Kuh Regina sitzt fünf Tage in Loch fest - und wird dann gerettet
Ein Urlauber entdeckt das Tier in sechs Metern Tiefe, nachdem unter einer Wiese ein alter Bergwerk-Stollen eingebrochen war. Wie das trächtige Rind gerettet wurde.
Eigentlich wollte Jürgen Vollmer bei einem Abendspaziergang in Halblech (Ostallgäu) nur ein paar Naturfotos machen. Was er dann aber vor die Linse bekam, konnte der Urlauber aus Kusterdingen (Baden-Württemberg) kaum glauben. Mitten auf einer Wiese entdeckte er plötzlich ein sechs Meter tiefes Loch. Und unten, da stand eine Kuh. „Ich lief sofort zu dem Bauern, dem die Wiese gehört“, erzählt Vollmer. Sepp Alletsee sah sich das Loch an und wusste sofort: Das ist die Kuh von Markus Grieser, die seit fünf Tagen vermisst wird.
Mit Seilwinde und Schlinge wurde Kuh Regina gerettet
„Wir hatten sie tagelang gesucht und dachten schon, jemand hat sie geklaut. Wahrscheinlich sind wir sogar wenige Meter an dem Loch vorbeigegangen“, sagt Grieser. Da das Loch an der Oberfläche aber lediglich einen Durchmesser von 80 Zentimetern hatte, sei es von Weitem nicht erkennbar gewesen.
Um Regina, so heißt die Kuh, zu retten, wurde das Loch zuerst größer gebaggert und Grieser stieg mit einer Leiter hinunter. „Da hat sie einen guten Eindruck gemacht“, sagt Grieser. Mit einer Seilwinde und Schlingen wurde die Kuh, die im Übrigen hochträchtig ist, nach und nach aus dem Schlamm gezogen. Die Feuerwehr leuchtete die Stelle aus.
Gegen 23.30 Uhr – nach einer über dreistündigen Rettungsaktion – war die Mutterkuh wieder an der Oberfläche. „Sie stand auf und hat angefangen zu grasen“, erzählt Grieser. Mit einem Viehwagen brachte der Landwirt sie in den heimischen Stall. „Da hat sie noch 40 Liter Wasser gesoffen.“ Seither ist die Kuh putzmunter. Dass Regina den Sturz unverletzt überlebt hat, ist „ein kleines Wunder“, sagt Grieser, der einen Milchviehbetrieb mit 60 Kühen betreibt. Als Regina mehrere Tage verschwunden war, habe er sie eigentlich schon „abgeschrieben gehabt.“ Jetzt könne sie ihr Kalb in Ruhe austragen. Das Loch ist inzwischen mit Kies aufgefüllt.
Kuh in sechs Meter Tiefe: Wie ist das Loch entstanden?
Doch wie entsteht eigentlich ein sechs Meter tiefes Loch mitten auf einer Wiese in Halblech? „Da war früher ein Bergwerk – von 1945 bis 1948“, berichtet Grundstücksbesitzer Sepp Alletsee. Damals wurde in Halblech Braunkohle abgebaut, teilte Dr. Martin Nell, Pressesprecher der Regierung von Oberbayern mit, bei der das Bergamt Südbayern angesiedelt ist. Durch starke Regenfälle und das Gewicht der Kuh sei nun einer der alten Stollen eingebrochen. Von dem alten Bergwerk wisse das Bergamt Südbayern bereits seit Längerem und erkunde den genauen Verlauf der unterirdischen Vorkommen und Stollen mit externen Sachverständigen. Vor einigen Jahren seien bereits ähnliche Löcher, wie das kürzlich entstandene, entdeckt und zugeschüttet worden, sagt Alletsee. Einmal habe man Rehkitze in der Tiefe gefunden.
„Mir ist wichtig, dass niemand mehr in das Loch fallen kann“, sagt Jürgen Vollmer, der Regina entdeckt hat. Wäre er zu dem Tier hinuntergestürzt, hätte es ihn schwer verletzen können, sagt der 52-Jährige, der mit seinem 13-jährigen Sohn Michael in Halblech Urlaub machte. Am kommenden Samstag heiratet Vollmers ältester Sohn. „Ich bin froh, dass ich da dabei sein kann.“
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