"G9"-Volksbegehren mit 2,4 Prozent gescheitert
München (dpa/lby) - Das gescheiterte Volksbegehren für das alte neunjährige Gymnasium hat ein unterschiedliches Echo ausgelöst. Bayerns Kultusminister Siegfried Schneider (CSU) sagte am Dienstag im Kabinett, mit dem klaren Scheitern seien nun auch die letzten Zweifel ausgeräumt. "Für Eltern, Schüler und Lehrer gibt es jetzt Rechtssicherheit und Verlässlichkeit." Für die Initiative von Eltern und Lehrern aus dem unterfränkischen Kitzingen hatten nur 2,4 Prozent der Wahlberechtigten gestimmt.
Landesweit trugen sich knapp 222.000 Bürger in die Unterschriftenlisten ein, wie das Statistische Landesamt am Dienstag mitteilte. Notwendig wären 920.000 Unterschriften gewesen - zehn Prozent der Wahlberechtigten in Bayern. Lediglich im Kreis Schweinfurt nahm das Begehren die Zehn-Prozent-Hürde. In sämtlichen übrigen 95 Kreisen und kreisfreien Städten verfehlten die Organisatoren ihr Ziel.
Nach Ansicht der Grünen-Landesvorsitzenden Theresa Schopper haben es die Initiatoren des Volksbegehrens trotz des recht klaren Ergebnisses geschafft, die negativen Folgen der überstürzten Einführung des achtjährigen Gymnasiums (G8) einer breiten Öffentlichkeit vor Augen zu führen. Auch für den Bayerischen Philologenverband (BPV) ist das Ergebnis ein "deutlicher Indikator für die Unzufriedenheit mit dem G8". "Faktisch hat hier ein großer Anteil der Erziehungsberechtigten dem G8 die gelbe Karte gezeigt", sagte der Verbandsvorsitzende Max Schmidt.
Für den ödp-Landesvorsitzenden Bernhard Suttner hat das Volksbegehren den Finger in die Wunde gelegt und die "Hopplahopp- Reform einer breiten Öffentlichkeit erst so richtig zu Bewusstsein gebracht". Der Präsident des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV), Albin Dannhäuser forderte deutliche Nachbesserungen. "Nötig ist eine Reform der Reform." Der CSU- Bildungspolitiker Gerhard Waschler erklärte: "Die geplanten Stundenentlastungen werden zu einer deutlichen Verminderung des Nachmittagsunterrichts führen."
Mit 2,4 Prozent blieb das Volksbegehren noch unter den Prognosen der Initiatoren, die mit etwa drei Prozent gerechnet hatten. Nach dem vorläufigen Ergebnis war die Resonanz im Süden und Osten Bayerns weit schwächer als in Franken. Im niederbayerischen Dingolfing-Landau trugen sich lediglich 0,7 Prozent der Wähler ein. Auch in den Großstädten konnten die Gegner des G8 nur wenige Bürger überzeugen: In der Landeshauptstadt München befürworteten 1,8 Prozent das Begehren, in Nürnberg ebenfalls 1,8 Prozent, in Augsburg zwei Prozent.
Die Initiatoren befürchten, dass das achtjährige Gymnasium den Leistungsdruck auf die Kinder weiter erhöht. Sie fordern daher eine Rückkehr zum traditionellen neunjährigen Gymnasium.
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