Handy-Fotos bestätigen: Der Wolf zieht weiter durch Bayern
Drei Frauen entdecken im Kreis Erding ein wolfähnliches Tier und schießen mit dem Handy Fotos - Experten bestätigen nach Untersuchung der Bilder: Es war ein Wolf.
Seit etlichen Tagen fehlte von dem Wolf in Bayern jede Spur. „Es ist, als ob er nie da gewesen wäre“, sagte ein Polizeisprecher noch vor eineinhalb Wochen in Rosenheim. Da hatte das Tier vielleicht schon längst diesen Landkreis verlassen. Der Wolf zieht weiter durch Bayern. Einen Beweis liefern jetzt neue Fotos, die für Aufsehen sorgen.
Drei Frauen, die am Sonntag mit dem Auto bei Dorfen im Kreis Erding unterwegs waren, entdeckten das Tier auf einem Feldweg. Die 30-jährige Julia N. saß auf dem Beifahrersitz. „Ich rief meiner Schwester zu: Halt einmal an. Ist das ein Hund?“ Das Trio stellte schnell fest, dieses Tier ist anders.
Frauen schießen Mit Handy Fotos von wolfsähnlichem Tier
„Das Gesicht war markant, er hatte weiße Streifen im Fell, die Beine waren staksig. Der lief nicht wie ein Hund, sondern trabte wie ein Pferd.“ Die Nichte ließ das Autofenster herunter und schoss mit dem Handy Bilder. Das Tier überquerte vor dem Auto die Straße. Und verschwand. Die Frauen informierten die Polizei. „Denn ein paar hundert Meter weiter hatte ein Bauer seine Kälbchen draußen. Und er war aber nicht da.“
Wolf oder Hund? Die Fotos wurden an das Bayerische Landesamt für Umwelt in Augsburg geschickt. Dort reichte man sie weiter. „Wir haben die Bilder zur Auswertung an ein Fachbüro für Wölfe geschickt, sagt ein Sprecher. Mittwochnachmittag erhielt man das Ergebnis: Es ist tatsächlich ein Wolf. Für Peter Blanché von der Gesellschaft zum Schutz der Wölfe war von vornherein klar, dass auf den Bildern ein Wolf und kein Hund zu sehen ist. „Die Wahrscheinlichkeit war sehr hoch. Sei es die Kopfform, die Zeichnungen am Kopf, die Rückenhaltung oder die Zeichnungen am Körper – hier treffen alle Kriterien zu.“
Unlängst war der Wolf, der durch Bayern wandert, in Brannenburg im Landkreis Rosenheim entdeckt worden. Dort hatte das Tier eine Hirschkuh gerissen.
Für einen Wolf sei die Strecke von Brannenburg bei Rosenheim in den Landkreis Erding nicht groß, sagt Experte Peter Blanché. „Das sind 70 Kilometer Luftlinie. So etwas läuft ein Wolf ohne Probleme. In der Nacht können die Tiere 50 Kilometer zurücklegen.“
Nachts ist der Wolf am liebsten unterwegs
Die bevorzugte „Reisezeit“ eines Wolfes, so sagt es der Experte etwas scherzhaft, sei die Nacht. „In diesen Stunden gibt es kaum Begegnungen, denen er ausweichen muss.“ Denn der Wolf gilt als ein scheues Tier.
Der Experte von der Gesellschaft zum Schutz der Wölfe, die ihren Sitz in Großinzemoos im Kreis Dachau hat, erzählt von Untersuchungen, bei denen Wölfe mit einem Sendehalsband ausgestattet wurden. „Die Untersuchungen zeigen, dass sich Wölfe tagsüber Stellen aussuchen, wo sie sich ausruhen oder schlafen können.“ Blanché glaubt, dass der Wolf am Inn entlang gewandert ist. „Sie bewegen sich gerne an Flüssen. Flüsse sind für die Tiere wie Leitlinien. Die große Wolfsansammlung in der Lausitz lief an der Elbe entlang.“
Wohin zieht der Wolf weiter?
Eine Prognose über den weiteren Weg des Tieres abzugeben, sei schwierig. „Ich bin kein Hellseher. Aber es ist denkbar, dass er Richtung Bayerischer Wald zieht.“ Dass der Wolf, der aus einer Population in den Südwestalpen stammt, auf seinem Streifzug durch Bayern allein unterwegs ist, ist für den Experten nicht ungewöhnlich. „Wenn Jungwölfe mit eineinhalb bis zwei Jahren ihre Geschlechtsreife erlangen, wandern sie meist einzeln ab.“
Mit den Fotos gibt es nun eine neue Spur des Wolfes. Die führt in den Landkreis Erding. Als das Ergebnis der Fotos am Mittwoch vorlag, war das Tier vermutlich schon lange wieder weiter auf seinem einsamen Weg durch Bayern.
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