In Schwaben kommen immer mehr Kinder zur Welt
Wie viele Kinder eine Frau in Schwaben bekommt, schwankt von Landkreis zu Landkreis ganz erheblich. Wieso Memmingen ganz vorne steht.
Memmingen steht an der Spitze Bayerns - zumindest, wenn es um den Babyboom geht. Statistisch brachte 2016 hier jede Frau fast zwei Kinder zur Welt. Doch nicht nur im Allgäu steigt die Kinderzahl, sondern in ganz Deutschland. In der Bundesrepublik erblickten im fünften Jahr hintereinander mehr Kinder das Licht der Welt. Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, wurden 2016 insgesamt 792.131 Kinder geboren. Das entspricht einem Wachstum von sieben Prozent. Deutlich wird die Steigerung auch durch den Blick auf die Geburtenziffer, also auf jene Zahl, die angibt, wie viele Kinder eine Frau im Durchschnitt gebärt.
Warum der Wert in Memmingen derart nach oben ging, ist für die Pressestelle der Stadt zunächst nicht ganz klar. Der erste Gedanke: Am örtlichen Klinikum gab es seit der Schließung der Geburtenstation in Illertissen (Landkreis Neu-Ulm) im Mai 2016 einen deutlichen Geburtenanstieg auf 2000 Geburten, das ist ein Plus von 20 Prozent. Obwohl mehr Kinder zur Welt kommen, haben in den vergangenen zehn Jahren mehr als 30 Geburtsstationen dichtgemacht. Das Phänomen lässt sich in ganz Bayern beobachten.
Die Nachfrage nach Geburtsstationen ist da
In der Folge weichen werdende Mütter aus den umliegenden Städten und Dörfern auf diese Klinik aus. "Auch durch die personelle und räumliche Ausstattung der Entbindungsabteilung und die enge Zusammenarbeit mit der Neugeborenen-Intensivstation hat das Klinikum Memmingen ein großes Einzugsgebiet", erklärt eine Sprecherin. Warum überhaupt trotz der Nachfrage nach einem flächendeckenden Netz an Kreißsälen so viele Geburtsstationen schließen, haben die Kollegen Stephanie Sartor und Andreas Schopf in einer ausführlichen Reportage recherchiert.
Memmingen gilt als familienfreundlich
Hängt die Zahl der Mehrgeburten im Memminger Klinikum also mit der gestiegenen Geburtenziffer der Stadt zusammen? Das Statistische Landesamt verneint und klärt auf: "In der Geburtenstatistik ist immer der Wohnort der Mutter das entscheidende Merkmal, das heißt, wenn eine höhere Geburtenanzahl für Memmingen ausgewiesen wird, dann bedeutet das auch, dass für Memmingen mehr Kinder geboren wurden. Diese Lebendgeborenen fließen eben auch in die Einwohnerzahl von Memmingen ein."
Den einen Grund des Anstiegs gibt es nicht. Eine Sprecherin der Stadt spricht von einer "günstigen Familienpolitik und einer stabilen Wirtschaftslage". Sie verweist auf etliche Initiativen der Stadt, etwa dem "Bündnis für Familien", das sich seit seiner Gründung im Jahr 2004 mit mehr als 50 Vertretern unterschiedlicher Einrichtungen und Institutionen für familienfreundliche Bedingungen einsetzt. Zudem gebe es genügend Krippen-, Kindergarten- und Hortplätze. Vielleicht aber liegt die hohe Geburtenziffer auch am Anstieg der Eheschließungen. Im Jahr 2015, also einem Jahr bevor die aktuelle Geburtenziffer erhoben wurde, trauten sich 265 Paare - 50 mehr als 2014.
Die Geburtenziffer wächst in ganz Schwaben
Insgesamt werden in ganz Schwaben wieder mehr Babys geboren - im Vergleich zu Bayern (Geburtenziffer von 1,56) im Regierungsbezirk (1,65) sogar noch mehr. In allen Landkreisen des Verbreitungsgebiets der Augsburger Allgemeinen hat sich im Vergleich zum Jahr davor einiges getan:
Die Werte in den verschiedenen Landkreisen schwanken enorm. Nicht überall scheint es so gute Rahmenbedingungen wie in Memmingen zu geben und so unterscheidet sich von Region zu Region die Geburtenziffer erheblich. Das zeigt die nachfolgende Grafik eindrucksvoll.
International liegt Deutschland im Mittelfeld
Wie groß die Unterschiede sein können, verrät der Blick auf internationale Vergleichswerte. Deutschland liegt deutlich hinter den Französinnen mit einer Geburtenziffer von 1,92, aber auch klar vor den Italienerinnen und Spanierinnen mit einer Geburtenziffer von je 1,34 Kindern pro Frau. Nach der aktuellen Eurostat-Statistik spielt übrigens auch das Alter eine Rolle: Frauen in Deutschland waren 2016 bei der Geburt ihres ersten Kindes durchschnittlich 29,4 Jahre alt. In Italien waren erstgebärende Frauen mit durchschnittlich 31 Jahren die ältesten, in Bulgarien mit 26 Jahren am jüngsten. (mit dpa)
Die Diskussion ist geschlossen.