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Interview
23.04.2019

Warum sich Frauen stärker politisch engagieren sollten

Bei ehrenamtlichen Engagements sind Frauen spitze. Bei politischen Entscheidungen fehlen sie oft.
Foto: Felix Hörhager, dpa (Symbol)

Bei ehrenamtlichen Engagements sind Frauen spitze. Bei politischen Entscheidungen fehlen sie. Warum dies auch der Bayerische Bauernverband bedauert.

Frauen, geht nicht nur in den Elternbeirat. Geht nicht nur in den Pfarrgemeinderat. Überlasst das mehr den Männern! Geht dafür in den Gemeinderat. In den Stadtrat. In den Kreistag. Dort könnt Ihr mehr für Kindergärten, für Schulen tun. Frau Prof. Münch, Sie leiten die Akademie für Politische Bildung in Tutzing. In Ihrem Vortrag im Rahmen der Veranstaltung "Mehr als die (bessere) Hälfte) – Frau. Macht. Politik", die der Bayerische Bauernverband kürzlich veranstaltet hat, haben Sie zusammengefasst so die Landfrauen klar und deutlich dazu aufgerufen, sich endlich in die Politik aufzumachen.

Prof. Ursula Münch: Ja, natürlich. Aber ich will das ehrenamtliche Engagement im Elternbeirat, in den Kirchen nicht abwerten. Es ist nur so, dass dieses ehrenamtliche Engagement der Frauen viel Arbeit bereitet und viel Zeit kostet. Mir ist wichtig, an die Frauen zu appellieren:  Frauen, geht nicht nur in den Elternbeirat! Verwendet nicht eure ganze "freie" Zeit darauf. Kinder haben in der Regel auch Väter. Die können sich im Kindergarten, in der Schule doch auch engagieren.

Sie fordert Frauen auf, sich politisch zu engagieren: Prof. Ursula Münch, Direktorin der Akademie für Politische Bildung Tutzing.
Foto: Ulrich Wagner

Väter zu diesem Engagement zu motivieren, ist aber offensichtlich schwierig.

Münch: Das ist mir schon klar. Ich weiß auch, dass gerade in ländlichen Regionen die Rollen oft traditioneller gesehen werden. Aber auch hier gilt das Prinzip: Sind erst einmal mehr Vertreter des einen Geschlechts aktiv, zieht das weitere an. Wenn also beispielsweise im Elternbeirat, im Pfarrgemeinderat nicht mehr nur Frauen sitzen, sondern auch Männer, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein anderer auch sagt, da gehe ich hin, das ist nicht unter meiner Würde, größer. Was ich sagen will: Frauen sind bereits sehr engagiert. Und diese Beiräte im Kindergarten, in Schulen, in der Kirche sind ein vorpolitischer Raum. Dort mache ich wichtige Erfahrungen, etwa die, dass die anderen mir zuhören, wenn ich etwas sage. Frauen sollten von dort aber rechtzeitig den Absprung schaffen und schauen, wo sie mit ihrer Zeit, ihren Kompetenzen, ihrer Energie mehr bewirken können. Und das ist in der Politik.

Dafür muss ich als Frau aber, wie Sie in Ihrem Vortrag betont haben, drei Dinge mitbringen: Ich muss mich selbst darstellen. Ich muss verfügbar sein. Und ich muss bereit sein, einen Wettbewerb auszutragen, bei dem ich verlieren kann. Gerade an letzterer Bereitschaft mangelt es vielen Frauen Ihrer Beobachtung nach. Ist es also ein hausgemachtes, aussichtsloses Frauenproblem, dass so wenige in der Politik sind?

Münch: Nein, denn auch daran kann man arbeiten. Ämter fliegen einem nur dann zu, wenn sie unattraktiv sind. Wenn es keiner machen will, dann wird auch gern die Frau gefragt. Das muss auch nicht immer schlecht sein. Aber fest steht: Politik ist nichts für Harmoniesüchtige.

Sie haben auch an die Mütter und Großmütter appelliert, die Mädchen nicht allzu mädchenhaft zu erziehen. Sie beispielsweise auch schon früh in einen Mannschaftssport zu schicken, in dem sie Wettbewerb lernen, und nicht nur ins Ballett. Heißt das, dass Mädchen immer noch erzogen werden, vor allem brav zu sein und angepasst?

Münch: Ja, das ist leider so. Dabei spielt der Wettbewerbsgedanke nicht nur in der Politik eine Rolle, sondern auch, wenn es um Führungspositionen in der Wirtschaft geht. So wichtig weibliche Kompetenzen sind – etwa die Fähigkeit zu integrieren: Wenn nur eine Stelle zu vergeben ist und sich mehrere darum bewerben, dann muss ich eben meine Ellenbogen einsetzen. Da hilft alles nichts. Dann muss ich Netzwerke knüpfen und klarmachen, warum ich die Bessere bin. Aber wenn ich mir so anschaue, wie heute Mädchen aufwachsen, dann habe ich bedauerlicherweise den Eindruck, dass wir bei der Emanzipation eher Rückschritte machen. Und das erschreckt mich kolossal.

Frau Göller, Sie sind Bayerns Landesbäuerin, müssen die Töchter anders erzogen werden?

Anneliese Göller: Also ich habe vier Töchter und ich habe schon den Eindruck, dass meine Töchter selbstbewusst sind. Ich möchte aber noch einmal zu dem Punkt Engagement im Elternbeirat etwas sagen: Hier knüpfen Frauen doch schon viele Netze, auf die sich wunderbar aufbauen lässt. Daher kann ich den Appell von Frau Prof. Münch nur unterstreichen: Nach einer Zeit des ehrenamtlichen Engagements müssen Frauen die Bremse reinhauen und in die nächste Ebene der Entscheidungen kommen.

Sie fordert Frauen auf, sich politisch zu engagieren: Landesbäuerin Anneliese Göller.
Foto: Ulrich Wagner

Frau Göller, Sie sind in der CSU und Kreisrätin. Mussten Sie arg mit sich ringen, ob Sie das Amt annehmen?

Göller: Als mich der Landrat damals gefragt hat, ob ich mich aufstellen lasse, habe ich gleich gesagt: Das mache ich. Damals war ich allerdings schon Kreisbäuerin und wusste, wie vieles läuft. Ich habe schon das nötige Selbstbewusstsein mitgebracht. Als es allerdings jüngst darum ging, für den Landtag zu kandidieren, habe ich einen Rückzieher gemacht, weil ich gesehen habe, wer meine Mitbewerber sind. Dann habe ich einen davon lieber unterstützt. Ich fand mich mit meinen 62 Jahren, ehrlich gesagt, auch zu alt.

Sie haben erzählt, dass Sie mit 40 Jahren schon gefragt wurden, für den Landtag zu kandidieren, haben damals mit Blick auf Ihre Familie einen Rückzieher gemacht. So geht es sicher vielen Frauen: Sie trauen sich mit einer Familie nicht auch noch ein politisches Amt zu. Was müsste sich ändern?

Göller: Also ich finde, da muss man differenzieren: Kreistag, Gemeinderat ist neben einer Berufstätigkeit und Kindern schon zu schaffen. Einen wesentlich größeren Aufwand bedeutet es, ein Landtags- oder Bundestagsmandat anzunehmen. Daher ist unser Appell ja auch, die Frauen zumindest in die kommunalen politischen Gremien zu bringen.

Was würde sich Ihrer Meinung nach denn ändern, wenn mehr Frauen in der Politik aktiv wären?

Göller: Ich bin überzeugt davon, dass wir eine andere Diskussionskultur hätten. Und ich bin mir sicher, dass viele Sachentscheidungen anders fallen würden, weil Frauen einen anderen Blick haben.

Ein Beispiel bitte.

Göller: Etwa bei der Ausstattung der Kindergärten wäre sicher vieles besser gelaufen.

Münch: Ich bin mir sicher, dass gerade die Ausbildung in Sozialberufen nicht über Jahre auch noch kostenpflichtig gewesen wäre, wenn Frauen mehr zu sagen hätten. Das muss man sich einmal vorstellen: Ausgerechnet den Fachkräften, die jetzt so stark gesucht sind, wurde bis vor nicht allzu langer Zeit auch noch Ausbildungsgeld abgezwackt, damit sie in schlecht bezahlte Berufe gehen – hirnrissiger geht es nicht.

Also brauchen wir mehr Frauen, um vor allem soziale Probleme zu lösen: Kindergärten, Schulen, Pflege?

Münch: Nein, da widerspreche ich entschieden. Der Kindergarten war nur ein Beispiel. Ich halte gar nichts davon, dass Frauen immer nur für die sozialen Themen zuständig sind und der Rest Männersache ist. Daher bin ich auch der Überzeugung, dass Männer nicht nur zwei Monate Windelzeit nehmen sollten, sondern mindestens ein Jahr zu Hause bleiben sollten, damit sie wirklich wissen, was es heißt, ein Kind großzuziehen.

Aber das ist doch der Knackpunkt: Es sind eben vor allem die Frauen, die in der Praxis die Kinder erziehen, den Haushalt erledigen und auch noch die kranken, alten Eltern pflegen.

Münch: Da haben Sie recht. Da wird es für viele auch richtig unangenehm. Denn es ist viel leichter, abstrakt Veränderungen in der Politik zu verlangen, sich in Gleichstellungsfragen zu verkämpfen als sich zu Hause im eigenen Umfeld, gegenüber dem eigenen Partner hinzustellen und eine gerechte Aufgabenverteilung einzufordern. Hier geht es vor allem auch darum, Kompetenzen abzugeben. An die Männer. Das sind im Grunde die wirklich großen Herausforderungen. Und die kann keine Politik den Frauen abnehmen. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf hängt nicht nur an den Kita- und an den Schulzeiten. Als Frau brauche ich vor allem daheim eine faire Aufgabenverteilung.

Prof. Ursula Münch (links) und Landesbäuerin Anneliese Göller.
Foto: Ulrich Wagner

Frau Göller, müssen die Frauen ihre Männer stärker in die Pflicht nehmen?

Göller: Ja, denn ich glaube, die Männer können in Haushalt und Familie mehr, als wir Frauen denken. Man muss das ja in der Familie absprechen, wenn man politische Ämter übernimmt, man ist als Frau nicht mehr so verfügbar, aber das klappt in der Praxis dann sehr gut. Und kein Mann – auch am Dorf – wird mehr komisch angesehen, wenn er sich um die Kinder kümmert. Das ist mittlerweile akzeptiert, da hat sich etwas geändert.

Warum ist es Ihnen, Frau Göller, so wichtig, dass gerade mehr Landfrauen in die Politik gehen?

Göller: Die Landwirtschaft und der ländliche Raum brauchen Vertreterinnen, Sprecherinnen – wer soll es denn tun, wenn nicht wir selbst? Und Frauen haben einen Blick auf das, worauf es im Alltag ankommt. Sie wissen beispielsweise, wie wichtig schnelles Internet auf dem Land ist, wie wichtig Ärzte sind. Aber auch zu den aktuellen Themen wie Flächenfraß, gesunde Ernährung, Wertschätzung der Landwirtschaft sind Landfrauen die idealen Ansprechpartner und Vertreterinnen.

Zu den Interviewten:

  • Ursula Münch, 58, ist verheiratet und hat zwei Kinder. Die Professorin für Politikwissenschaft ist seit 2011 Direktorin der Akademie für Politische Bildung Tutzing.
  • Anneliese Göller, 62, aus Oberfranken ist verheiratet, Mutter von vier Kindern und Landesbäuerin der Landfrauengruppe des Bayerischen Bauernverbandes.
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