Nach tödlichem Angriff in Tirol: Wie gefährlich sind Kühe?
In Tirol wurde eine Wanderin von einer Kuhherde getötet. Normalerweise sind die Tiere aber nicht aggressiv. Der Schutzinstinkt lässt Mutterkühen jedoch sehr empfindlich werden.
Von Kühen angegriffen und getötet – der Fall einer 45-jährigen Deutschen, die im Tiroler Stubaital starb, erfüllt jeden Wanderer mit Schrecken. Michael Honisch, Geschäftsführer des Alpwirtschaftlichen Vereins im Allgäu, schätzt die Gefahr ein.
Herr Honisch, sind Kühe aggressiv?
Michael Honisch: Nein, grundsätzlich nicht. Kühe sind in der Regel friedvoll und zahm. Außerdem sind Milch gebende Kühe den Menschen ohnehin gewohnt, allein schon durch das tägliche Melken.
Wann können Kühe gefährlich sein?
Honisch: Wenn sie ein Kalb aufziehen, entwickeln Mutterkühe einen starken Schutzinstinkt – der macht sie besonders empfindlich. Als Wanderer sollte man sich einer Mutterkuh-Herde deshalb grundsätzlich nicht allzu sehr nähern – auch wenn die Verlockung groß ist und man so ein Kälbchen gern streicheln würde.
Sind Zwischenfälle mit Kühen im Allgäu ein Problem?
Honisch: Nein, das passiert extrem selten. Hier im Allgäu wird aber auch wenig Mutterkuh-Haltung betrieben.
Im Fall der getöteten Wanderin vermutet man, dass sich die Kühe wegen ihres angeleinten Bullterriers angegriffen fühlten. Warum?
Honisch: Kühe sehen Hunde als Bedrohung, denn sie können nicht zwischen Wolf und Hund unterscheiden. Deshalb sollten Wanderer mit Hunden so schlau sein und Viehweiden grundsätzlich meiden.
Oder gleich ohne Hund wandern?
Honisch: Nein, es spricht nichts dagegen, den Hund mitzunehmen – solange die Hundebesitzer auf den ausgewiesenen Wegen bleiben. Und wenn ein Hund beim Überqueren einer Viehweide einmal doch dabei ist, sollte zumindest auf einen ausreichenden Abstand zu den Kühen geachtet werden. Wer seinen Hund nicht sicher zurückrufen kann, sollte ihn immer an der Leine haben.
Trotz aller Friedfertigkeit: Was ist zu tun, wenn man doch einmal in eine Herde Kühe gerät?
Honisch: Meist sind die Tiere ja nur neugierig. Dann ist es wichtig, ruhig zu bleiben und hektische Bewegungen zu vermeiden. Es hilft auch, sehr bestimmt die Arme auszubreiten und so Abstand zwischen sich und die Tiere zu bringen.
Haben Sie sonst noch Tipps für eine Wanderung ohne Zwischenfälle?
Honisch: Ich selbst habe gerne einen Stock dabei, wenn ich über unbekanntes Weideland gehe – der „verlängerte Arm“ flößt Respekt ein.
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