Warum Pflanzen in diesem Jahr stärker faulen
Vieles ist in diesem Jahr noch stärker gewachsen als sonst. Doch der viele Regen hat Pflanzen und Obst auch verändert. Eine Expertin erklärt, worauf Hobbygärtner achten sollten.
Wenn alles noch einmal besonders intensiv leuchtet, Blumen in kräftigen Farben begeistern und an den Bäumen Äpfel, Birnen, Zwetschgen und viele mehr reif werden, ist nicht nur Zeit, das alles zu genießen, Hobbygärtner haben gerade jetzt auch alle Hände voll zu tun. Zumal in diesem Jahr aufgrund der Witterung manches anders ist als sonst, wie unsere Expertin von der Bayerischen Gartenakademie, Marianne Scheu-Helgert, erklärt. Hier kommen ihre aktuellen Tipps:
Chrysanthemen: Beliebte bunte Herbstblüher für den Hauseingang sowie für Terrasse und Balkon sind Chrysanthemen. Wer nun welche kauft, sollte ungefüllte Sorten wählen, rät Marianne Scheu-Helgert. Denn nur sie bieten Insekten wie späten Bienen oder Schwebfliegen Nahrung. Auch gilt es darauf zu achten, ob die Pflanzen winterhart sind. Wer Chrysanthemen gleich ins Beet an einen halbschattigen Platz pflanzt, hat lange Freude an den Blumen. Werden sie zunächst in Töpfen etwa auf die Terrasse gestellt und später erst eingepflanzt, fassen sie nicht immer Fuß. Ganz wichtig bei der Pflege von Chrysanthemen ist eine regelmäßige, gute Wasserversorgung, betont die Gartenbauingenieurin. Allerdings dürfe es natürlich nicht zu Staunässe kommen, das heißt, es muss im Topf oder Kasten für einen guten Ablauf gesorgt sein. Auch gedeihen Chrysanthemen besser überdacht, da bei zu viel Nässe Fäulnis drohe.
"Viele Pflanzen haben sich an den vielen Regen gewöhnt"
Fäulnis: Doch nicht nur Chrysanthemen zeigten bei zu viel Nässe schnell faule Blätter und Blüten. Hobbygärtner sollten in diesem regenreichen Jahr Scheu-Helgert zufolge überall darauf achten, dass nichts zu dicht wächst und Abgeblühtes rasch entfernt wird. „Denn für Fäulnis und Pilze aller Art herrschen beste Bedingungen.“ So sollten beispielsweise auch die Sommerhimbeeren, die vielerorts jetzt die zweite Frucht ansetzen, von überzähligen Trieben befreit werden und am Boden gelte es, kein Unkraut zuzulassen, „damit möglichst viel Luft durch die Sträucher kann“.
Das Wetter führte noch zu einem anderen Problem: Viele Hobbygärtner können zwar beobachten, dass in diesem Jahr alles viel besser wächst, dass beispielsweise die geliebten Stauden noch ein Stückchen höher sind als sonst, „doch die Blätter, Blüten und Früchte sind auch zarter, da sie viel weniger Sonne erhalten haben“. Das wiederum bedeutet, erklärt Scheu-Helgert, „dass viele Pflanzen bei plötzlichen warmen Tagen auch mehr Wasser brauchen, da sie sich an den vielen Regen gewöhnt haben“. Da Nässe aber wie gesagt Fäulnis und Pilze fördert, gelte es noch stärker als sonst darauf zu achten, ausschließlich morgens gründlich zu gießen, damit sich Fäulnissporen nicht über Nacht auf den empfindlichen Blättern und Blüten ausbreiten können.
„Sehr viel Fäulnis ist in diesem Jahr auch im Obstbereich zu beklagen“, sagt Scheu-Helgert. „Die Haut vieler Früchte ist heuer viel dünner, das macht sie empfindlicher, sie platzt schneller auf und ist auch für Eindringlinge aller Art empfänglicher.“ Für Hobbygärtner bedeute dies: Regelmäßig abernten und verletzte Früchte sofort vom Baum nehmen, aber auch das Fallobst nicht liegen lassen. Da einzelne Fäulnis-Pilzarten giftig sind, rät die Expertin dazu, ausschließlich Äpfel mit schadhaften Stellen auszuschneiden – und zwar etwa zwei Zentimeter tief – und anschließend zu verwenden. „Früchte, die ein wässrigeres Fruchtfleisch aufweisen wie etwa Pfirsich, Zwetschge oder Himbeere sollten bei fauligen Stellen komplett entsorgt werden.“
Unkraut: Die viele Nässe lässt natürlich auch das Unkraut kräftig wuchern. Hobbygärtnern rät Scheu-Helgert, gerade alle Samenunkräuter regelmäßig zu entfernen. Bei einer Pflanze empfiehlt die Fachfrau, besonders rigide vorzugehen und null Toleranz walten zu lassen, auch wenn sie mit ihren zarten, gefiederten Blättchen hübsch aussieht und so mancher sie als Delikatesse schätzt: Giersch! Werde er nicht frühzeitig und gründlichst bekämpft, komme es zur Katastrophe, warnt die Expertin, sprich, man werde dem Gewächs überhaupt nicht mehr Herr im eigenen Garten. Hier helfe nur sofortiges Ausgraben und dabei wirklich jedes Würzelchen zu erwischen, indem die umgegrabene Erde anschließend gesiebt wird.
Säen: Herbstzeit heißt aber nicht, dass im Gemüsebeet nichts mehr gesät oder gepflanzt werden könnte: Gerade Salat könne nun noch bestens gesät werden – beispielsweise Salatrauke, Winter-Portulak, Spinat und oder Feldsalat. Sehr vielseitig zu verwenden ist auch der asiatische Kohl Pak Choi, der jetzt noch gut gepflanzt werden könne.
Ernte von Obstbäumen fällt sehr unterschiedlich aus
Ernte: Herbstzeit ist auch stets Erntezeit. Wer nur ein kleines Gartenparadies besitzt, dem rät Scheu-Helgert zu sogenannten Spindelbäumen. Sie bleiben klein, tragen aber dennoch viele, schöne Früchte. Besitzer von Obstbäumen bemerken in diesem Jahr allerdings auch, dass die Ernte sehr unterschiedlich ausfalle: „Beim einen hängen die Bäume voller Früchte, beim anderen gibt es kaum etwas zum Ernten. Das kann in Gärten innerhalb einer Straße ganz unterschiedlich heuer sein.“ Das liege an der Kälte im Frühjahr, die teils zu einer schlechten Befruchtung geführt habe, da auch die Insekten weniger aktiv waren. Vor diesem Hintergrund spiele die Lage des Gartens eine noch größere Rolle als ohnehin. Wer übrigens Williams Christ Birnen im Garten hat, sollte nach Angaben der Expertin darauf achten, dass gerade diese Birnensorte nur ein sehr kleines Zeitfenster von etwa zehn Tagen hat, in dem der Genuss voll entfaltet ist. Da dies oft schwierig ist, empfiehlt Scheu-Helgert bei einer Neuanschaffung eher neuere Sorten zu wählen.
Hilfe: Die Nummer des Gartentelefons der Bayerischen Gartenakademie hat sich geändert. Die Experten sind Montag und Donnerstag, jeweils von 10 bis 12 sowie von 13 bis 16 Uhr unter 0931/ 9801 3333 zu erreichen oder per Mail: bay.gartenakademie@lwg.bayern.de. Mehr Infos speziell zu Birnen im Garten finden Sie unter diesem Link.
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