Kaffeekränzchen mit Dirty Harry
Martha Schmidt schüttelt den Kopf: "Diese Gosch. Manchmal könnte man ihm fast schon eine reinhauen", sagt sie gequält, während ihr Sohn wenige Meter weiter den schlagfertigen Zyniker gibt. Der TV-Star als Medienereignis auf der Landesgartenschau. Von Alf Geiger
Von Alf Geiger
Neu-Ulm - Martha Schmidt schüttelt den Kopf: "Diese Gosch. Manchmal könnte man ihm fast schon eine reinhauen", sagt sie mit einem gequälten Schmunzeln, während ihr Sohn wenige Meter weiter den eloquenten, bissigen und schlagfertigen Zyniker gibt.
Alle Blicke, alle Kameras, alle Mikrofone sind auf den großen, grauhaarigen TV-Star gerichtet, der seine schwarze Sonnenbrille keine Sekunde absetzt und jetzt ganz Profi ist. Harald Schmidt ist nach Neu-Ulm gekommen, besucht den nach ihm benannten Garten auf dem Gelände der Landesgartenschau: ein Medienereignis.
Er lästert, natürlich - über seine Geburtsstadt Neu-Ulm ("Eine ... gääähn ... Mega-City"), wo er vor knapp 51 Jahren am 18. August geboren wurde. Und selbstverständlich auch über die Gartenschau ("Das erinnert mich ein wenig an Vietnam nach der Entlaubung"). Er spielt mit den Medien ("Von welcher Zeitung sind Sie denn? Waaas, Augsburger Allgemeine? Hat da nicht Waldi Hartmann gelernt? Na ja, ,gelernt¿ kann man bei dem ja nicht sagen ..."). Er bringt sein Publikum zum Lachen ("Das Nabada ist diesmal ausgefallen? Das hat doch mit den schmelzenden Polkappen zu tun"). Er ist so, wie man ihn kennt - oder eben zu kennen glaubt.
Die, die ihn wirklich kennen, sagen, dass er ein ganz anderer ist, wenn die Kameras aus und die Journalisten abgezogen sind. Seine Mutter Martha und Papa Anton Max sind sichtlich stolz auf ihren prominenten Sohn, der seinen Job macht, während sie auf einem der Stühle in einem TV-Studio nachempfundenen "Harald-Schmidt-Garten" Platz nehmen. "Dahoim isch d¿r Harald fei ganz andersch", sagt Martha Schmidt fast entschuldigend und blickt liebevoll auf ihren hageren Sohn, während der gerade genüsslich den Moderator eines regionalen TV-Senders zur Schnecke macht.
In den 50er Jahren hat die Neu-Ulmerin ihren Mann hier kennengelernt. "Der hat mi mitten auf der Donaubrücke nach einer Wirtschaft g¿fragt", erinnert sie sich - "und dann hat er nimmer auslassen". Klein Harald kam in der alten Neu-Ulmer Klinik zur Welt, sechs Monate nach der Geburt zog das Ehepaar Schmidt dann nach Nürtingen bei Stuttgart. Kontakte in die alte Heimat hat die Familie Schmidt immer noch, schon weil Patenonkel Franz und Tante Maria hier wohnen.
Franz Christ war es auch, der dem berühmten Neffen das Versprechen abgerungen hatte, den nach ihm benannten und von seinem Nachbarn, Gärtnermeister Josef Leitgibt, gestalteten Garten auf der LGS zu besuchen. "Schön, dass es noch geklappt hat, nächschte Woch¿ muss der Bua ja scho¿ wieder nach Peking", sagt Martha Schmidt mitfühlend.
Der "Bua" wartet da schon drauf, dass er die Pressemeute endlich los ist und im Kreise seiner Familie ein wenig er selbst sein kann. Den bissigen, zynischen "Dirty Harry" hat er jetzt ja wohl lange genug pflichtschuldig gegeben.
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