Immer mehr Flüchtlinge in Bayern haben einen Job
In Bayern arbeiten wesentlich mehr Asylbewerber als im deutschen Durchschnitt. Nun sollen noch mehr eine Ausbildung beginnen. Warum die IHK trotzdem Kritik übt.
In Bayern schaffen immer mehr Flüchtlinge den Sprung ins Berufsleben – das bestätigen aktuelle Zahlen des Wirtschaftsministeriums. Beinahe 48.000 Flüchtlinge haben inzwischen eine reguläre Arbeit aufgenommen, mehr als 7000 machen eine Ausbildung. Die Mehrheit der anerkannten Asylbewerber ist aber nach wie vor arbeitslos: Laut Sozialministerium beziehen 69.000 Flüchtlinge in Bayern Hartz IV.
Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) sieht in den aktuellen Zahlen dennoch das Vorgehen des Freistaats bestätigt: „Die Bayerische Staatsregierung und die Wirtschaft haben schnell auf die Flüchtlingskrise reagiert. Die Zahlen zeigen, dass unser Weg der richtige war.“ Kein anderes Bundesland könne eine vergleichbare Bilanz vorweisen. Im Herbst 2015 hatte die Staatsregierung beschlossen, wie Flüchtlinge über den Arbeitsmarkt in die Gesellschaft integriert werden sollen. Dafür wurden mehrere Schritte festgelegt: Zunächst sollen die Asylbewerber die deutsche Sprache lernen und ihre Fähigkeiten für das Berufsleben aufzeigen. Danach folgt eine Phase der Berufsintegration, die letztendlich zu einer Ausbildungsstelle führen soll. Insgesamt sechs Jahre dauert dieser Prozess – von der Ankunft bis zur abgeschlossenen Berufsausbildung.
Flüchtlinge: Für viele ist ein Hilfsjob attraktiver
Trotz der erfreulichen Entwicklung in Bayern liege noch viel Arbeit vor der Regierung und den Betrieben, sagt Arbeitsministerin Emilia Müller: „Wir wollen noch mehr junge Flüchtlinge dazu bringen, eine Ausbildung anzufangen.“ Für viele sei ein einfacher Hilfsjob zunächst attraktiver, da die Gehälter dabei höher sind als bei einer Ausbildung. Doch langfristig sei die fachliche Qualifikation wertvoller.
Auch die bayerische Wirtschaft würde sich über mehr Auszubildende freuen. Tausende Stellen sind derzeit unbesetzt, sagt Bayerns IHK-Hauptgeschäftsführer Peter Driessen. An Behörden und Staatsregierung stellte er einen Appell – sie sollen widersinnige Regeln im Ausländer- und Aufenthaltsrecht abschaffen. Als Beispiel nannte er die Behandlung von afghanischen Flüchtlingen.
Afghanen bekommen keine Unterstützung von der IHK
Diese dürfen, da ihr Herkunftsland als sicher eingestuft wird, keine Unterstützung von IHK-Integrationsberatern bekommen. Allerdings sind in Bayern beinahe die Hälfte der Flüchtlinge in Berufsintegrationsklassen aus Afghanistan. Und auch wenn ihr Herkunftsland als sicher gilt: in 40 Prozent der Fälle dürfen sie trotzdem in Deutschland bleiben, dann aber bei der Suche nach Arbeit keine Hilfe von IHK-Beratern bekommen. „Hier sollte man umdenken. Unsere Betriebe, die Afghanen ausbilden, sind mit diesen sehr zufrieden“, erklärte gestern Handwerkspräsident Franz Xaver Peteranderl. (mit dpa)
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