Friedberger Altstadtfest: Bürgermeister landet im Bottich
Heute beginnt die zehnte "Friedberger Zeit". Das Altstadtfest soll an die Barockzeit zwischen 1680 und 1790 erinnern - die Blütezeit des Uhrenhandwerks in Friedberg.
Heute Abend stellt die frühere Uhrmacherstadt Friedberg die Uhren für zehn Tage (8. bis 17. Juli) zurück in die Barockzeit. Roland Eichmann betritt beim historischen Altstadtfest „Friedberger Zeit“ als Bürgermeister mit Dreispitz und Perücke für ihn noch ungewohntes Neuland. Er wird mit Sicherheit nicht um eine nasse Aburteilung herumkommen. Ob schuldig oder nicht – die Stadtwache wird ihn bei der Bäckertaufe in einen Wasserbottich tauchen. Auch Veranstaltungsleiter Frank Büschel wurde schon so abgestraft. Er kennt das Ritual und das Altstadtfest von Anfang an. Bei der Premiere 1989 wirkte er als 18-jähriger Gymnasiast an einem Theaterstück über die Stadtgeschichte mit.
Damals waren die Friedberger noch weitgehend unter sich. Jetzt wird die „Friedberger Zeit“ zum zehnten Mal gefeiert. Und längst ist das Altstadtfest groß geworden. Vor drei Jahren kamen 182.000 Besucher. Viele Friedberger identifizieren sich mit ihrem Fest. Über 5000 Bürgerinnen und Bürger tragen ein historisches Gewand.
"Friedberger Zeit": Am Anfang war es ein Wagnis
Vorbild für die „Friedberger Zeit“ ist die Epoche zwischen 1680 und 1790 – die Blütezeit des Uhrmacherhandwerks in der Stadt. Die Idee, diese Barockzeit wieder aufleben zu lassen, stammt von Kreisheimatpfleger Hubert Raab. Vor dem ersten Fest überzeugte er davon den heutigen Altbürgermeister Albert Kling. Die „Friedberger Zeit“ sollte kein weiteres Mittelalter- oder Renaissancefest werden. Dies hätte für Raab nicht gepasst, weil nach dem 30-jährigen Krieg im zerstörten Friedberg kein Haus mehr stand. Die Altstadt ist geprägt durch die Uhrmacherzeit. Ein Barockfest war aus Sicht von Raab zunächst ein Wagnis, weil damals Vorbilder dafür fehlten.
Gabriele und Hubert Raab, die bis heute in Sachen Historientreue beraten, mussten erst vieles herausfinden bis hin zum Aussehen der Bierkrüge. Sie waren in der Friedberger Zeit aus weißem Steingut. Das Vorbild steht im Bayerischen Nationalmuseum. Viele Friedberger Gruppen beteiligen sich aktiv am Altstadtfest. „Der Funken, der am Anfang gezündet hat, wird weiter am Brennen gehalten“, freut sich Ideengeber Raab, dass sich die Friedberger das Altstadtfest zu Eigen gemacht haben.
Gefeiert wird in der Altstadt vom 8. bis 17. Juli freitags von 18 bis 1 Uhr, samstags von 16 bis 1 Uhr, sonntags von 14 bis 24 Uhr, montags bis donnerstags 18 bis 24 Uhr. Infos unter www-friedberger-zeit.de
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