CSU im Umfragetief: Das Band zwischen Bürger und Politik wird brüchig
In einer komplizierten Welt suchen viele ihre Orientierung nicht mehr bei den traditionellen Volksparteien. Das spürt auch die CSU.
Die CSU ist eine stolze Partei. Jede Form von Mitleidsbekundung würde sie sich daher verbitten. Aber es mutet schon fast tragisch an, mit welchem Engagement und Eifer die Partei und ihr Spitzenkandidat sich in den Wahlkampf stürzen, wie viele unbestreitbare Verdienste sie dabei aufzählen können – und wie sie immer weniger Wähler damit erreichen.
Eine Volkspartei verliert ihr Volk
Gewiss, dafür gibt es Gründe: Die Nachwehen einer Flüchtlingspolitik, die die CSU kritisiert, aber (zumindest aus Sicht enttäuschter Bürger) letztlich doch mitgetragen hat. Und natürlich auch das „querulatorische Markenprofil“, das der Politologe Werner Weidenfeld der CSU aktuell bescheinigt – und das mit jeder umstrittenen Wortmeldung neu aufflammt.
Aber reicht das, um selbst einer so erfolgreichen Volkspartei das Volk abhandenkommen zu lassen? Vielleicht. Weil da mehr ist: Die Bürger suchen nach Orientierung in einer komplizierten Welt. Doch viele suchen die nicht mehr in den etablierten Parteien. Schaffen die es nicht, dem Bürger eine Zukunftsgeschichte zu vermitteln, könnte das demokratische Band brüchig werden. Und das wäre die Mutter aller politischen Probleme.
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Weidenfelds "querulatorisches Markenprofil" als Erklärungsansatz erscheint eher unterkomplex, zumindest solange es nicht um ein "Starrsinn-Syndrom" als Gegenpol ergänzt wird.
Mit der Suche der Menschen nach Orientierung hat der Kommentar eine ganz zentrale Herausforderung unserer Zeit identifiziert. Und sie betrifft längst nicht die Politik allein.
Wir Bürger selbst sind gefordert: Orientierung ist auch eine Holschuld. Das Wissen kluger Köpfe ist nicht immer in schweren Tresoren eingeschlossen. Im Internet-Zeitalter kann man sich viel Orientierung selbst erarbeiten.
Dazu kann aber auch und gerade der Qualitätsjournalismus einen ungeheuer wichtigen Beitrag leisten. Man denke nur an die vielen wirklich klugen Einordnungen in der Augsburger Allgemeinen.
Manch anderes Medium allerdings könnte seine Anstrengungen noch verstärken, über Politik zu berichten und ausgewogen zu urteilen, anstatt selbst Politik machen zu wollen.
Und ja, es wäre schon hilfreich, wenn die Politik den Menschen verständlich erklären würde, was sie macht und warum sie es macht. Das ist allerdings nicht immer leicht.
Vielleicht ginge es im Grundsatz so: Wo wollen wir in zehn Jahren stehen? Wie kommen wir dorthin? Welche Hürden müssen wir auf dem Weg überwinden? Und was müssen wir heute konkret dafür tun?
So hat mir das einmal eine große Persönlichkeit erklärt. Sie hatte die Fähigkeit, den Menschen ihre Zukunftsängste zu nehmen. Ihnen Vertrauen in die eigenen Kräfte zu geben. Ihnen Mut zu machen.