
Schatten auf Luftaufnahmen: Suche nach vermisster Person in Höllentalklamm geht weiter

Eine Frau konnte beim Großeinsatz an der Höllentalklamm nur noch tot geborgen werden. Die Suche nach einer zweiten vermissten Person wird nun fortgesetzt.
Bis in die Nacht hatten Helfer nach der Flutwelle in der Höllentalklamm an der Zugspitze nach zwei Vermissten gesucht, am Dienstagmorgen dann in einem Fall die traurige Gewissheit: Für eine Frau kam jede Hilfe zu spät. Spezialkräfte konnten sie nur noch tot aus den Fluten bergen. Bei der Toten handelt es sich laut den Ermittlern aller Wahrscheinlichkeit nach um eine 33-Jährige aus Lichtenfels in Oberfranken. Eine Obduktion soll die Identität noch zweifelsfrei klären, sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd am Mittwoch. Eine Vermisstenmeldung passe sehr genau auf die Tote. Die Kriminalpolizei Garmisch-Partenkirchen gehe derzeit davon aus, dass es sich um die 33-Jährige handele. Das Ergebnis der Obduktion werde voraussichtlich am Donnerstag vorliegen.
Am späten Dienstagnachmittag hatten die Retter ihren Einsatz zunächst eingestellt, inzwischen wird die Suche nach der zweiten vermissten Person aber fortgesetzt. Allerdings in deutlich kleinerem Umfang als zuvor, sagte eine Polizeisprecherin.
Die Rettungskräfte haben die Schlucht demnach mit Hilfe von Drohnen von der Luft aus gefilmt und fotografiert. Dabei seien zum Beispiel einige Schatten gesichtet worden, denen man nun nachgehen wolle. Die Klamm soll an diesen Stellen punktuell abgesucht werden, so die Sprecherin. Dazu seien aber weniger Einsatzkräfte notwendig als bislang.
Am Montag wurden acht Menschen aus der Höllentalklamm gerettet
Derweil wurden Fragen nach einer möglichen Verantwortung für das Unglück laut. In den Bergen gilt in der Regel ein hohes Maß an Eigenverantwortung, nicht zuletzt bei schlechtem Wetter. Die Staatsanwaltschaft München II leitete dennoch Vorermittlungen ein, um zu prüfen, ob eine Straftat im Raum stehe, sagte die Sprecherin der Behörde, Andrea Mayer. Im Raum stehe der Verdacht der fahrlässigen Tötung. Gegen konkrete Personen richteten sich die Überprüfungen bisher aber nicht.
Acht Menschen waren am Montag nach dem Unglück weitgehend unverletzt aus der Klamm nahe Grainau im Landkreis Garmisch-Partenkirchen gerettet worden. Die beiden zuletzt Vermissten hatten Augenzeugen zufolge auf einer Holzbrücke über dem Hammersbach am oberen Ausgang der Klamm gestanden, als die Welle kam. Die Brücke wurde demnach überspült oder teils weggerissen.
Um Wasserstau zu vermeiden: Holzbrücke war für möglichen Einsturz konstruiert
Ein Polizeihubschrauber und Drohnen hatten am Dienstagvormittag die Suche nach dem weiteren Vermissten unterstützt und Helfer absichert. Teils arbeiteten sich die Spezialkräfte von Bergwacht und Polizei im Wasser an Seilen voran. Auch am Dienstag führte die Klamm viel Wasser - kein ungefährlicher Einsatz. Laut Polizei beteiligten sich am Dienstag erneut gut 150 Kräfte. Bis weit unterhalb von Garmisch-Partenkirchen suchten sie das Wasser der Loisach ab, in die der Hammersbach mündet.
Die Unglücksstelle an der Brücke oberhalb der Klamm ist vor allem bekannt für ihre Steinschlaggefahr. Trotz Warnschildern lassen sich dort immer wieder Wanderer zur Brotzeit nieder. Mit Steinschlag habe es dort auch schon Unfälle gegeben, berichtete Thomas Bucher, Sprecher des Deutschen Alpenvereins (DAV). Grundsätzlich sei die Klamm nach Kenntnis des Alpenvereins aber kein besonderer Unfall-Hotspot.
Die Holzbrücke war eigens so konstruiert, dass sie maximalen Wassermassen nicht standhält. Andernfalls sammele sich Treibgut, das Wasser staue sich - mit der Gefahr einer noch größeren Flutwelle, sagte Bucher. "Es ist ein schrecklicher Unfall, den wir sehr bedauern", sagte Bucher. Weiterhin sei nicht klar, was sich bei dem Unfall genau abspielte und ob die Frau und ein weiter Vermisster tatsächlich mit der Brücke weggerissen wurden, betonte Bucher.

Für die Klamm und die oberhalb liegende Brücke sei die DAV-Sektion Garmisch-Partenkirchen zuständig. Diese habe die Verkehrssicherungspflicht. Es gebe aber keine Aufsichtspflicht. Die Brücke befinde sich außerhalb der Klamm an dem Wanderweg zur Höllentalangerhütte und Zugspitze.
Die Brücke sei früher massiver gebaut gewesen, aber dennoch weggerissen worden. Danach sei sie bewusst von einer Fachfirma so konstruiert worden, dass sie notfalls den Fluten nicht standhält. Bei gefährlichen Wetterlagen werde am Einstieg zur Schlucht unten von Besuchen dringend abgeraten - sofern das dortige Kassenhäuschen besetzt sei. Von oben allerdings, wo sich der Unfall ereignete, sei der Zugang frei.
Am Unglückstag soll die Klamm geöffnet gewesen sein. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte am Sonntagnachmittag vor unwetterartigen Entwicklungen im Alpenraum gewarnt. In der Nacht zum Montag sei eine Vorabinformation für die Region mit der Möglichkeit von bis zu 40 Litern Regen pro Quadratmeter und Stunde herausgegeben worden. Im Laufe des Montags wurde aktualisiert und vor Regenfällen und Gewittern mit geringeren Regenmengen bis 25 Liter gewarnt.
Ursache für die massive Flutwelle in der Höllentalklamm ist unklar
Wie es dennoch zu einer Flutwelle in dieser bisher unbekannten Dimension kommen konnte, ist offen. Spekulationen, dass Bäume oder Äste einen Damm gebildet haben könnten, der plötzlich brach, bestätigen sich laut Polizeisprecher Dominik Schrankl bisher nicht.
Dem Vernehmen nach überraschte die Wucht des Wassers auch Ortskundige und Einheimische. Grainaus Erster Bürgermeister Stephan Märkl (CSU) äußerte sich trotz Anfragen nicht zu dem Unglück.
Nach der Flutwelle saßen zunächst mehrere Dutzend Menschen in oberhalb gelegenen Hütten - den Knappenhäusern und der Höllentalangerhütte - fest. Von dort brachten Helfer der Bergwacht am Dienstag mehr als 100 Menschen sicher über einen anderen Weg ins Tal. (dpa)
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