dass sich seine Zunge bisweilen geschwollen anfühle und er so träge sei, dass ihm das Sprechen schwerfällt und er sich nur sehr undeutlich artikulieren kann. Besser ist es mit den unkontrollierten, schlenkernden Bewegungen geworden, im Fachjargon Dyskinesien genannt, seitdem er sich vor einigen Jahren eine Art Hirnschrittmacher einsetzen ließ. Auch den Tremor hat er weitgehend im Griff. Autofahren traut er sich noch zu. „Ohne das wäre er hier ganz auf sich und das Haus zurückgeworfen“, sagt Ehefrau Monika. Er selbst sagt: „Ich fahre oft mit dem Auto stundenlang in der Gegend herum, wenn mir langweilig ist.“ Manchmal kehrt er dann auch in den umliegenden Gaststätten ein. Wenngleich die Gespräche an den Stammtischen auch nicht immer unterhaltsam und niveauvoll seien, wie er findet. Wie er sich sonst noch die Zeit vertreibt? „Mit Computerspielen.“

Fesls Alben verkaufen sich heute noch immer

Trotz dieser Einsamkeit will Fesl weiter auf dem Land leben. Der Bauernhof, auf dem er seit Anfang der 90er Jahre wohnt, ist seine Heimat. Er hat ihn sich ganz bewusst gesucht. „Ich wollte ein Haus mit so viel Grund drum herum, dass mir keiner einen Misthaufen vors Wohnzimmerfenster setzen kann.“ Da ist es wieder, dieses Schmunzeln, das nun weniger im Gesicht stattfindet, sondern mehr in den Augen abzulesen ist. Zumindest, was die Misthaufen betrifft, ist Fesl auf der sicheren Seite. Bei rund sechs Hektar Wiesen rund ums Gehöft dürfte ihm das tatsächlich nicht passieren. „Mittlerweile mäht mein Nachbar das Gras unentgeltlich und kriegt dafür das Heu für seine Kühe.“

Fredl Fesl führt die Gäste in den Hof hinaus. Den Bagger, mit dem er seine zwei Fischweiher ausgehoben hat, hat er längst verkauft. Nur die Garage steht noch da – verlassen in der Herbst-Landschaft. Zu den nächsten Nachbarn sind es mehrere hundert Meter. „Wenn man sich zufällig mal auf der Straße sieht, dann ruft man: Griaß di, Nachbar!“ Diese Abstände seien gut für den Charakter, glaubt Fesl. Jeder könne nach seiner Fasson spinnen. Jeder sei hier sein König, während in größeren Siedlungen die meisten für die anderen lebten und gar nicht für sich selbst. Man mähe dann den Rasen, damit kein Löwenzahn zum Nachbarn rüberfliegt. Man lease ein teures Auto, damit die Nachbarn sehen, was man sich leisten kann – so sieht er das. In Häuslaign ist das überflüssig. Monika Fesl, die seit fast 20 Jahren hier wohnt, erzählt, sie habe den hinterhäusigen Nachbarn noch nie gesehen.

Der Ort Pleiskirchen, zu dem Häuslaign gehört, ist sowieso etwas Besonderes. Auf gut 2300 Einwohner kommen sage und schreibe 134 Ortsteile. Man könnte durchaus auf die Idee kommen, dass hier ein Haufen Eigenbrötler, oder nennen wir sie freundlicher: Individualisten, leben. Auf Fredl Fesl trifft das jedenfalls zu. Das sagt er über sich selbst. Er sei immer eher ein Einzelgänger gewesen. Als er körperlich dazu noch in der Lage war, hat der gebürtige Niederbayer eigenhändig den Stall des Hofes ausgebaut und im ersten Stock ein Musikzimmer eingerichtet. Ein Keyboard steht jetzt da, diverse Blasinstrumente von der Tuba bis zur Trompete, E-Gitarren und der Koffer mit seiner alten Konzertgitarre liegen im Raum herum. Lange hat er sie schon nicht mehr in Händen gehalten. Eine Saite fehlt. Fesl reißt einen für ihn typischen Witz: „Das ist die E-Saite, weil die eh fehlt.“ Geschrieben liest es sich nicht lustig. Wenn es Fesl dagegen in seiner typischen Art sagt, huscht einem sofort ein Schmunzeln übers Gesicht. Weil es ein von der Krankheit geschenkter Tag ist, gelingt es ihm, einige Akkorde anzuschlagen. Schnell legt er die Gitarre wieder sachte beiseite, setzt sich ans elektronische Klavier und spielt auch das noch erstaunlich gut. Man spürt, dass er sich darüber freut, als man ihm dies bestätigt.

Denn natürlich ist es bei Fesl wie bei anderen Künstlern: Wenn sich der Erfolg heimlich, noch dazu völlig unverschuldet, davon geschlichen hat, fühlt man eine innere Leere. In den 70er Jahren konnte praktisch jedes Kind die Lieder der Ikone der bayerischen Kleinkunstszene mitsingen, auf den sich die Biermösl Blosn genauso berufen wie ein Willy Astor. Das „Taxilied“ etwa oder „Ein Pferd hat vier Beiner“, vor allem natürlich: „Der Königsjodler“. In einer Zeit, in der vielen Künstlern im Schnitt gerade mal eine Halbwertszeit von wenigen Jahren gegönnt ist, verkaufen sich Fesls Alben noch immer. Das Video von seinem „Niederbayerischen Sauf- und Trinklied“ auf Youtube ist beispielsweise fast 1,3 Millionen Mal aufgerufen worden.

Fredl Fesl: „Ohne Gaudi is ois nix“

Der Journalist Hermann Unterstöger ehrte den Mann, der von seiner „niederbayerischen Heimat Niederbayern“ (Fesl) aus die Bühnen des gesamten deutschsprachigen Raums erobert hatte, auf eine besonders nette Weise. Die Quintessenz seiner Rede zur Verleihung des Großen Karl-Valentin-Preises 2010 war, dass das -esk, das man an den Namen eines Künstlers hängt, um diesen zu einem Adjektiv zu machen, nur ganz wenigen Menschen vorbehalten sei. Niemand sage schilleresk oder hölderlinesk. Valentinesk, kafkaesk oder eben auch feslesk, das sei indes stimmig. Diese Art von Humor gefällt Fredl Fesl. Humor, der durch die Hintertür kommt. Das ist auch seine Art. Er kann sicher sein, dass er dafür heute in München noch mal den verdienten Applaus bekommt. Alfred Fesl, wie er korrekt heißt, wird das genießen. Er hofft, dass es ihm dann gesundheitlich gut geht. Aber keiner kann das vorhersagen. Morbus Parkinson ist unberechenbar.

Das zermürbt selbst einen Humoristen. Am Ende unseres Besuchs fasst er seine Traurigkeit in dem fast sachlich anmutenden Satz zusammen: „Es ist nicht gut, wenn du merkst, dass etwas nicht mehr geht.“ Wie schreibt er so nett: „Ohne Gaudi is ois nix.“ Man ist geneigt, an dieser Stelle ein Zitat der ebenso unvergessenen Filmfigur Monaco Franze dranzuhängen, um ihm Mut zu machen: „Fredl, a bissl wos geht imma.“

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