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Region
21.01.2018

Jeden Tag werden in Bayern 18 Fußballfelder zugebaut

Der Bauboom hält an. Jeden Tag verschwindet in Bayern die Fläche von etwa 18 Fußballfeldern, weil sie in Wohngebiete oder Industrieparks verwandelt wird.
Foto: Julian Stratenschulte, dpa

Jeden Tag verschwinden in Bayern Äcker und Wiesen zugunsten neuer Industrieparks oder Wohngebiete. Nun gibt es ein Volksbegehren. Ein Blick nach Mering zeigt: Es brodelt.

Hinter dem kleinen Feldweg beginnt die Zukunft. Bald könnte hier alles anders sein. Grau statt grün. Beton statt Erde. Kein Matsch mehr, sondern Glas. Stahl. Hightech. Ein eiskalter Winterwind verstreut ein paar Schneeflocken und lässt die Grashalme am Boden zittern. Wolfhard von Thienen zieht sich seine braune Wollmütze über die Ohren, deutet über die Felder bis hin zum rauchenden Schlot der Tiermehlfabrik und sagt: „Irgendwann wird hier alles zugebaut sein.“

Wie der Flächenverbrauch in Mering sichtbar wird

Von Thienen steht gleich hinter dem Parkplatz des Bahnhofs von Sankt Afra, einem Ortsteil der Gemeinde Mering im Landkreis Aichach-Friedberg. Auf dem Acker nebenan soll ein Industriegebiet mit riesigen Hallen entstehen. „Wir befürchten, dass das der Anfang der Industrialisierung des Lechfeldes ist. Hier herrscht Goldgräberstimmung“, sagt von Thienen – Biologe, Naturschützer, Aktivist. „Viele Menschen, die in Sankt Afra wohnen, merken, dass ein Stück ihrer Naherholung verloren geht“, sagt er. „Das ganze Ortsbild wird verschandelt. Ich weiß von Anliegern, die klagen wollen.“ Auch eine Demonstration hat es schon gegeben, bei der rund 100 Kritiker ihrem Unmut Luft machten. Ginge es nur um ein normales Gewerbegebiet mit ein paar Start-ups und kleineren Unternehmen, wäre die Aufregung nicht so groß, glaubt von Thienen. „Aber hier soll ein Großlogistiker hin. Das Augenmaß ist nicht mehr gegeben.“

Diese Geschichte könnte auch woanders spielen. Mering mit seinen rund 13.000 Einwohnern ist nur ein Beispiel. Eines von tausenden. Ein Ort, in dem der immense Flächenverbrauch in Bayern sichtbar wird. Die Zahl der Einwohner ist dort in den vergangenen 15 Jahren um 16,4 Prozent gestiegen. Und das Landesamt für Statistik sagt der Gemeinde bis 2034 ein weiteres Wachstum von über 19 Prozent voraus – ohne zusätzliche Bebauung wird es kaum gehen.

So sieht es in vielen Kommunen aus. Jedes Jahr wird im Freistaat eine Fläche so groß wie der Ammersee zugebaut. Jeden Tag werden mehr als 13 Hektar Freifläche zu Siedlungs- und Verkehrsflächen umgewandelt. 18 Fußballfelder sind das.

Wolfhard von Thienen sieht die Entwicklung in Mering kritisch.
Foto: Stephanie Sartor

Immer mehr Menschen wollen dabei nicht mehr tatenlos zusehen. Das Volksbegehren „Betonflut eindämmen. Damit Bayern Heimat bleibt“ des Aktionsbündnisses aus Grünen, ÖDP, Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft und Landesbund für Vogelschutz stößt auf große Resonanz. Mehr als 46.000 Unterschriften sind eingegangen – 25.000 hätten gereicht, um die Zulassung des Volksbegehrens zu beantragen. Ziel des Aktionsbündnisses ist es, den Flächenverbrauch in Bayern ab dem Jahr 2020 auf fünf Hektar pro Tag zu reduzieren.

Nicht jede Kommune dürfte ein allzu großes Interesse daran haben, den Flächenverbrauch einzudämmen. Die Gemeinde Graben im Landkreis Augsburg etwa. Dort geht es gerade in die andere Richtung. Es gibt bereits ein gigantisches Logistik-Zentrum mit Auslieferungen für Großkonzerne wie Amazon, Aldi, Lidl oder DHL. Jetzt kommt noch ein neues Zentrum des Versandriesen Hermes dazu.

Beim Thema Flächenverbrauch prallen Interessen aufeinander

Dass das Thema Flächenverbrauch so hitzig debattiert wird, liegt auch daran, dass viele verschiedene Interessen aufeinanderprallen. Zum einen sind da Anwohner, die um ihre Ruhe fürchten. Und Naturschützer, die davor warnen, dass immer mehr Lebensraum für die Tiere verloren geht und dass durch die vielen versiegelten Flächen das Überschwemmungsrisiko im Freistaat steigt. Dann gibt es Bürger, die zwar Ruhe suchen, aber auch gerne einen Bauplatz hätten. Oder die, die es schätzen, wenn sie im Gewerbegebiet groß einkaufen können – großer Parkplatz inklusive.

Und dann sind da die Unternehmer. Etwa die Logistik-Gruppe Honold aus Neu-Ulm, die in Mering gleich neben dem Bahnhof Sankt Afra für Kuka einen neuen Standort aufbauen will. Momentan hält sich das Unternehmen lieber bedeckt: „Aktuell möchten wir uns nicht beteiligen an der Diskussion zum Thema Landverbrauch. Wir stehen jedoch immer gerne der Presse zu anderen Themen zur Verfügung“, antwortet Geschäftsführer Heiner Matthias Honold schriftlich auf eine Interview-Anfrage.

Die Kommunen sitzen immer ein bisschen zwischen den Stühlen. Zwischen dem, was die Bürger wollen, und neuen Möglichkeiten, die Kassen zu füllen und die Gemeinden weiterzuentwickeln. „Wir haben das angepackt, weil wir unsere Einnahmesituation verbreitern wollen“, sagt Merings Bürgermeister Hans-Dieter Kandler. Er rechnet mit Gewerbesteuer-Einnahmen im unteren sechsstelligen Bereich. Das neue Industriegebiet bietet seiner Ansicht nach noch mehr Vorteile: zusätzliche Ausbildungsplätze, mehr Jobs und die Möglichkeit für Schüler, dort ein Betriebspraktikum zu machen. „Das sind Potenziale, die man sich vorstellen kann. Aber diese positiven Dinge sehen die Naturschützer nicht“, sagt Kandler.

Wolfhard von Thienen steigt ins Auto. Während der Fahrt erzählt er. Nicht nur der große Industriepark bereitet ihm Kopfzerbrechen, sondern auch die geplante vierspurige Osttangente, die mitten durch die Felder führen soll. „Wir wollen keine autobahnähnliche Bundesstraße durch das Lechtal“, sagt von Thienen, der auch Sprecher des Aktionsbündnisses „Keine Osttangente“ ist.

Gegen das geplante Industriegebiet und den Flächenverbrauch in Bayern demonstrierten am Wochenende rund 100 Bürger in Mering.
Foto: Peter Stöbich

Aber auch hier prallen Interessen aufeinander. Noch mehr Beton, schimpfen die einen. Die anderen freuen sich, dass nicht mehr so viele Lastwagen durch ihren Ort brettern. Von Thienen blickt nach draußen auf die Äcker und Wiesen und schüttelt kaum merklich den Kopf. Man sieht ihm an, dass ihn die ganze Sache ziemlich aufregt. Fünf Minuten später sind die Felder verschwunden. Dafür gibt es viele Parkplätze. Lidl, Norma, Takko, Rewe, alle da.

Die Leute wollen große Parkplätze vor den Supermärkten

Von Thienen steigt aus. Mittlerweile ist es sonnig geworden, der eisige Wind hat nachgelassen. Vielleicht spürt man ihn hier auch nicht so deutlich, mittendrin im Meringer Gewerbegebiet. „Wir haben auch noch Läden im Ort, aber es ist problematisch. Früher waren es mehr, viele sind gegangen.“

So ist das immer: Je mehr Flächen an den Ortsrändern mit Gewerbegebieten zugebaut werden und je mehr Discounter mit großen Parkplätzen sich dort ansiedeln, desto schwerer haben es die alteingesessenen Geschäfte im Ortskern. Aber der Kunde will es eben so.

Viele Gemeinden haben mit solchen Problemen zu kämpfen. Auch Derching bei Friedberg. „Da sieht man, wie man einen Ort kaputt machen kann“, sagt Thomas Frey vom Bund Naturschutz. Früher habe es mal einen netten Ortskern gegeben – dann ist an der A8 ein Gewerbegebiet entstanden. Der Supermarkt im Ort hat mittlerweile zugemacht. Der Trend, vor den Toren einer Stadt einzukaufen, macht vor kaum einer Kommune halt. Bad Wörishofen etwa hat mit weiteren Gemeinden einen Gewerbepark an der A96 ausgewiesen. Insgesamt 40 Hektar sollen es einmal werden.

"Wir brauchen die Flächen selbst für unseren Betrieb"

Die Flächen, die für große Bauvorhaben gebraucht werden, kommen vor allem von der Landwirtschaft. Vor wenigen Tagen hat der Präsident des Bayerischen Bauernverbandes den immensen Flächenverbrauch im Freistaat kritisiert. Landwirtschaftliche Fläche und fruchtbare Böden dürften nicht als Verfügemasse für städtebauliche Maßnahmen gesehen werden. Es dürfe nicht immer nur auf der grünen Wiese gebaut werden, schimpfte Walter Heidl.

Einer, der das genauso sieht, ist Martin Scherer, Landwirt aus Mering und CSU-Gemeinderatsmitglied. Er hat für das geplante neue Industriegebiet keine Felder hergegeben. „Wir brauchen die Flächen selber für unseren Betrieb“, sagt er. Scherer sitzt in seinem Wohnzimmer an einem großen Holztisch. Durch die Fenster blickt man auf seine Äcker und Wiesen. Und um die macht sich der junge Bauer Sorgen. „Wenn die Osttangente kommt, dann ist das ein Riesenproblem. Im schlimmsten Fall gibt es dann Zwangsenteignungen.“

Scherer hält kurz inne und blickt nach draußen. Dann sagt er: „Die Landwirtschaft muss weiter gut produzieren können. Wir haben hier die besten Böden und genug Wasser. In anderen Ländern hingegen werden die Wüsten durch den Klimawandel immer mehr. Wo soll man Nahrungsmittel herstellen, wenn nicht hier?“

Der Wind frischt wieder auf. Eine junge Frau mit blonden Haaren bindet ihren Schal fester. Sie steht mitten in einem Meringer Neubaugebiet. Die Häuser sind weiß, die Fenster grau. Noch ist nicht alles fertig. In den Vorgärten liegen noch Erdhaufen. „Wir sind aus München hierhergekommen“, sagt sie. „So wie ungefähr die Hälfte aller Anwohner.“ Denn weil in der Landeshauptstadt die Preise immer weiter steigen, können es sich viele nicht mehr leisten, dort zu wohnen. Deswegen entstehen auf dem Land immer neue Baugebiete – vor allem in den Orten, die eine gute Anbindung an München besitzen.

„Wir haben einen enormen Siedlungsdruck“, sagt auch Merings Bürgermeister Kandler. Und deswegen wird weiter gebaut. Auf der anderen Straßenseite stehen schon die ersten Kräne. Hier beginnt die Zukunft. Bald wird vieles anders sein. Grau statt grün. Beton statt Erde.

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