Grundsteinlegung. Das klingt angesichts der geplanten Dimensionen dessen, was da in Ingolstadt gerade am Werden ist, fast schon putzig. Ein XXL-Beton-Trumm wäre vielleicht angebrachter. Auch mit Blick auf die Bedeutung des Ganzen für die Stadt. Denn die hat der „IN-Campus“, der am Montag offiziell seiner Bestimmung zugeführt wird. Der Technologiepark ist das Zukunftsprojekt von Audi und der Stadt schlechthin. 75 Hektar ist die Fläche der früheren Erdölraffinerie groß, auf der der Innovations-Campus in den nächsten Jahren hochgezogen wird. Hier will der Autokonzern neue Technologien, die Mobilität der Zukunft, entwickeln. Hier werden viele, viele Millionen Euro investiert, tausende Arbeitsplätze könnten entstehen.
Noch lässt sich die Dimension freilich eher erahnen. Der nahe Audi-Sportpark, das Fußballstadion des FC Ingolstadt, wird jedenfalls, wenn alles fertig ist, nur ein sehr großes Gebäude von vielen sehr großen in der Gegend sein. Wer hier den Blick schweifen lässt, sieht derzeit vor allem: Industriebrache. Und: riesenhafte Planen auf dem Boden, dazu viele Schläuche und Lastwagen, die regelmäßig Erdreich wegkarren.
Bayernoil verkaufte Areal für "IN-Campus" für einen Euro
Auch in Sachen Sanierung ist der „IN-Campus“ ein Großprojekt. Früher hat Bayernoil hier draußen Erdöl verarbeitet. Der Boden ist voller Altlasten und wird deshalb seit 2016 sehr aufwendig saniert. Bis 2022 werden weit über 600.000 Tonnen – unter anderem mit PFC – kontaminiertes Erdreich zu reinigen oder zu verräumen sein. Die städtische Industriefördergesellschaft (IFG) und Audi (95 Prozent) haben zu diesem Zweck eigens ein Joint Venture gegründet. Bayernoil überließ der Gesellschaft damals für einen symbolischen Euro das Gelände. Und die verpflichtete sich im Gegenzug, den teuren Umweltschaden zu beseitigen.
Während das läuft, ist – wo möglich – bereits gebaut worden. Am hinteren Rand des Geländes ist das sogenannte Projekthaus schon ziemlich in den Himmel gewachsen. Projekthaus ist dabei auch eine eher sachlich gehaltene Formulierung. Denn allein in diesem Komplex werden zum Beispiel 28000 Quadratmeter Bürofläche zu mieten sein. Dazu kommen 14.000 Quadratmeter Werkstatt-Mietfläche. Im ersten Bauabschnitt des „IN-Campus“ werden neben dem Projekthaus noch ein Fahrzeug-Sicherheitszentrum mit Crash-Arena, ein Rechenzentrum, eine Energiezentrale und ein Funktionsgebäude hochgezogen.
Von Absatzproblemen geplagte VW-Tochter Audi
Dass das alles nun passiert, ist nicht unbedingt selbstverständlich. Die vom Abgasskandal arg mitgenommene und derzeit von großen Absatzproblemen geplagte VW-Tochter Audi hatte die Planungen für den Technologiepark zwischenzeitlich verschoben. Erst als die Zentrale in Wolfsburg die finanziellen Mittel freigab, konnte gegen Ende des vergangenen Jahres mit dem Bau des Projekthauses begonnen werden.
Die Stadt Ingolstadt verspricht und erhofft sich jedenfalls viel von der Entwicklung des Areals. Die Sache mit dem Grundstein wird dabei am Montag unter anderem Ministerpräsident Markus Söder erledigen. In dem von ihm zu verräumenden Betonstein wird auch eine Zeitkapsel versenkt werden. Da hinein kommen Baupläne der alten Raffinerie, Baupläne des „IN-Campus“ (Papier und Stick), eine Broschüre über Audi und Ingolstadt und eine im Jahr 2019 geprägte Silbermünze. Zumindest die wird es wohl über die Jahrzehnte schaffen. Wenn in einer bestimmt sehr fernen Zukunft wieder der Boden bereitet wird, weil über der Brache des vormaligen „IN-Campus“ das nächste große Zukunftsding gebaut wird.