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Geiselnahme-Prozess: Von Rentnern gekidnappt: Opfer hatte Todesängste

Geiselnahme-Prozess

Von Rentnern gekidnappt: Opfer hatte Todesängste

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    Das Entführungsopfer und Nebenkläger James A. (l), verlässt in Traunstein im Landgericht den Verhandlungssaal während einer Pause.
    Das Entführungsopfer und Nebenkläger James A. (l), verlässt in Traunstein im Landgericht den Verhandlungssaal während einer Pause.

    Im

    Prozess

    gegen mehrere Rentner um die

    Geiselnahme

    eines Anlageberaters hat das Opfer am Dienstag seine

    Todesängste

    geschildert. Mit immer wieder brüchiger Stimme sagte der 57-Jährige vor dem

    Landgericht

    Traunstein

    , er sei von seinen Peinigern geschlagen, festgehalten und gefesselt worden. "Ich habe gedacht, die bringen mich in den Wald und erschießen mich", schilderte der in

    Deutschland

    lebende US-Amerikaner seine Ängste. "Ich war voller Panik."

    Zwei Ehepaare und ihr Komplize im Alter von 61 bis 80 Jahren sollen ihren Anlageberater im Juni 2009 im Keller eines Hauses nahe dem Chiemsee in einer Art Selbstjustiz tagelang als Geisel genommen haben. Sie wollten zusammengerechnet rund 2,4 Millionen Euro zurückbekommen, die der Finanzberater in den USA mit bis zu zwölf Prozent Zinsen angelegt hatte, wie die Staatsanwaltschaft glaubt. Das Geld sahen die Angeklagten aber bis heute nicht mehr wieder. Das Opfer wurde jedoch von der Polizei befreit. Gegen einen 67 Jahre alten Angeklagten kann derzeit nicht verhandelt werden, er ist krank.

    Der Finanzberater schilderte auch seinen Fluchtversuch aus dem Kofferraum des Autos während der Fahrt von seinem Wohnort Speyer nach Oberbayern. Er habe das Klebeband, das ihm der 74 Jahre alte mutmaßliche Drahtzieher der Geiselnahme um den Mund gebunden hatte, durchgebissen und danach auch die Fesseln an Händen und Füßen auf diese Weise gelöst, sagte der 57-Jährige. Als das Auto stoppte und der Kofferraum aufging, sei er bei seinem Fluchtversuch erneut von dem Rentner geschlagen worden.

    Der Anlageberater bestritt bei seiner Vernehmung vor Gericht auch, dass er dem mutmaßlichen Haupttäter, dessen Frau und dem Komplizen Geld schulde. Lediglich bei dem mitangeklagten Arzt-Ehepaar aus Schliersee stehe er mit rund 200_000 US-Dollar (knapp 150_000 Euro) in der Kreide. Wegen der US-Immobilienpleite habe er aber sein gesamtes Vermögen verloren. "Ich habe kein Geld mehr", sagte er.

    Während der Hauptbeschuldigte, in dessen Haus die Aktion ablief, eine Geiselnahme nach wie vor bestreitet, hatte der Komplize und Ex- Mitarbeiter des Anlageberaters am zweiten Verhandlungstag Ende Februar ein Geständnis abgelegt. Vor Gericht wurde aus E-Mails des Mannes an seine Frau zitiert, in denen der in Hamburg geborene US- Amerikaner die Geiselnahme in einer Art Geheimsprache beschrieb: "Die Kartoffel ist bald gar", heißt es an einer Stelle, oder "die Kartoffel kann bald gepellt werden". Gemeint war das im Keller eingesperrte Opfer.

    Beide angeklagten Ehefrauen bedauern ihre Beteiligung an der Entführung. Die 80 Jahre alte Frau des Drahtziehers sagte aus: "Wenn ich gewusst hätte, dass wir alle im Gefängnis landen, hätte ich das Haus verlassen." Die Frau des verhandlungsunfähigen Arztes sprach vom "schwersten Fehler meines Lebens".

    Die Urteile in dem Prozess vor der 2. Strafkammer des Traunsteiner Landgerichts werden voraussichtlich am 23. März verkündet. (dpa/lby)

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