Kempten holt den Dirndl-Weltrekord
Der Titel ist wieder in Bayern: 3134 Dirndl-Trägerinnen jubeln bei der Allgäuer Festwoche in Kempten. Auch ein Mann hat sich daruntergemischt.
„Das schaffen wir.“ Um 16 Uhr am Samstag ist die Gruppe um Verena, 24, Patricia, 19, und Michi, 21, aus dem Westallgäu überzeugt: Das Allgäu holt den Dirndl-Weltrekord. „Denn der gehört nach Bayern“, finden die Dirndl-Trägerinnen. Skeptisch sind um diese Zeit jedoch die Juristen, die alles prüfen. Fernsehrichter Alexander Hold zum Beispiel, der nicht nur beim Zählen, sondern vor allem für Selfie-Fotos gefragt ist, runzelt die Stirn. Ob das was wird? Es wird etwas. Es wird sogar etwas ganz Tolles. Es wird der Dirndl-Weltrekord fürs Guinness-Buch der Rekorde.
Sie kommen in Massen aufs Gelände der Allgäuer Festwoche. Dindl-Trägerinnen aus nah und fern, ältere und junge. Bettina Gabler aus Oy-Mittelberg ist dabei, hat eigens ihr schwarz besticktes Silberhochzeit-Dirndl angelegt. Mit ihr lässt sich Sabrina Freudling ein Registrierarmband anlegen. Sie trägt ihr Hochzeits-Dirndl, hat sogar eine Schürze dazu genäht. Denn nur so – mit Schürze, Kleid und Bluse – dürfen die Mädchen und Frauen in den Stadtpark. Und die Wiese vor der Bühne füllt sich immer mehr. Von allen Seiten strömen die Dirndl-Trägerinnen, drängen an die Eingänge, wo sie gezählt werden. Tausende Zuschauer stehen an der Absperrung, warten gespannt, ob das Allgäu den Rekord schafft und den bisherigen Rekordhalter Bad Schussenried (Baden-Württemberg) mit 2865 Dirndl-Trägerinnen schlägt. Beim Blick auf die Stadtparkwiese gibt es keine Zweifel. Dort funkelt es rosafarben (in der Farbe des Zählbandes) am Arm von vielen Frauen.
Frauen? Halt, da stimmt doch etwas nicht? Ist das etwa ein Mann im Dirndl? Ist es. Tobias Lerchenmüller heißt er, hat sich als Dirndl-Trägerin verkleidet. Ein Gag beim Junggesellen-Abschied auf der Festwoche ist das für den 35-Jährigen. Doch letztendlich kommt es ja auf jedes Dirndl an. So lassen die Juroren – Landrat Toni Klotz, der Vizepräsident des Landgerichts Kempten, Dr. Alfred Reichert, TV-Richter Alexander Hold, Notar Karl Büringer, Rechtsanwalt Oliver Ahegger und Leitender Oberstaatsanwalt Uwe Erlbeck – den Mann im Dirndl auch durchgehen.
Denn jedes Dirndl zählt. Deshalb ist es auch für Carmen Paulse aus Südafrika Ehrensache, ihren Besuch in Bad Grönenbach für den Wettbewerb auf der Festwoche zu unterbrechen. „Very good“, findet die 63-Jährige das alles – aber vor allem das Dirndl, das sie zum ersten Mal trägt. Mit ihrer Tochter Bertha Schwarz, gebürtig in Südafrika, wird sie immer aufgeregter, je mehr sich der Stadtpark füllt und je näher der Zeitpunkt rückt, an dem das Ergebnis verkündet wird.
Nach 17 Uhr gibt es keine Zweifel mehr daran, dass Kempten es schafft – zumindest beim Blick auf das bunte Bild auf der Stadtpark-Wiese. „Rückt zusammen, da ist noch ein bisschen Platz, es darf ruhig gekuschelt werden“, fordert Moderator Holger Mock die Damen auf. „Was für ein einmaliges Bild“, ruft Kemptens Stadtoberhaupt Thomas Kiechle begeistert. Der Oberbürgermeister ist so gespannt wie alle anderen, kurz bevor die Zahl der Zahlen genannt wird. Die Zahl der Dirndl-Trägerinnen, die den Rekord holen wollen – die magische Zahl 3134. Ein Jubelschrei geht durch den Park, die Arme fliegen hoch, ein Transparent wird ausgerollt: „Wir haben es geschafft“. Viele spüren Gänsehaut auf den Armen, liegen sich in den Armen.
Die Diskussion ist geschlossen.
Na, ob der Rekord gilt?
Da die Bändel schon am Eingang verteilt wurden, ist es gar nicht sicher, dass die betreffende Dame auch "vor Ort" war.