Mehr Mut, damit der Dialekt nicht ausstirbt
Es gibt Vorurteile gegen Mundart. Aber wenn keiner mehr Dialekt spricht, geht er verloren. Der Bund Bairischer Sprache wünscht sich mehr Mut von den Sprechern.
Sie geben keine Ruh. Die Hochdeutsch-Fetischisten. Immer wieder lassen sie sich etwas einfallen, damit’s mehr breisseld. Eigene Schulen richten sie ein, zum Dialekt-Abgewöhnen. Landauf, landab. Sogar im schönen Allgäu. Erklären allerdings in bester Absicht zu handeln. Schließlich wollen sie die globale Kommunikation verbessern. Wollen, dass keiner aufgrund seiner Mundart an Grenzen stößt. Wollen also, dass jeder jeden versteht.
Dialekt als Karrierehindernis? Ein altes Klischee
Sepp Obermeier versteht das Anliegen trotzdem nicht. „Lächerlich“ findet der Vorsitzende des Bundes Bairischer Sprache solche Dialekt-Abgewöhn-Trainer. „Eine Realsatire.“ Und er hat gute Gründe für seine Kritik. Längst ist wissenschaftlich erwiesen, erklärt er, dass Kinder, die Dialekt sprechen, Fremdsprachen leichter erlernen, wortgewandter sind. Dass Menschen, die Dialekt sprechen, nicht verstanden werden, weniger leicht Karriere machen, lässt Obermeier nicht gelten: „Ein Ammenmärchen.“ Aber eines, das sich offensichtlich hartnäckig hält.
Denn Obermeier fürchtet, dass gerade auch der bayerische Dialekt zunehmend verschwindet. „Das liegt nicht an den Erziehern“, sagt er. Vielmehr habe man bei Kindern einen „Automatismus“ beobachtet: Sie passten sich der Mehrheit an. Wird also um sie herum vor allem hochdeutsch gesprochen, trauen sie sich nicht mehr zu reden wie ihnen der Schnabel gewachsen ist.
Daher gibt es für Obermeier nur einen Ausweg, damit der Dialekt nicht ausstirbt: Mehr Mut. Dialekt darf nicht nur zu Hause gepflegt werden, er müsse auch bei hoch offiziellen Anlässen gang und gebe sein.
Die Diskussion ist geschlossen.