In der CSU ist ein Machtkampf zwischen Seehofer und Söder ausgebrochen. Was ist nur mit dieser stolzen Partei los?
Die CSU ist bekannt dafür, nach Misserfolgen bei Wahlen gnadenlos Konsequenzen zu ziehen. Dass sie aber bereits vor einer Landtagswahl beginnt, sich selbst zu zerfleischen – das gab es noch nie. Der Machtkampf zwischen Ministerpräsident Söder und Parteichef Seehofer ist offen ausgebrochen.
Was ist nur mit dieser stolzen Partei los? Ihr teils an Arroganz grenzendes Selbstbewusstsein ist verschwunden. Bei der Landtagswahl wird sie auf Stimmen angewiesen sein, die Mitleid und Angst um Stabilität entspringen, um ein einigermaßen akzeptables Ergebnis zu erzielen. Können die Christsozialen das wirklich wollen?
Die Wahrheit ist: Die Wahlkampf-Strategie der CSU war von Anfang an falsch. Statt nach rechts zu rücken und den Menschen mit Flüchtlingswellen Angst zu machen, hätte die Partei gelassen auf ihre Erfolge und ein Land hinweisen sollen, das in bester Verfassung ist. Das passende Motto dazu plakatieren nun kurioserweise die Grünen: "Mut geben statt Angst machen."
Bleibt die Frage, ob Seehofer oder Söder politisch überlebt. Doch nach einer brutalen Wahlschlappe ist auch denkbar, dass die CSU sich beider Alphatiere entledigt.
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Schwer vorstellbar, dass es bei einem Einbruch der CSU mit einem einzelnen "Sündenbock" getan sein würde. Dann könnte wohl einiges für eine personelle Erneuerung auf einer breiteren Grundlage sprechen.
Doch noch ist es für derlei Spekulationen zu früh. Wenn Seehofer und Söder geschlossen kämpfen, bleiben für die CSU gute Ergebnisse möglich.
"Wenn Seehofer und Söder geschlossen kämpfen, bleiben für die CSU gute Ergebnisse möglich"
Damit ihnen das abgenommen wird, müssten sie flächendeckend mit Freibier dafür sorgen, dass sich die Bayern ins Koma saufen. Gestern Abend in Ingolstadt sorgte ihr gemeinsamer Auftritt mit dem Pirouettendreher eher für Erheiterung.
Dazu der FOCUS:
". . . Generalsekretär Markus Blume . . . gleich zum Auftakt: „Die CSU nervös, unsicher, verzagt? Das Gegenteil ist der Fall. Wenn es drauf ankommt, sind wir da. Und wir haben es wieder geschafft, dass die gesamte Aufmerksamkeit der Presse, ich würde sagen, der Weltpresse, auf uns gerichtet ist“, sagt Blume. Viele Lacher im Publikum.
" . . . ein Land hinweisen sollen, das in bester Verfassung ist"
Das trifft für ländliche Regionen schon mal gar nicht zu. Stichworte: miserabler ÖPNV, schlechte ärztliche Versorgung, Abhängigkeit vom Auto, dramatische Situation älterer Menschen wenn nicht mehr selbst gefahren werden kann, miserabler Breitbandausbau, oft mangelhafte Grundversorgung, fortschreitende Entvölkerung ländlicher Bereiche auch in Bayern usw., usf.
Auch in Bayern leiden viele Menschen unter Hungerlöhnen, lächerlichen Renten. In größeren Städten kommt die Unbezahlbarkeit der Mieten noch hinzu.
Wie auch in Bayern Landwirtschaft betrieben wird mit Grundwasserverseuchung durch Güllewirtschaft, Glyphosateinsatz, Monokulturen allerorten und enormer Flächenverbrauch passt nicht zur Bayern- und Heimattümelei der CSU.
Und die guten Wirtschaftsdaten betreffend kann schon die Frage gestellt werden, ob die nicht auch dem Umstand zu verdanken sind, dass die bay. Politik vor vielen MIssständen die Augen verschließt und dem Druck einflussreicher Lobbys nichts entgegensetzt. Zu erkennen beim von CSU-Verkehrsministern zu verantwortenden Diesel-Skandal.
Die eklatanten Widersprüche zwischen Propaganda und Realität erkennen auch in Bayern die Menschen und sind ein Hauptgrund für den verdienten Niedergang der CSU.
Die SPD hat mit der unsozialen Politik Schröders und Konsorten ihre Kernkompetenz verloren.
Für die CSU trifft ähnliches mit dem Verrat christlicher Werte zu. Auch sie wird die Konsequenzen zu tragen haben. Da kann Söder Kruzifixe aufhängen so viele er will.