Jared Leto Trallala: Die simple Seite des Superstars
Ein Schnuckel bleibt er: Aber sonst ist Jared Leto mit seiner Band 30 Seconds to Mars das Gegenteil zu dem, was ihn zum Hollywoodstar macht. So war das Konzert.
Als Filmstar: abgründig! Und als Rockstar? Nett.
Aber ja, schon klar, man soll bei Jared Leto ja immer darauf achten, den Musiker vom Schauspieler zu trennen, denn er will sich ja nicht nachsagen lassen, dass er erst als Rocker Erfolg hatte, weil er im Film zu einem bekannten Namen und reichlich Fan(innen) gekommen war. Und es würde bislang ja auch wirklich nicht stimmen. Schließlich ist seine Band 30 Seconds to Mars, mit der er am Sonntagabend bei der Tour zum in knapp drei Wochen erscheinenden fünften Album in der Münchner Olympiahalle Station gemacht hat, bereits 20 Jahre alt, ein Herzensprojekt mit dem schlagzeugenden Bruder Shannon Leto.
Aber kann es sein, dass Jared, inzwischen 46, nach einem zuletzt mächtigen Aufstieg in der Filmwelt samt Oscar-Gewinn (2014, „Dallas Buyers Club“) und tragenden Rollen in Kult-Aktualisierungen („Blade Runner 2049“ und als Joker in „Suicide Squad“) nun auch noch als Musiker auf die Überholspur ansetzt? Große Tournee, reichlich ausverkaufte Hallen wie in München, dazu gleich auch noch einer der Headliner bei Rock am Ring und Rock im Park… Aber hat er das im Kreuz?
Konzert in München: 90 Minuten Jared Leto - inklusive Zugaben
Das Konzert in München zeigt: Eher nicht, nein. Und dabei mag man auch in Rechnung stellen, dass sich wenige Wochen nach Tourneebeginn nun mit dem Multiinstrumentalisten Tomislav Milicevic ein Drittel der Band praktisch rausgezogen hat, wegen „persönlicher Probleme“ wie es heißt, und dass damit ein wesentlicher Teil des Sounds nicht von der Bühne kommt, sondern von der Aushilfe am Rand. Was schon schlecht ist. Und vielleicht mag es ja auch daran liegen, dass München im Vergleich zu den bisherigen Tourstationen ein etwa 20 Minuten kürzeres Set geboten bekommen hat, 70 Minuten bis zu den Zugaben, insgesamt mit gutem Willen 90 Minuten – das ist schon wirklich Minimalprogramm für solche Arenenabende, zumal wenn ohne Vorband, also nur mit DJ als Stimmungsanheizer.
Das passende Bild zu all dem lieferte aber letztlich die Bühne selbst. Da stand nämlich statt eines offenen Großaufbaus in der Kurve des Hallenovals eine schwarze Box, sarkophargähnlich mitten im Zuschauerraum. Reichlich Spannung strahlte die Kiste aus, als sie dann auch noch mit Schwarzlicht beleuchtet und volle 20 Minuten lang mit basslastiger Sphärenmusik als Intro bedröhnt wurde. Und dann hob sich der Deckel samt Seitenwänden endlich, wurde zum von der Hallendecke hängenden Effektkasten und, und, und…: Es folgte ein Konzert, mit den simpelsten aller Bespaßungsrezepte gebraut. Da war natürlich der Supereffekt Jared, Vollbart, lange, glatte Zotteln, Sonnenbrille und mit einem orangenen Tuch ponchoartig umwickelt und dazu das sektenartig blinkende Kreuz als Band-Markenzeichen mit dem Dreieck im Schnittpunkt; und da fiel später auch noch das Tuch und ein hellblaues Jackett kam zum Vorschein; und da fiel noch die Sonnenbrille und die blauen Äuglein kamen zum Vorschein.
Aber ansonsten: Gab’s halt Spielballons fürs Publikum, einen Star, der winkte und grüßte und deutsches Brot als „das beste der Welt“ lobte und einen Acoustic-Song live auf Instagram postete, der versuchte, „München“ statt „Munich“ zu sagen, der lobte, so laut im Publikum und so unvergesslich überhaupt war’s noch nie und so, der reichlich zum Mithüpfen und Mitklatschen und Mitsingen animierte… - und es gab dieses ständige Wettjubeln zwischen linker und rechter Publikumsseite, und einmal durften dabei sogar Zuschauer selbst die Richter spielen, ein unvergesslicher Moment für ein noch ziemlich junges Augsburger Geschwisterpaar, das dazu unter anderem auf die Bühne kommen durfte, sicherlich. Aber das war’s dann auch. Nett. Eigentlich in seiner immer gleichen Steigerungslogik auch: langweilig. Aber klar, die Stimmung: gut.
Jared Leto in München: Eine einzige Soße aus vermeintlichen Hits
Die Musik von 30 Seconds to Mars jedenfalls, zu Bandgründung noch wuchtig und auch mal eigenwillig, ist ja längst auch nicht mehr als nett. Und gut? Nun ja, von „Up in the Air“ am Beginn bis „Closer to the Edge“ zum Abschied dominiert eben ein einziges Strickmuster diesen ganzen Abend, der Wechsel von mehr oder weniger gesungener Strophe zu einem hoch gepitchten U2-Refrain mit Zuschauer-Animier-Hooo- und -Yeah-Stellen. Ob „Search and Destroy“, „Do or die“, „City of Angels“, „Walk on Water“, … - spätestens live wird das hier alles zu einer einzigen Soße aus vermeintlichen Hits. Und dabei kann dieser Jared Leto doch singen! Aber er muss hier dann schon Rihannas „Stay“ covern, um dafür Platz zu finden. Schade eigentlich. Denn er degradiert sich so selbst zum „one trick pony“, nur ein Kunststückchen bleibt.
Und wer nun hofft, das könnte sich mit dem kommenden Album ändern: Nun ja, Änderung verspricht zumindest der eingeflochtene, neue Titel „Dangerous Night“ – aber bloß in Richtung einer noch weiteren Abkehr vom Rock und der Gitarre der Anfangstage, die hier bloß noch einmal kurz vor Schluss dröhnen durften. Es wird wohl noch mehr Pop-Trallala werden.
Ob vielleicht nicht gerade das auf die Überholspur für Jared Leto und seine 30 Seconds to Mars führen könnte? Schon möglich. Aber dann wäre das wohl doch mehr denn je der Prominenz geschuldet, die er inzwischen eben als Hollywoodstar mitbringt – jedenfalls nicht der Kreativität.
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