"Hochgradig rassistisch": Wie bundesweit über den Fall Sener Sahin diskutiert wird
Plus Die CSU ist nicht bereit für einen Muslim als Bürgermeister? Der Fall aus Wallerstein hat bundesweit für Aufsehen gesorgt. Hier finden Sie Pressestimmen und Kommentare.
Über die kleine Marktgemeinde im Landkreis Donau-Ries wird seit einigen Tagen deutschlandweit gesprochen. Dort ist Sener Sahin als Bürgermeisterkandidat der CSU zurückgetreten. Teile des CSU-Ortsvereins konnten nicht akzeptieren, dass ein Mann muslimischen Glaubens für die Christsozialen ins Rennen gehen sollte. Sie gaben sich große Mühe, die Kandidatur zu verhindern. Letztendlich zog der in Nördlingen geborene Sahin seine Kandidatur zurück. Der Fall sorgt bundesweit für Schlagzeilen und Reaktionen in den Sozialen Medien. Hier finden Sie die Pressestimmen und Kommentare.
Wallerstein: So kommentieren die Redaktionen den Fall Sahin
- Die Welt: "Wer Religion und Politik in einen Topf wirft, der tut es den Islamisten gleich – und trägt dazu bei, dass Menschen wie Sener Sahin nicht Bürgermeister werden können. […] Ob Sahin ein guter Bürgermeister geworden wäre, wissen wir nicht. Aber er muss die gleiche Chance haben, sich zu beweisen, wie jeder andere Bürger der Bundesrepublik."
- Süddeutsche Zeitung: "Der Fall Wallerstein wird jetzt dazu führen, dass im Kommunalwahlkampf über unsinnige Religionsfragen gestritten wird, samt aller üblichen Ressentiments. Dabei gibt es wirklich andere Probleme in Städten und Gemeinden - auch in Wallerstein."
- Cicero: "Verstößt es nicht gegen das in der Verfassung verankerte Gleichheitsgebot, wenn man Bürger wegen ihrer Religionszugehörigkeit von politischer Teilhabe ausschließt?"
- Frankfurter Rundschau: "Ein muslimischer CSU-Bürgermeisterkandidat muss aufgrund scharfen Widerstands wegen seiner Religion seine Bewerbung zurückziehen. Das ist hochgradig rassistisch. [...] Man ersetze in der gesamten Debatte mal das Wort 'Muslim' durch 'Jude'. Und sage dann einmal laut: 'Ein jüdischer CSU-Bürgermeisterkandidat muss aufgrund scharfen Widerstands wegen seiner Religion seine Bewerbung zurückziehen.' So muss eigentlich jedem klar werden, in welchem Bereich sich da bewegt wird."
- RP-online: "Die Partei muss sich intern ernsthaft mit der Frage auseinandersetzen, wie sie künftig mit Muslimen in den eigenen Reihen umgehen will. Ist es dieser eine Ortsverein, der sich außerhalb des gesellschaftlichen Konsenses bewegt? Oder sieht sich die Partei als Ganzes nicht in der Lage, Muslimen zuzutrauen, dass sie aufrechte Demokraten sind, die die Partei und ihre christliche Tradition respektieren und stützen."
CSU-Parteispitze zeigt sich bedauernd
Auch innerhalb der Partei gab es Reaktionen, so sagte etwa der CSU-Ehrenvorsitzende Theo Waigel unserer Redaktion: "Gerade in einer Zeit, in der ein Dialog zwischen den Weltreligionen so dringend nötig ist, darf so etwas nicht passieren." Er verwies darauf, dass selbst an den Oberammergauer Passionsspielen Muslime teilnehmen. "Dann muss das doch in der CSU auch möglich sein."
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