
Erinnerungen an die Schultüte: So erlebten unsere Leser ihren ersten Schultag

Der erste Schultag ist ein großer Schritt, ein neuer Lebensabschnitt für die Kinder. Mit dabei: eine Schultüte. Leser erinnern sich an ihren Schulanfang und ihre ganz besonderen Schultüten.
In Drogerie- und Schreibwarengeschäften füllen Schultüten mit Hunden- und Prinzessinendarstellungen die Regale vor Schulbeginn. Manche Eltern basteln ihren Kindern lieber selbst ein ganz individuelles Exemplar. Und andere Mütter und Väter halten von dem Brauchtum gar nichts - so erlebte es auch eine unserer Leserinnen vor einigen Jahrzehnten. Ein anderer Leser bekam gar eine ganz außergewöhnliche Schultüte geschenkt. Eine andere Leserin entschied sich fürs Selberbasteln - auch wenn die Tüte nicht mit in die Schule durfte. Und nicht nur das Aussehen der Tüten kann stark variieren - auch der Inhalt kann wahrlich überraschen sorgt oft für große Kinderaugen. So unterschiedlich wie die Tüten sind auch die Geschichten, die unsere Leserinnen und Leser mit ihrem ersten Schultag verbinden. Wir haben sie gefragt, was sich damals unter dem Papier befand.

Für Ulrike Blaimberger gab es Nussschnecken am ersten Schultag
Im Jahr 1953 war die Schultüte noch nicht allgemein üblich. Deshalb habe ich mir eine selbst gebastelt. In die Schule durfte ich sie nicht mitnehmen. Gefüllt war die Tüte mit süßen Nussschnecken, die am Nachmittag von der ganzen Familie am festlich gedeckten Tisch verzehrt wurden. Aufgezeichnet von Ulrike Blaimberger

Katherina Standhartinger: Die Lederriemen der Schulranzen waren ungewohnt am ersten Tag
Meine Einschulung erfolgte in Memmingen, an der Bismarckschule. Mein erster Schultag war der einzige Tag in meinem 13 Jahre währenden Schülerinnenleben, an dem mich meine Mutter zur Schule begleitete. Sie hat mich auch nie wieder abgeholt. Wir Erstklässler hatten alle braune Lederschulranzen, die viel zu groß waren und an dünnen Lederriemen an unseren Kinderschultern baumelten. Wir haben sie vom allerersten Tag an immer selber getragen - ich weiß noch, dass das am ersten Tag sehr ungewohnt war und sogar ein bisschen weh tat.
Die Schultüte war mit einer glänzenden blauen Alufolie überzogen, das Oblatenbildchen zeigte ein Märchenmotiv und oben war rotes Krepppapier zum Zubinden. Ehrlich gesagt, weiß ich nicht mehr, was drinnen war, aber ich gehe davon aus, dass es Gummibärchen und andere, von zu Hause bereits erprobte Süßigkeiten waren: Milky Way war damals sehr neu, brandaktuell und mein absoluter Favorit. Die erste Hausaufgabe, die uns damals von der Lehrerin - es war die unverwüstliche Frau Rosl Fendt - gegeben wurde, war, auf der glatten Rückseite der Schiefertafel drei Bälle mit unterschiedlichen Mustern zu zeichnen, denn es gab ja - damals sensationell - Farbgriffel! Wahrscheinlich waren die auch in der Schultüte drin. Kaum zu glauben, dass 55 Jahre vergangen sind. Aufgezeichnet von Katherina Standhartinger
Ein Maggi-Vertreter verschickte eine Schultüte per Post
Mein erster Schultag war an der Volksschule in Schongau. Dieser war im Jahr 1957. In der damaligen Zeit waren Schultüten noch nicht für alle neuen ABC-Schützen üblich. Mir gefiel dieser neue Brauch. Mein Vater antwortete auf meine Bitte nach einer solchen Tüte nur: "So ein Schmarrn!" und das Thema schien erledigt. Wir hatten damals ein Feinkostgeschäft in Schongau.

Dieses kurze Gespräch zwischen meinem Vater und mir bekam ein anwesender Maggi-Vertreter mit (damals kamen in die Geschäfte noch Vertreter, die die Waren vorstellten). Einige Tage später erreichte uns per Post eine Schultüte. Mein Freude war groß! Gestört hat mich überhaupt nicht der Reklame-Aufdruck der Firma Maggi, den man, bei genauer Betrachtung, auf dem Foto sehen kann. Aufgezeichnet von Peter O. Chott
Warum war die Schultüte nur so leicht?
Nachdem ich meinem ersten Schultag schon seit Monaten entgegenfieberte, kann ich mich noch sehr gut an dieses Ereignis erinnern. Ganz stolz marschierte ich - ohne jegliche Begleitung - zur nahegelegenen "Mazillisschule" in Neuburg mit mittelschwerem Schulranzen auf dem Rücken, im Arm meine knallrote Schultüte, verziert mit spielenden Kindern, "verschlossen" mit weißem Seidenpapier und einer Schleife.

Noch heute weiß ich, wie ich mich schon damals über die Leichtigkeit der "stattlichen" Tüte wunderte. Aber schon in der ersten Pause nach etwa 30 Minuten wurde das Geheimnis gelüftet. Gut drei Viertel des Inhalts waren mit Papier unterfüttert und nur der Rest mit allerlei Leckerein wie Bärendreckröllchen, Eiskonfekt und einige Zuckerstangen aufgefüllt. Und schon die leichte Enttäuschung darüber wich der Freude, als ich feststellte, dass einige Mitschüler keine Schultüte dabei hatten. Aufgezeichnet von Georg Sedlmeyr
Der Enkel wird dieselbe Schule besuchen
Nächste Woche wird mein Enkel in Stadtbergen in der Parkschule eingeschult. Vor 64 Jahren wurde ich ebenfalls dort eingeschult, die Pavillons stehen immer noch und in einen wird nun mein Enkel gehen. Wir waren über 40 Mädchen (damals waren die Klassen nach Buben und Mädchen getrennt). Unsere Lehrerin (Fräulein Ruf) war groß hatte eine Brille und war sehr nett.

In meiner Schultüte waren Stifte, Bonbons, etwas Schokolade und Kekse und ein Kleid mit Schürze für meine Puppe! Wir haben auch eine Hausaufgabe bekommen: Wir sollten unsere Schiefertafel mit ganz vielen bunten Bällen bemalen. (Damals gab es bunte Griffel und weiße). Ich sehe die Tafel noch vor mir, erinnere mich aber, dass ich etwas enttäuscht war, dass wir am ersten Schultag noch keine Buchstaben oder Zahlen lernten. Das Bild wurde am Nachmittag vor unserem Haus in Stadtbergen auf dem Gehweg aufgenommen. Ich habe insgesamt drei Bilder: eines mit meiner Freundin, eines mit meiner Oma und dieses hier. Ein Fotograf kam damals nicht an die Schule. Aufgezeichnet von Heidi Riedlberger
Leserin Gertrud Hörr: "Ich war glücklich, dass ich nun ein Schulkind war"
Ich wurde in Heissesheim im September 1961 eingeschult. Wir hatten dort eine Dorfschule, in der alle 8 Klassen zusammen unterrichtet wurden. Das Bild entstand vor meinem Elternhaus. Mit dabei meine große Schwester.

Die Schultüte war glänzend grün mit Bild. Leider war unten die Spitze mit Papier ausgefüllt. Ich wurde belehrt, dass diese Spitze sonst leicht kaputt ginge. Der Sinn war allerdings, dass sie schneller voll war. Das merkten wir erst viel später. Ich war glücklich, dass ich nun ein Schulkind war. Aufgezeichnet von Gertrud Hörr
Weitere schöne Schultüten unserer Leserinnen und Leser können Sie hier bestaunen:

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