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Kreis Oberallgäu
26.06.2016

Der Fall um Todespfleger Niels H. weckt im Allgäu böse Erinnerungen

„Hilfsbereit, nett und freundlich“ – so wurde der „Todespfleger von Sonthofen“, Stephan L. (links) beschrieben. Er hatte 28 Patienten zu Tode gespritzt.
Foto: Ralf Lienert/Archiv

Der aktuelle Fall des Krankenpflegers Niels H. weckt böse Erinnerungen in Sonthofen. Zwischen 2003 und 2004 spritzte der Krankenpfleger Stephan L. 28 ältere Menschen zu Tode.

In Sonthofen dachte man, die Geister der Vergangenheit wären verschwunden. Doch manchmal drängen sich schlimme Ereignisse allzu schnell wieder in die Köpfe. Gerade, wenn es um den Tod von Menschen geht und erst recht, wenn sich herausstellt, dass keine natürlichen Umstände dafür verantwortlich sind. Der aktuelle Fall des Krankenpflegers Niels H., der in Delmenhorst und Oldenburg (Niedersachsen) mindestens 33 Patienten umgebracht haben soll, weckt im Allgäu Erinnerungen an Stephan L. Der „Todespfleger von Sonthofen“ hatte zwischen Februar 2003 und Sommer 2004 28 meist alte und zum Teil schwer kranke Patienten im Alter von 40 bis 95 Jahren zu Tode gespritzt.

Die Taten von Stephan L. wird man wohl nie aus dem Gedächtnis der südlichst gelegenen Stadt Deutschlands streichen können – die Mordserie zählt zu den schwersten in der Nachkriegsgeschichte. Der Verurteilung von Stephan L. im November 2006 zu lebenslanger Haft ging ein neunmonatiger Prozess vor dem Kemptener Schwurgericht voraus. Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen und verfolgt von Kamerateams, Fotografen und Journalisten aus ganz Deutschland begann der Prozess. Ein Dutzend Fernsehsender aus dem In- und Ausland berichteten aus der Kemptener Residenz.

Wie ein scheinbar normaler Mensch zum Mörder wurde, ließ sich auch nach der intensiven Gerichtsverhandlung nicht einwandfrei klären. L., der mit seiner Freundin, einer Kinderkrankenschwester, im Dorf Gunzesried bei Sonthofen wohnte und von seinen Nachbarn als hilfsbereit, freundlich und nett charakterisiert wurde, kam aus Ludwigsburg (Baden-Württemberg) ins Allgäu. Die Besitzerin einer Gaststätte sagte einmal über ihn, er habe „bestimmt keinen durchgeknallten Eindruck“ gemacht.

Erstes Opfer mit einer Spritze getötet

Der Ablauf der Ereignisse liest sich aber wie eine Chronik des Schreckens. Am 6. Januar 2003 tritt L. seinen ersten Arbeitstag auf der Inneren Station 1 des Sonthofer Klinikums an. Binnen eineinhalb Jahren häuften sich an der Klinik Diebstähle von Medikamenten. Dass es sich bei zahlreichen Fällen nicht um natürliche Todesfälle bei Patienten gehandelt hat, bleibt bis dahin noch unentdeckt. Erst als im Juli 2004 die Kemptener Kriminalpolizei aufgrund der Diebstähle die Ermittlungen aufnimmt, wird man auf Krankenpfleger L. aufmerksam.

Dann geht es Schlag auf Schlag: Am 29. Juli 2004 wird der damals 25-Jährige festgenommen. In den ersten Vernehmungen gesteht er, zehn Menschen zu Tode gespritzt zu haben. Wenige Tage später werden die ersten drei von insgesamt 42 Gräbern auf Oberallgäuer Friedhöfen geöffnet – nie zuvor in der deutschen Nachkriegsgeschichte wurden in einem Fall so viele Verstorbene exhumiert. Die Obduktionen ergeben, dass L. sein erstes Opfer durch eine Spritze getötet hat.

Das komplette Ausmaß seiner Taten fördert jedoch erst der Prozess zutage. Als Motiv für die Taten gibt der ehemalige Krankenpfleger Mitleid an. Dabei kommen schaurige Details ans Licht. Eine Frau schilderte eine ungewöhnliche Szene, die sich am Sterbebett ihres Vater zugetragen hatte: L. habe das Fenster geöffnet, damit die Seele des Verstorbenen „besser hinausfliegen“ könne.

Zwölffacher Mord, 15-facher Totschlag

Beim Urteil gegen den „Todespfleger“ wegen zwölffachen Mordes, 15-fachen Totschlags, versuchten Totschlags und Tötung auf Verlangen wurde auch die besondere Schwere der Schuld festgestellt. Der Bundesgerichtshof bestätigte das Urteil im September 2007. Zuvor hatte L. Revision gegen die Entscheidung der Kemptener Richter eingelegt.

Dem damaligen Sonthofer Bürgermeister Hubert Buhl, in dessen Amtszeit die Mordserie fiel, fällt die Erinnerung an diese schlimme Zeit bis heute nicht leicht. „Ich dachte zuerst an die Angehörigen“, sagt der Altbürgermeister. Er ist froh, dass die Staatsanwaltschaft den Fall damals so konsequent verfolgt hat. „Zum Glück wurde die Sache aufgeklärt.“

Im Kreis von Angehörigen der Mordopfer weihten die Stadt Sonthofen und die Kliniken Kempten-Oberallgäu auf dem Sonthofer Friedhof im November 2014 eine Gedenkstelle ein. Diese Taten dürften nie vergessen werden, forderte damals Franz Wagner, dessen Vater das erste nachgewiesene Mordopfer war und der die Gedenkstätte initiiert hatte. Als sich der Todestag seines Vaters zum zehnten Mal jährte, reifte in Wagner der Wunsch nach einem solchen Platz.

Die Gedenkstätte ist auch ein Ort für die Angehörigen von im Sonthofer Krankenhaus Verstorbenen, die feuerbestattet wurden – weil sich in diesen Fällen nicht klären ließ, ob es sich womöglich um weitere Mordopfer handelte. „Die ersten Gedanken sollten den Angehörigen und Betroffenen gelten“, sagt Sonthofens jetziger Bürgermeister Christian Wilhelm, der bei der Einweihung dabei war. „Es ist ein kleiner Beitrag, der bei der Verarbeitung der schrecklichen Geschehnisse helfen soll.“

Mehr zum Fall um Pfleger Niels H. in unserer ausführlichen Hintergrund-Geschichte Ist er Deutschlands grausamster Serienmörder?

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