Specki T.D. ist nicht nur gebürtiger Landsberger. Seit sechs Jahren ist er auch Schlagzeuger der international erfolgreichen Rockband "In Extremo". Zuvor war er bei "Letzte Instanz". Warum beim Rockavaria in München am Freitag für ihn ein Kindheitstraum in Erfüllung geht, verrät der 37-jährige Drummer.
Am Freitag trittst Du mit In Extremo beim Rockavaria im Olympiastadion auf. Für Dich ein Konzert wie jedes andere?
Specki T.D.: Nein. Da geht ein Kindheitstraum für mich in Erfüllung. Als langjähriger FC Bayern-Fan und -Mitglied war ich schon als Bub mit meinem Opa bei den Spielen im Olympiastadion. In meiner Jugend sah ich dort sämtliche große Konzerte, wie von AC/DC, Rolling Stones oder Metallica. Und am Freitag spiele ich nun selbst dort vor. Das ist ein irrer Ritterschlag für mich!
Vor so vielen Fans zu spielen, ist aber nicht neu für Dich ...
Specki T.D.: Wirklich neu ist es nicht. In Extremo ist ja auf vielen Festivals unterwegs. Bei Woodstock in Polen traten wir vor 650.000 Menschen auf. Aber das Olympiastadion in München ist eben ein besonderer Ort für mich.
Euer Auftritt ist um 20 Uhr. Was passiert davor?
Specki T.D.: Am Vorabend fahren die Crew und wir mit Nightlinern in Berlin los. Wir reisen sozusagen mit dem kleinen Besteck an. Bei solchen Festivals wird der Rahmen, z.B. die Bühnen vom Veranstalter gestellt. Am Vormittag baut die Crew auf der Bühne unsere Instrumente, Licht & Ton und special Effects wie Pyrotechnik ein. Ich werde sehr lange ausschlafen. Meine innere Energie-Uhr muss abends und nachts auf dem Punkt sein. Am Nachmittag wird mit uns eine TV-Doku gedreht, ich habe außerdem noch ein Interview mit dem Schlagzeugmagazin Drummheads. Dann werden mich meine Eltern besuchen. Die stehen natürlich auf der Gästeliste.
Bist Du kurz vor Auftritten nervös?
Specki T.D.: Die Stunde davor ist für mich immer eine Qual. Weil ich jedes Mal so unfassbar müde werde. Und zwar so müde, dass ich nicht weiß, wie ich das Konzert überstehen soll. Das ist wohl meine Art der Nervosität. Manchmal renne ich dann um das Gelände. Aber dann stehst du auf der Bühne und der erste Blick in die Massen ist immer wieder der Wahnsinn.
Am 24. Juni wird Euer neues Album "Quid Quo Pro" veröffentlicht. Bekommen die Fans auf dem Rockavaria schon was davon zu hören?
Specki T.D.: Wir werden daraus die erste Single 'Sternhagelvoll' präsentieren.
A propos. Ihr lebt vor Euren Konzerten sicherlich gesund, verzichtet auf Alkohol ...
Specki T.D.: (Lacht). In Extremo ist berüchtigt für sein Partyleben. An uns hat sich die ein oder andere Band beim Feiern schon die Zähne ausgebissen. Unsere Tourneebusse werden auch rollende Kneipen genannt.
Zurück zu Eurem neuen Album. Was macht es aus?
Specki T.D.: Wir haben uns darauf konzentriert, was In Extremo geprägt hat. Ein kerniges Rockmusik-Fundament aus Gitarre, Bass und Schlagzeug, das diesmal härter geworden ist. Dazu mittelalterliche Würze durch Dudelsäcke, Harfe und Drehleier. Wir spielen diesmal auch mit anderen Sprachen. Im Song Pikse Palve etwa geht es um ein altestnisches Donnergebet. Wir haben auch ein russisches Volkslied. Das wird die Fans auf unserer Russlandtour freuen. Unsere neue Platte gefällt uns allen selber so saumäßig gut, dass wir einen ganz eigenartigen Rückenwind verspüren. Derzeit proben wir in Berlin in einer Halle. In den Hallen nebenan üben zeitgleich Rammstein, Sido und Roland Kaiser mit uns. Bands und Spielplan beim Rockavaria 2016 in München
Der arme Roland Kaiser ...
Specki T.D.: Nix arm. Da geht es immer sehr lustig zu.
Du lebst auch seit einem Jahr in Berlin. In Prenzlauer Berg. Hast Du Landsberg vergessen?
Specki T.D.: Nein. Ich halte weiterhin Kontakt zu meiner Familie und Freunden. Aber die nächsten Jahre plane ich sicherlich in Berlin. Hier ist mein Geschäft. Hier ist die Musikerszene, hier ist das Plattenbusiness, sind die Studios - da ist Berlin inzwischen europaweit unerreicht. Ich bin im absoluten Herzen von Berlin, in meiner Wohnung ist es aber so so ruhig wie im Voralpenland. Das ist spitze.
Hast Du nicht ein Haus in der Nähe von Landsberg?
Specki T.D.: Ich habe 2012 im Fuchstal einen 500 Jahre alten Pfarrhof gekauft und den zwei Jahre lang hergerichtet, bevor ich nach Berlin ging. Der war eine Bruchbude. Anfangs haben mich die Dorfbewohner misstrauisch gemustert, was denn der Langhaarige, Tätowierte da will. Ab und zu fielen hämische Sprüche, was ich mir dabei wohl gedacht habe. Keiner hat mir das zugetraut. Aber ich zog es durch und bin stolz darauf. Wenn man sein Geld bislang nur am Schlagzeug verdient hat, tut es gut, auch mal so einen Buckeljob zu machen. Jetzt ist der Pfarrhof vermietet. Ich sehe ihn aber als Alterswohnsitz. Irgendwann lebe ich da und schaue in die Berge.
Hast Du nie einen anderen Beruf gelernt?
Specki T.D.: Nein. Im Alter von drei Jahren habe ich schon angefangen die Küche meiner Mutter auseinanderzunehmen. Sämtliche Töpfe waren verbeult. Ich legte Schallplatten meiner Eltern auf und trommelte autodidaktisch zu Beatles oder Led Zeppelin. Mit sechs durfte ich in die städtische Musikschule gehen. Nach der Schule studierte ich an der Drummer's Focus in München Schlagzeug. Es ist ein absolutes Privileg aus seinem Hobby einen Beruf machen zu dürfen.
Info Konzerttermine: Nach der Veröffentlichung des neuen Albums Quid Pro Quo am 24. Juni, starten In Extremo eine sogenannte WarmUp-Tour. Dabei treten sie in kleineren Clubs auf, um den Fans mal wieder näher zu sein, als dies auf großen Festivals möglich ist. Am 27. Juni tritt die Band im Kaminwerk in Memmingen auf, am 29. September im Zenith in München. Weitere Termine finden Sie hier.
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