Landrat lehnt Kutschenverbot nach tödlichem Unfall ab
Ein Kutschenverbot, wie es Peta fordert, lehnt der Landrat Anetsberger auch nach dem tragischen Unfall am Hirschberg ab. Was ein Kutscher zu der Forderung sagt.
Ein Planwagen war am Samstag auf einer Kreisstraße bei Beilngries am Hirschberg im Landkreis Eichstätt unterwegs, als ein 22 Jahre alter Motorradfahrer nach einer langgezogenen Kurve von hinten auf das Heck auffuhr. Der junge Mann starb an der Unfallstelle. Zwei Insassen der Kutsche wurden verletzt, einer davon schwer. Die Tierschutzorganisation Peta verfasste daraufhin einen Brief an den zuständigen Eichstätter Landrat Alexander Anetsberger, in dem sie ein generelles Kutschenverbot im Straßenverkehr fordert.
Peta: Kutschen können für Mensch und Tier gefährlich werden
Jennifer Kuret ist Koordinatorin für Misstandsmeldungen bei Peta. Auf Anfrage unserer Redaktion berichtet sie, der Landrat habe geantwortet, es "werde kein generelles Kutschenverbot erfolgen." Viel mehr als zuständige Landräte anzuschreiben und immer wieder auf problematischen Umstände hinzuweisen, könne die Organisation nicht tun. Kritisch sieht Peta an Kutschfahrten, dass nicht nur das Tierwohl durch sommerliche Hitze gefährdet sei, sondern auch eine Gefahr für Menschen bestehe, die in der Kutsche sitzen.
Markus Wimmer unterhält eine Kutscherei in Hohenlinden im Osten von München. Er kritisiert die Bestrebungen der Tierschützer: "Seit Urzeiten ist das Pferd für Personen- und Sachtransporte dienlich und entsprechend wertgeschätzt." Die Belastung heutzutage sei ein Kinderspiel und mit den Anforderungen früherer Zeiten nicht vergleichbar. Ihr Einsatz habe sie vor allem auf den Sport- und Freizeitbereich verlagert. Als Personentransportmittel würden Pferdegespanne im Stadtbild eine Bereicherung darstellen. Er sagt: "Kutsche fahren ist schön und elegant und stilvoll. Sie zu verdrängen wäre ein großer Verlust."
Der Umgang mit Pferden im Straßenverkehr sei sicherer geworden sagt Wimmer. In Zusammenarbeit zwischen TÜV, Dekra und dem deutschen Reiter- und Fahrerverband wurden dazu Richtlinien erlassen. Kutsch-Fahrzeuge seien inzwischen fahr- und lenktechnisch optimiert worden und mit zwei voneinander unabhängigen Bremssystemen ausgestattet. Wimmer besitzt zudem einen gewerblichen Kutscherführerschein und hat die erforderliche Sachkundeprüfung nach Paragraph elf des Tierschutzgesetzes abgelegt.
Kutscher sieht die Verantwortung bei allen Verkehrsteilnehmern
Wenn Pferde durchgingen, hätten Kutscherinnen und Kutscher oftmals keine Chance, die Kontrolle wieder zu übernehmen, meint Kuret. Auch auf Feldwegen könne es zu bösen Unfällen kommen, wenn Pferde beispielsweise durch einen Hund aufgeschreckt würden. Die Pferdekutsche als Transportmittel zu nutzen, sei in der heutigen Zeit nicht mehr notwendig und auch "die Freizeitfahrten sind für die Tiere eine Belastung", sagt sie. Aufklärung sei daher eine wichtige Aufgabe. Kuret sagt: "Wir werden nicht nachlassen, auf Missstände hinzuweisen." Das gelte auch für den Sport, wo Tiere zum Sportgerät degradiert würden.
Wimmer sieht das Problem nicht in den Kutschfahrten an sich. Er sagt: "Nicht das eingesetzte Verkehrsmittel an sich ist das Problem, sondern der jeweilige Umgang, egal ob Auto, Motorad oder jegliches andere Gefährt." Kutscherinnen und Kutscher seien angehalten, in langsamer Gangart vorausschauend zu agieren. "Vorsicht obliegt aber jedem Verkehrsteilnehmer", sagt der Kutscherei-Leiter. Ein Pferd sei natürlich keine Maschine, aber mit einem gewissen Know-How, ausreichend Praxis und Tierkenntnis könne das Risiko für Unfälle minimiert werden. Zudem gehören Pferdekutschen für ihn zum Stadt- und Landbild dazu. "Man schafft viele frohe Gemüter mit dem Anblick Pferd", sagt Wimmer. (lesa)
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