Die Isar zieht das Verbrechen an
Mitten in der Isar entdeckte ein Passant vor Kurzem zwei Männerarme. Der grausige Fund bei Geretsried (Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen) ist jedoch nicht der erste dieser Art in dieser Gegend. Schon ein Mal wurden nicht weit davon entfernt Leichenteile gefunden. Von Maximilian Czysz
Bad Tölz/Geretsried Mitten in der Isar entdeckte ein Passant vor Kurzem zwei Männerarme. Der grausige Fund bei Geretsried (Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen) vor wenigen Tagen ist nicht der erste dieser Art in dieser Gegend. Vor 13 Jahren hatte schon einmal ein Lkw-Fahrer nicht weit davon entfernt ebenfalls Leichenteile gefunden. Er hatte auf dem Parkplatz nahe Roßwies an der Staatsstraße 2072 nach Bad Tölz angehalten, um kurz im Gebüsch auszutreten. In Müllsäcken fand er zwei abgetrennte Arme und Beine einer männlichen Leiche.
Tätowierungen als Hinweis auf das Milieu
Auffällig waren damals die Tätowierungen am Fußgelenk und am Oberarm. Den Ermittlern war von Anfang an klar: Das sind Ganoven-Tätowierungen. Denn damals waren die Bilder unter der Haut noch kein allgemeiner Modeschmuck.
Ähnlich rasch wie im aktuellen Fall gab es einen erster Ermittlungserfolg: Die Fingerabdrücke des Toten stammten von einem Schwerkriminellen, der wegen Körperverletzung mit Todesfolge gesucht wurde. Die weiteren Nachforschungen ergaben, dass er sich zuletzt als Autoschieber in der Nähe von Warschau aufgehalten hatte.
Über einen Freund des Opfers, der auf Schritt und Tritt observiert wurde, stieß die Polizei auf eine Wohnung in der Münchner Innenstadt. "Es war nachts gegen 22 Uhr. Mit Kollegen vom Kriminaldauerdienst, acht weiteren Polizeikräften und dem Staatsanwalt sind wir nach München zu der Wohnung gefahren", erinnert sich Leonhard Berger, der damals die Gruppe der Kriminalpolizei in Weilheim leitete. Die Beamten durchsuchten das Haus und entdeckten in derselben Nacht in der Wohnung im dritten Stock ein schnurloses Telefon, dessen Festnetzstation sich in der ersten Etage befand. Die Zimmer dort waren offensichtlich in den vergangenen Tagen vollständig ausgeräumt worden. Der Vermieter berichtete, dass die Verdächtigen vom ersten in den dritten Stock umziehen wollten.
Die Kriminalbeamten nahmen im Haus einen Mann mit gefälschten Papieren und die Lebensgefährtin des Opfers fest. Berger: "Alle haben gelogen, alles klang sehr unglaubwürdig." Die Frau räumte während der Vernehmung ein, dass sie eine intime Beziehung mit dem Mann hatte. "Das war ihr großer Fehler", erinnert sich Berger. Die Ermittler hatten ein erstes Motiv.
Es stellte sich heraus: Der Mann war ein Handlanger des äußerst gewalttätigen Opfers. Damit nicht die Beziehung zur Ehefrau aufgedeckt wurde, musste er sterben. Aus nächster Nähe wurde er im Schlaf mit einem Revolver erschossen. Insgesamt feuerte der Liebhaber dreimal ab. Anschließend zerhackten die beiden die Leiche mit einem Beil. Während die Kinder im Nebenzimmer spielten, verpackten die Frau und ihr Liebhaber die Leichenteile. Später weißelten sie die Wände. Mittags gingen die beiden zum Italiener essen, abends saßen sie gemeinsam in der Küche und tranken Sekt. Ein Freund packte die Leichenteile in sein Auto und transportierte sie weg.
Den Kopf des Ermordeten fanden die Kripobeamten unter einem Baumstumpf verscharrt in einem Gebüsch am Tierpark Hellabrunn. Zwei Projektile Kaliber 6,35 Millimeter steckten noch in der Schädeldecke. Der Mörder brummt noch immer seine lebenslange Haftstrafe ab, die Frau wurde nach Polen abgeschoben. Warum die Leichenteile ausgerechnet an die Isar gebracht wurden? Vermutlich glaubten die Mörder, ihre Spuren dort am besten verwischen zu können.
Ein Irrtum, wohl auch im aktuellen Fall. Der mutmaßliche Täter hatte sogar die Fingerkuppen abgetrennt und Leichenteile seines Opfers, eines 35-jährigen Handelsvertreters, bis nach Tschechien verstreut. Diese Woche soll der in Österreich festgenomme Verdächtige nach Bayern ausgeliefert werden.
Mehr Kriminalfälle von der Isar:
www.mordsgeschichten.de
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