"Kings of Leon" rockten in München
Die "Kings of Leon" sind scheinbar nicht aufzuhalten. Die Band rockte die Münchner Olympiahalle. Sind sie die neuen Superstars? Eine Konzertkritik von Wolfgang Schütz
Tatsächlich gehören die letzten 25 Minuten dieses Abends zum Mitreißendsten, was an jüngerer Rockmusik derzeit zu finden ist: hymnisch und damit stadiontauglich, ohne zu einfältig zu sein; unverkennbar und damit markentauglich, ohne zu eigenwillig zu sein. Und zudem liefern diese "Kings of Leon", die da auf ihrer seit Langem ausverkauften Tournee am Montag in der Münchner Olympiahalle Station machten, auch die Legende, die auf dem Weg zum Superstar-Status so nützlich ist.
Caleb (Gesang), Jared (Bass) und Nathan (Schlagzeug) Followill sind Söhne eines Wanderpredigers aus dem Süden der Vereinigten Staaten, für den Rock 'n' Roll des Teufels war. Es lässt sich reichlich psychologisieren, wie das väterliche Vorbild des Verkünders mit der Auflehnung gegen diesen zu einer Rockkarriere führen konnte - jedenfalls gründeten die drei mit Cousin Matthew (Gitarre) vor zehn Jahren "Kings of Leon" und machten schnell auf sich aufmerksam. Calebs angerauter Gesang zu teilweise ruppigen, teilweise bluesigen Gitarrenklängen führte ins Vorprogramm von U2 und Bob Dylan, zu einem Plattenvertrag bei Sony, wie es ihn eigentlich gar nicht mehr gibt, über ganze fünf Alben.
Seit dem dritten ("Because of the Times") haben die Kings dann auch noch die Versuchungen des Teufels wie Drogenexzesse weitgehend überwunden und wachsen seit "Only by the Night" mit den Hits "Use Somebody" und "Sex on Fire" gen Rockolymp. Inzwischen sind sie mit Privatjet und der aktuellen Scheibe "Come around Sun" unterwegs.
Die Landung in München aber ließ an diesem Weg erst mal zweifeln. Nicht nur, dass Caleb schlecht bei Stimme und der Sound zu undifferenziert war: Vor spärlicher Beleuchtung lieferten die Kings bis auf wenige Ausnahmen wie "The End" eine trockene Rockshow, die für eine solche Halle schlicht nicht druckvoll genug war. Fast eine ganze Stunde ging das so und Caleb musste die Zuschauer auf den Rängen schon bitten aufzustehen. Dabei wäre es gerade dann nicht mehr nötig gewesen. Es startete mit "On Call" der Hymnen-Reigen. Wenn sie diese Straße noch verbreitern, hält sie nichts mehr auf.
Die Diskussion ist geschlossen.