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Foto: Christian Flemming
Foto: Christian Flemming

Die Bahnhofsbaustelle im Lindauer Stadtteil Reutin.

Bodensee
05.01.2020

Lindau droht ein neuer Bahnhof ohne Zufahrt

Von Dirk Augustin

Ein neuer Bahnhof, den man nur mit dem Zug erreichen kann, weil es weder Wege noch eine Straße dorthin gibt? Klingt absurd, könnte aber in Lindau Realität werden.

Ganz Deutschland würde wohl lachen, wenn Bahn, Freistaat und Stadt in knapp einem Jahr in Lindau einen neuen Bahnhof eröffnen würden, den man nur mit dem Zug erreichen kann, weil es weder Wege noch eine Straße dorthin gibt. Genau das drohe aber, ließen Vertreter von Verwaltung und Stadtrat in einer Sitzung erkennen. Die Gespräche mit den Vertretern der Bahn AG laufen wohl ganz anders, als die Stadt sich das wünschen würde. Stadtbaudirektor Georg Speth betonte, dass die Stadt mit den Tochterfirmen der Bahn DB Netz und DB Station & Service, die für den Ausbau der Strecken oder den Bau des neuen Bahnhofs zuständig sind, sehr gut zusammenarbeite. Ganz anders ist es aber offenbar mit der DB Immo, die für Bahngrundstücke zuständig ist.

Seit fast einem Jahr liegt eine beschlossene Planung für die Erschließung des neuen Bahnhofs mit einer Zufahrtsstraße vor. Zusätzlich ist eine Umfahrung nötig. Geplant sind auch Parkplätze, ein Taxistand, Fahrradständer und ein Platz, an dem Busse halten.

Bahnhof Lindau: Die Stadt kann die Arbeiten nicht planen

Das Konzept für den Bahnhof im Stadtteil Reutin liegt vor, aber damit die Stadt den Ablauf planen kann, braucht Lindau die Grundstücke, die im Eigentum der Bahn sind – aber bisher wissen die Mitarbeiter des Bauamtes nicht, wann sie über die Grundstücke verfügen können. Solange aber der Baubeginn unklar ist, kann die Stadt die Arbeiten nicht ausschreiben. Damit bleibt offen, ob alles rechtzeitig zur Eröffnung des Bahnhofs im Dezember fertig wird.

Die Stadt hat rechtlich keine Möglichkeit, die Bahn zur Herausgabe der Grundstücke zu zwingen, wie Stadtbaudirektor Speth erklärte. Und die DB Immo sieht es offensichtlich als wichtiger an, bei dem Verkauf der Grundstücke möglichst hohe Preise zu erzielen, als eine Zufahrt zu ermöglichen. Im Hintergrund steht sicher auch der seit Jahren schwelende Streit um die sozialgerechte Bodennutzung, von der die Bahn für sich eine Ausnahmegenehmigung erwartete. Denn die Bahn hat hohe Verkaufserlöse aus den frei werdenden Grundstücken eingeplant, um die Kosten für den neuen Bahnknoten Lindau zu begleichen.

Bahnsprecher Franz Lindemair erklärte, dass die DB Immo die Grundstücke nicht verkaufen könne: „Die in Rede stehende Fläche am Reutiner Bahnhof wird derzeit noch für die Baustellenlogistik benötigt und kann daher aktuell nicht veräußert werden.“

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