Klopapier gibt's nur vom Lehrer
Klopapier nur auf Anfrage: Immer mehr Augsburger Schulen haben auf den Toiletten kein Papier mehr - weil Schüler sonst das Klo verstopfen.
Von Lea Thies. Augsburg. Klopapier nur auf Anfrage: Immer mehr Schulen haben auf den Toiletten kein Papier mehr - weil Schüler sonst das Klo verstopfen.
Wenn der kleine Kevin während des Unterrichts auf die Toilette möchte, muss er vor der ganzen Klasse nach vorne gehen und beim Lehrer das abgezählte Klopapier abholen. Denn auf dem stillen Örtchen seiner Grundschule gibt es keines mehr. Nicht etwa, weil die Stadt Augsburg kein Geld für Toilettenpapier hat. Vielmehr hatten Schüler immer wieder mit ganzen Klorollen für Verstopfungen gesorgt, also wurde das Papier eingezogen.
"Man muss den Kindern das Papier wirklich persönlich in die Hand geben. Sonst kam es schon vor, dass die Rolle wieder komplett im Klo landete", sagt ein Augsburger Grundschulrektor, der aus Angst vor Nachahmungstätern den Namen seiner Schule nicht in der Zeitung lesen will. Mitunter griff der Schulleiter eigenhändig in die Kloschüssel und holte das Papier heraus. In den letzten Jahren sei es immer schlimmer geworden, sagt er.
Das Klopapier-Problem ist kein Einzelfall und auch kein Augsburg-Phänomen. Es taucht bundesweit an Grundschulen, Realschulen und auch Gymnasien auf. In Mädchen- wie in Jungen-Toiletten. In unregelmäßigen Abständen, "in Wellen", wie verschiedene Schulleiter gegenüber unserer Zeitung sagten. Besonders vor den Ferien und nach Klausuren. Sie vermuten, dass die Kinder zu Hause keine Toilettenkultur beigebracht bekommen haben oder auf dem stillen Örtchen ihren Frust an der Schule auslassen. Doch genau wissen sie es nicht, denn die Täter bleiben meist unerkannt.
Auch der Stadtelternsprecherin Ulrike Stautner ist das Problem bekannt. "Das gibt es überall. Wir Eltern stehen dem fassungslos gegenüber", sagt sie. Dass Lehrer den Schülern das Papier vorzählen, findet sie peinlich. Sie habe schon davon gehört, dass sich Kinder nun den Gang aufs Klo verkneifen. Gerade in der Grundschule passiere dann immer wieder ein kleines Malheur. Stautners Vorschlag: Die WCs nach jeder Stunde zu kontrollieren - "wie bei einer gut geführten Firmentoilette".
Ein Patentrezept gegen die mutwilligen Verstopfungen hat niemand. Die Schulleiter greifen zu unterschiedlichen Maßnahmen. "Je mehr Kinder an ihrer Umgebung beteiligt sind, desto seltener passiert etwas", sagt die Augsburger Schulpsychologin Marianne Zobel. Die Schulen müssten sich auf die Schüler zubewegen, mit ihnen Lösungen erarbeiten und die Ursachen herausfinden. "Kein Kind findet es toll, wenn die Toiletten verstopft sind."
An der Augsburger Kapellenschule soll bald ein Projekt starten, das Schüler gemeinsam mit Lehrern erstellt haben. Ihnen hatte die Situation gestunken. Die Lösung: eine Art Toilettenpatenschaft. Jede Klasse bekommt eine Buben- und Mädchentoilette und darf sie verschönern. Die Idee dahinter: Die Kinder gehen besser mit "ihrem" Klo um.
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