KZ-Tür gestohlen: Polizei prüft erste Hinweise
Unbekannte haben das Tor der KZ-Gedenkstätte Dachau gestohlen. Wer hinter der Tat steckt, ist noch unklar. Sowohl Neonazis als auch "irre Sammler" kämen infrage, sagt die Polizei.
Unbekannte haben in der Nacht auf Sonntag in der KZ-Gedenkstätte Dachau die historische Tür am Haupteingangstor mit dem Schriftzug "Arbeit macht frei" gestohlen. Wer hinter der Tat steckt, ist nach Polizei-Angaben weiterhin unklar. "Die Bandbreite reicht von Neonazis bis zu irren Sammlern", bestätigte Polizeisprecher Günther Beck unserer Redaktion am Montagvormittag.
KZ-Gedenkstätte Dachau: Eine konkrete Spur gibt es nicht
Die Polizei ermittle daher weiterhin in alle Richtungen, so Beck. Der Leiter der Polizeiinspektion Dachau, Thomas Rauscher, sagte am Montagmittag bei einer Pressekonferenz in der Gedenkstätte, die von Anwohnern stammenden Hinweise müssten nun ausgewertet und bewertet werden. Eine konkrete Spur gebe es allerdings nicht. Aus ermittlungstaktischen Gründen wollte Rauscher keine Angaben machen, in welche Richtung die Hinweise zielen.
Einordnen lässt sich hingegen der Tatzeitraum: Um 23.45 Uhr habe der zuständige Wachmann das Eingangstor bei seinem Rundgang noch vorgefunden. Um 5.30 Uhr dann sei es nicht mehr an Ort und Stelle gewesen, sagte Polizeisprecher Beck.
Privater Sicherheitsdienst bewacht KZ-Gedenkstätte Dachau
Nach Angaben der Leiterin der Gedenkstätte, Gabriele Hammermann, wird das umzäunte Gelände der Gedenkstätte seit 2001 von einem privaten Sicherheitsdienst überwacht. Die ganze Nacht über kontrolliere ein Mitarbeiter in unregelmäßigen Abständen die Umgebung.
Gegen eine Überwachung mit Videokameras habe man sich in den KZ-Gedenkstätten entschieden, weil man aus ihnen "keinen Hochsicherheitstrakt" machen wollte, so Hammermann. Diese Entscheidung müsse "nun aber möglicherweise auf den Prüfstand".
Die KZ-Gedenkstätte Dachau ist immer wieder Ziel krimineller Taten mit rechtem Hintergrund. Dachau war das erste große, dauerhaft angelegte KZ der Nazis. Im Dachauer KZ und seinen 140 Außenlagern waren von 1933 bis 1945 mehr als 200 000 Menschen aus ganz Europa inhaftiert. Nach Angaben des Deutschen Historischen Museums kamen hier mindestens 30 000 Gefangene ums Leben. Die KZ-Gedenkstätte geht von etwa 41 500 Ermordeten aus.
Auch in Auschwitz wurde der Schriftzug "Arbeit macht frei" gestohlen
Der Diebstahl des Eingangstors der KZ-Gedenkstätte Dachau ist nicht der erste Vorfall dieser Art. In der Gedenkstätte Auschwitz hatte es vor fünf Jahren eine ähnliche Tat gegeben: Im Dezember 2009 war aus der Gedenkstätte ebenfalls der Schriftzug "Arbeit macht frei" gestohlen worden.
Der Diebstahl des bekannten Symbols für den Holocaust hatte weltweit Empörung hervorgerufen. Die Diebe zersägten den Schriftzug in drei Teile und vergruben ihn in einem Wald. Der schwedische Auftraggeber des Diebstahls wurde später zu zwei Jahren und acht Monaten Haft verurteilt. Auch seine fünf polnischen Komplizen erhielten Gefängnisstrafen.
Hinweise zum Diebstahl des Eingangstors der KZ-Gedenkstätte Dachau nimmt die Polizei unter der Nummer 08141/612-0 entgegen. mol/dpa/AFP
Die Diskussion ist geschlossen.