Industrie fordert Stromtrasse - Zahlreiche Bürger protestieren
Unternehmen in der Region warnen vor einer unsicheren Versorgung mit Elektrizität. Für sie ist eine Stromtrasse der einzige Weg. Doch Bürger und Naturschützer protestieren.
Für die Energiewende in Bayern stehen zentrale Entscheidungen an. Am Montag endet der dreimonatige Energiedialog, den CSU-Wirtschaftsministerin Ilse Aigner mit Befürwortern und Gegnern von Hochspannungsleitungen und Gaskraftwerken geführt hat. Kurz vor dem Ende des Dialogs macht sich die Industrie für den Bau einer Stromtrasse stark, um unsere Region mit Elektrizität zu versorgen.
„Eine sichere und wettbewerbsfähige Stromversorgung für die beschäftigungsintensive bayerisch-schwäbische Produktionsregion erscheint nach dem derzeitigen Stand ohne Trasse nicht möglich“, sagte der Vize-Präsident der Industrie- und Handelskammer Schwaben (IHK), Hartmut Wurster, unserer Zeitung. Über den genauen Verlauf der Trasse müsse man reden.
IHK: Stromtrasse für wettbewerbsfähige Stromversorgung essentiell
Mit der Abschaltung der bayerischen Atomkraftwerke bis 2022 entsteht im Freistaat eine große Stromlücke. Gerade in unserer Region befinden sich viele energieintensive Unternehmen, beispielsweise der Großmotorenhersteller MAN in Augsburg oder die Lech-Stahlwerke und SGLCarbon in Meitingen.
Bisherigen Planungen zufolge sollen zwei Hochspannungstrassen Elektrizität aus Nord- und Ostdeutschland – beispielsweise von Windkraftwerken an der Küste – nach Bayern liefern. Die Gleichstrompassage Süd-Ost von Sachsen-Anhalt nach Schwaben ist aber hoch umstritten. In den Orten entlang des möglichen Trassenverlaufs in Franken und Nordschwaben protestieren tausende Bürger. Viele Bürgerinitiativen lehnen die Leitung ab.
Den Vorstoß, statt der Trasse neue Gaskraftwerke in Bayern zu errichten, sieht die schwäbische Industrie aber kritisch. Gaskraftwerke könnten den Spitzenbedarf zu bestimmten Tageszeiten ausgleichen, sagt IHK-Vizepräsident Wurster. „Aber die Vorstellung, dass Gaskraftwerke für die Erzeugung von Grundlaststrom genutzt werden können, ist unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten utopisch.“ Strom aus Gas sei zu teuer. Eine Alternative wäre es, Wind- und Sonnenstrom zu speichern. Industrietaugliche Lösungen für große Strommengen seien aber bis 2022 „außer Reichweite“, argumentiert Wurster.
IHK: Ersetzen der Stromtrasse durch Gaskraftwerke in Bayern nicht möglich
Er warnt davor, dass die heimischen Unternehmen wegen fehlender Planungssicherheit weniger investieren und deutlich weniger neue Jobs entstehen. „Die Entscheidungen von heute geben unsere Wettbewerbsfähigkeit in zehn Jahren vor“, sagt Wurster, der eine „De-Industrialisierung“ befürchtet.
Die IHK fordert von der Staatsregierung unter CSU-Ministerpräsident Horst Seehofer ein nachvollziehbares Konzept und einen Zeitplan, welche Kraftwerke oder Leitungen zur Sicherung der Energieversorgung genau geplant sind. Nötig sei eine „transparente Darstellung der konkreten Schritte“, sagt Wurster.
Der Bau der Trasse nach Bayerisch-Schwaben ist aber alles andere als sicher. Kurz vor dem Ende des Energiedialogs hat sich zum Beispiel der Bund Naturschutz in Bayern klar gegen die Errichtung neuer Trassen ausgesprochen. Auch die Staatsregierung könnte auf die Trasse nach Schwaben verzichten.
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