Hausexplosion in Rettenbach: Ermittlungen laufen noch
Vor sechs Monaten explodierte ein Wohnhaus in Rettenbach im Ostallgäu. Zwei Menschen starben. Im Ort versucht man, zur Normalität zurückzukehren.
Sechs Monate ist es her, dass in Rettenbach am Auerberg ein Wohnhaus explodierte. Und die Wunden sind längst nicht verheilt. Eine Familie versucht, sich ins Leben zurückzukämpfen, ein Ort versucht, zur Normalität zurückzufinden. Auch die Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung laufen nach wie vor. Ein halbes Jahr nach dem Unglück von Rettenbach wird klar, dass die Spuren noch allgegenwärtig sind.
„Die Ermittlungen dauern noch an“, sagt Susanne Fritzsche, Pressesprecherin der Staatsanwaltschaft Kempten. Ermittelt werde gegen Unbekannt. Der Tatvorwurf lautet fahrlässige Tötung. In einigen Wochen sei nach Angabe der Staatsanwaltschaft mit neuen Informationen zu rechnen.
Hausexplosion in Rettenbach: Vater und Tochter kommen ums Leben
Bei dem Unglück vor einem halben Jahr kamen ein 42-jähriger Familienvater und seine siebenjährige Tochter ums Leben. Die Mutter der Familie, Sandra Humm, wurde mit lebensgefährlichen Brandverletzungen aus dem zusammengestürzten Keller des Hauses geborgen. Die beiden Söhne der Familie waren zum Zeitpunkt des Unglücks nicht im Haus und blieben unversehrt.
Bereits wenige Stunden nach der Explosion stand die Ursache fest: Ein Leck in der Flüssiggasleitung hatte das Unglück ausgelöst. Obwohl das Haus selbst an keine Gasleitung angeschlossen war, führte ein Anschlussstrang zu dem Gebäude hin. Die Untersuchungen ergaben, dass dieser wahrscheinlich bei Bauarbeiten vor rund zweieinhalb Jahren beschädigt worden war. Das Gas sickerte nach damaligem Erkenntnisstand durch das Erdreich in das Wohnhaus. „Wenn Gas eine gewisse Sättigung erreicht, genügt ein elektrischer Zündfunke für eine Explosion“, sagte damals Michael Haber, Leiter der Kemptener Kriminalpolizei. Nun muss geklärt werden, ob jemand dafür verantwortlich gemacht werden kann.
Mutter kämpft sich zurück ins Leben
Sandra Humm überlebte die Explosion nur knapp. Monatelang wurde die 40-Jährige in einer Spezialklinik behandelt. Erst Ende August hatte sich ihr Zustand so weit gebessert, dass die Verlegung in eine Rehaklinik möglich war. Vor kurzem, endlich, gab es positive Signale. „Mir geht es den Umständen entsprechend gut“, sagte Sandra Humm Anfang Oktober im Interview mit unserer Redaktion. „Die Wunden sind soweit verheilt und ich bin in einer guten körperlichen Verfassung.“ Nur der rechte Arm und die rechte Hand seien noch eingeschränkt beweglich. Ob sie für sich und ihre Kinder eine Zukunft in Rettenbach sieht, ließ Sandra Humm im Oktober offen. „Erst einmal werde ich zu meinen Eltern nach Oberbayern ziehen, den Rest wird die Zeit bringen“, sagte sie damals.
Bürgermeister Reiner Friedl möchte Normalität in Rettenbach
Auch in Rettenbach ging die Zeit unerbitterlich weiter. Der Ort war nach dem Unglück nicht mehr derselbe wie davor. Bürgermeister Reiner Friedl hat sich vor allem eines eingeprägt: „Wie die Dorfgemeinschaft nach der Explosion geholfen hat, war vorbildlich. Das ist eine Stärke von Rettenbach. Zusammenhalten, wenn es drauf ankommt“, sagte er vor drei Monaten im Interview. Die große mediale Aufmerksamkeit löste bei Friedl schon damals zwiespältige Gefühle aus. „Natürlich gibt es auf der einen Seite ein Recht auf Information. Andererseits mussten wir unglaubliche Vorgänge erleben: Da gab es Reporter, die mit Teleobjektiven schlimme Situationen fotografiert haben. Das halte ich für pietätlos“, sagte er. Um einen Katastrophentourismus zu verhindern, wurde das vollkommen zerstörte Haus relativ schnell abgetragen. „Wir wollen Normalität herstellen“, lautet die Botschaft der Stadt. Diese wird auch heute, sechs Monate später noch gelebt. „Herr Friedl wird sich zu diesem Thema nicht mehr äußern“, heißt es auf Anfrage unserer Redaktion. Es ist eine Art, wie Rettenbach versucht, das Unglück zu verarbeiten.
Wir benötigen Ihre Einwilligung, um die Karte von Google Maps anzuzeigen
Hier kann mit Ihrer Einwilligung ein externer Inhalt angezeigt werden, der den redaktionellen Text ergänzt. Indem Sie den Inhalt über „Akzeptieren und anzeigen“ aktivieren, kann die Google Ireland Limited Informationen auf Ihrem Gerät speichern oder abrufen und Ihre personenbezogenen Daten erheben und verarbeiten, auch in Staaten außerhalb der EU mit einem niedrigeren Datenschutz Niveau, worin Sie ausdrücklich einwilligen. Die Einwilligung gilt für Ihren aktuellen Seitenbesuch, kann aber bereits währenddessen von Ihnen über den Schieberegler wieder entzogen werden. Datenschutzerklärung
Die Diskussion ist geschlossen.