
Wasserstoffzug startet bereits in zwei Jahren in Augsburg


Erste Testfahrten sind für 2023 geplant. Ab Januar soll ein regulärer Probebetrieb auf der Strecke nach Füssen beginnen. Baden-Württemberg ist schneller. Aber wer ist besser?
Bereits in zwei Jahren soll zwischen Augsburg und Füssen der erste mit grünem Wasserstoff betriebene Zug in Bayern verkehren. Begonnen werden soll mit Testfahrten Mitte des Jahres 2023. Im Januar 2024 soll dann der zweiteilige Triebzug „Mireo Plus H“ im Probebetrieb für 30 Monate regelmäßig Passagiere in Schwaben und Oberbayern befördern. Das kündigten Verkehrsministerin Kerstin Schreyer (CSU) und Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) am Montag in München an. Mit ihren Partnern Siemens Mobility und der Bayerischen Regiobahn unterzeichneten sie eine entsprechende Absichtserklärung.
Für die Unterzeichnung wählten die Ministerin und der Minister einen symbolträchtigen Ort: das Verkehrszentrum des Deutschen Museums in München. In den Hallen oberhalb der Theresienwiese ist der technische Fortschritt der jüngeren Vergangenheit mit Händen zu greifen. Die Lokomotiven, Züge, Autos, Straßenbahnen, Busse und Motorräder, die hier ausgestellt sind, waren im 19. und 20. Jahrhundert Meilensteine der Technikgeschichte. Nun will der Freistaat Bayern mit seinen Wirtschaftspartnern einen großen Schritt im 21. Jahrhundert tun. Karl Blaim, Geschäftsführer von Siemens Mobility, jedenfalls gibt sich für die Zukunft betont zuversichtlich: „Ich bin überzeugt, dass unser Wasserstoffzug ein solcher Höhepunkt der Verkehrsgeschichte werden wird.“
Die Technik für den Wasserstoffzug muss noch eingebaut werden
Noch freilich steckt der Zug in der Entwicklung. Die Plattform – ein elektrisch betriebener Triebwagen – steht zwar bereits. Aber die Technik, die aus diesem Zug einen Wasserstoffzug macht, muss erst noch eingebaut werden. Die Hauptkomponenten sind zwei auf das Dach montierte Brennstoffzellen sowie Unterflurbatterien neuester Generation. Zwar wird der Zug weiterhin mit Strom betrieben. Der entscheidende Unterschied aber ist, dass der Strom direkt auf dem Zug aus Wasserstoff erzeugt wird. Die Vorteile liegen nach Aussage Blaims auf der Hand: Der Zug könne schneller beschleunigen, schneller fahren und spare, weil der Wasserstoff aus erneuerbaren Energien gewonnen wird, im Vergleich zu einer Diesel-Lok auf der Strecke Augsburg – Füssen pro Umlauf 1,2 Tonnen Kohlendioxid ein.
Augsburg, so sagt der technische Geschäftsführer der Bayerischen Regiobahn, Arnulf Schuchmann, sei als Standort für den Wasserstoffzug prädestiniert – zum einen wegen der Infrastruktur die an diesem Verkehrsknotenpunkt vorhanden sei, zum anderen wegen der kurzen Anlieferwege für den Wasserstoff. Der Treibstoff muss, wenn der Probebetrieb startet, mit Lastwagen nach Augsburg zu einer mobilen Wasserstofftankstelle gebracht werden.
Wasserstoffzug soll ein Schritt zu mehr Klimaschutz sein
Für die Staatsregierung ist das Projekt, das von beiden Ministerien mit insgesamt 4,3 Millionen Euro gefördert wird, ein wichtiger Schritt zu mehr Klimaschutz. „Wir werden in Bayern beweisen, dass mit grünem Wasserstoff Wirtschaft und Klimaschutz unter einen Hut zu bringen sind“, sagt Aiwanger. „Der Zug ist ein wichtiger Baustein der bayerischen Wasserstoffstrategie.“ Schreyer betont die Rolle des Verkehrssektors für den Klimaschutz: „Innovative Technologien und grüner Wasserstoff spielen dabei eine besondere Rolle. Wasserstoff birgt ergänzend zur direkten Stromnutzung durch seine vielfältigen und flexiblen Anwendungsbereiche das Potenzial, auch den Bereich des Schienenverkehrs zukünftig vollständig auf erneuerbare Energien umzustellen.“
Zeitlich ist Bayern mit seinen Plänen in Deutschland nicht an der Spitze. Im Rhein-Main-Gebiet soll noch in diesem Jahr der reguläre Betrieb mit 22 Wasserstoffzügen des französischen Siemens-Konkurrenten Alstom beginnen. Siemens-Manager Blaim erklärt, der heimische Zug sei technologisch besser: „Ich denke nicht, dass notwendigerweise derjenige, der als erster losläuft, auch als erster durchs Ziel gehen wird.“ Mit einer Premierenfahrt am Montag ist erstmals im Südwesten ein Wasserstoffzug in einen fahrplanmäßigen Einsatz gestartet. Der Zug der Firma Alstom soll voraussichtlich bis Ende Februar vor allem zwischen Sigmaringen, Hechingen und Eyach unterwegs sein. Was dort fehlt, ist ein Betrieb vor Ort, der den Treibstoff herstellen könnte.
Die Diskussion ist geschlossen.
Herr Kamm würde mit dem von ihm unten geforderten (grünen) Wasserstoff aus Solar- und Windkraft den ÖPNV nur teurer machen.
https://www.vde.com/de/presse/klimaneutrale-alternativen-zu-dieseltriebzuegen
VDE Studie bewertet Wirtschaftlichkeit klimaneutraler Alternativen zu Dieseltriebzügen
>> „Bezogen auf den Energiegehalt ist der Preis von grünem Wasserstoff daher immer höher als der Strompreis“, so Klebsch. Weiterhin muss der Wasserstoff im Fahrzeug über die Brennstoffzelle mit einem Wirkungsgrad von unter 70 Prozent in Strom für den Antrieb umgewandelt werden. Die Wirkungsgrade von Brennstoffzelle und Elektrolyseur treiben den Energiebedarf und den Energiepreis nach oben, so dass die Energiekosten des HEMU wesentlich über die von BEMU und EMU hinausgehen. <<
VDE hält auch die gesamte Studie zum kostenfreien Download bereit, die auch eine bemerkenswerte Aussage enthält:
https://www.vde.com/resource/blob/1979350/a41e9c3559af76fee9c91befbc1e9216/studie-klimaneutrale-alternative-zu-dieseltriebzuegen-data.pdf
>> Die Kapitalwertanalyse des VDE für das ›Netz Düren‹ zeigt, dass sich das Konzept Oberleitungs-Elektrotriebzug (EMU) als außerordentlich vorteilhaftes Investitionsprojekt darstellt, selbst wenn dafür eine durchgehende Elektrifizierung erforderlich ist – vorausgesetzt, sie ist mit vertretbarem technischen Aufwand im gegebenen Zeitrahmen durchführbar und wird von den Betroffenen akzeptiert. <<
Es hat schon seinen Grund, warum in anderen Ländern der Elektrifizierungsgrad bei der Bahn höher als in Deutschland ist.
https://www.allianz-pro-schiene.de/wp-content/uploads/2018/09/180905_EU-Vergleich_Elektrifizierung.pdf
Ganz blöd ist die Schweiz mit ihren 100% ja nicht, auch wenn uns das der AZ Kommentar von Herrn Karg einreden will.
>> So macht eine Elektrifizierung von Strecken, die nicht ganz so dicht befahren sind, keinen Sinn. Denn Stromtrassen können zwei Millionen Euro pro Kilometer kosten. <<
Wer Wasserstoffzüge mit Steuergeldern fördert, muss auch für klimaneutralen Strom aus Solar- und Windkraftanlagen sorgen. Sonst sind diese Züge genauso klimaschädlich wie Dieselzüge und die Steuergelder sind verschwendet.
Raimund Kamm
>> Der Treibstoff muss, wenn der Probebetrieb startet, mit Lastwagen nach Augsburg zu einer mobilen Wasserstofftankstelle gebracht werden. <<
Es ist ja nett, wenn Siemens hier seinen Wasserstoff-Triebwagen testen möchte. Aber es ist halt ein Testbetrieb, der b.a.w. keine echten Auswirkungen auf den stark auf Dieselantrieb ausgerichteten Regionalverkehr in Augsburg hat.
Die 2022 folgenden Dieselzüge der BRB für Paartalbahn und Ammerseebahn (Ersatz der heute eingesetzten Züge) werden wahrscheinlich ohnehin die letzte große Serie neuer Dieselzüge in Deutschland werden! Weitere Maßnahmen sind daher in unserer Region frühestens in 20 Jahren zu erwarten. Die Region Augsburg hat daher auch die "gute Chance", die letzte Stelle in Deutschland mit vielen Dieseltriebzügen zu sein.
Wenn die Politik schneller eine konkrete Maßnahme umsetzen will, kann ein Blick auf den Umlauf Augsburg - Memmingen nicht schaden. Das ist eine der wenigen Stellen, wo keine neu beschafften Dieseltriebzüge im Dienst stehen und ca. die Hälfte der Strecke unter Fahrdraht steht. In Schleswig-Holstein hat man für diesen Anwendungsbereich bereits spezielle Akku/Oberleitungstriebwagen bestellt.
https://www.stadlerrail.com/de/medien/article/stadler-liefert-55-flirt-akku-fuer-dennahverkehrsverbund-schleswig-holstein/530/