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München
16.04.2014

Christian Ude: Das Gesicht der Stadt München hört auf

20 Jahre lang war Christian Ude das Gesicht Münchens. Der Mann mit dem feinen Humor übergibt jetzt eine Stadt, deren Vermögen gewachsen ist und deren Schulden gesunken sind.
Foto: Fred Schöllhorn

20 Jahre lang war Christian Ude das Gesicht Münchens. Der Mann mit dem feinen Humor übergibt jetzt eine Stadt, deren Vermögen gewachsen ist und deren Schulden gesunken sind.

Jetzt ist also Schluss. In diesem Fall könnte man sogar sagen: Schluss mit lustig. Christian Ude hört nach mehr als 20 Jahren als Münchner Oberbürgermeister auf. Ein mögliches Fazit könnte lauten: Der SPD-Politiker hat die wohlhabende Biergarten- und Kulturstadt an der Isar vielleicht nicht in jeder Hinsicht perfekt regiert, aber stets bestens unterhalten – mit feinem Witz in druckreifen Reden und, weil er öfter mal Druck ablassen wollte, auch als Freizeit-Kabarettist mit seinem Double Uli Bauer auf der Kleinkunstbühne. „Politik ohne das Ventil der Satire“, so sagt Ude, „wäre doch ein wenig trist.“

Seine Gegner – und nicht selten auch Parteifreunde – legten ihm sein Auftreten und seine Redeweise zwar hin und wieder als Selbstverliebtheit aus. Er wurde als „Sonnenkönig“ verspottet. Aber die meisten Münchner haben ihn wohl gerne reden gehört. Die Ironie des Oberbürgermeisters nämlich galt in erster Linie dem Oberbürgermeister selbst. Udes erklärtes Prinzip lautet: „Wenn ich jemanden auf den Arm nehme, dann meistens mich selber.“

In seinem Büro im Rathaus deutet auf den ersten Blick noch nichts auf den baldigen Abschied hin. Nur im Hinterzimmer wird schon gepackt. Christine Rauch, seine treue Sekretärin, ist geschäftig – wie immer. Der Chef hat „eigentlich gar keine Termine mehr frei“ – wie immer. Und dann sitzt er doch da, hört zu und formuliert präzise Antworten in bedächtig langen Redeschleifen – wie immer.

Mit dem Urteil, nicht immer alles richtig gemacht zu haben, kann der 66-Jährige leben. Er sagt: „Natürlich ist das so, weil niemand perfekt ist und schon gar nicht perfekt regieren kann.“ Dass der Irrtum zum politischen Geschäft gehört, musste Ude zuletzt bei der Bewerbung für die Olympischen Winterspiele erfahren. Er sei überzeugt gewesen, so sagt er, dass die Mehrheit der Münchner Olympia wolle. Der Bürgerentscheid belehrte ihn eines Besseren. Die Debatten um die Winterspiele in Sotschi 2014 und die Fußballweltmeisterschaft in Katar 2022 hätten wohl für einen Wandel der Einstellungen gesorgt, mutmaßt er.

Ude lehnte teure Tunnelbauten am Mittleren Ring ab

Ähnliche Erfahrungen musste er bei anderen Streitfragen machen: Ude lehnte teure Tunnelbauten am Mittleren Ring ab, die Münchner entschieden anders. Der OB wollte den Bau von Hochhäusern über 100 Meter Höhe zulassen, die Münchner wollten das nicht. Er wollte eine dritte Startbahn am Flughafen, die Bürger sagten nein.

Dass solche Meinungsverschiedenheiten das Verhältnis zwischen den Münchnern und ihrem OB nicht trüben konnten, zeigen Udes Wahlergebnisse. Nachdem er sich 1993 erstmals knapp gegen Peter Gauweiler (CSU) durchgesetzt hatte, holte er einen Rekord nach dem anderen. Im Jahr 2008 schaffte er mit 66,8 Prozent ein Traumergebnis.

Die Haben-Seite seiner politischen Bilanz ist prall gefüllt. Die Stadt München habe heute deutlich weniger Schulden als bei seinem Amtsantritt. Er habe sich erfolgreich der Privatisierung der kommunalen Daseinsvorsorge widersetzt – die städtischen Unternehmen hätten ihr Eigenkapital in gut 20 Jahren um 4,7 Milliarden Euro aufstocken können. Und dass das jüdische Zentrum mit Synagoge mitten in der Innenstadt errichtet werden konnte, sei ihm seit seiner Schulzeit ein Herzensanliegen gewesen.

Beim heikelsten kommunalpolitischen Thema, den ständig steigenden Mieten, bleibt ihm nach eigener Auffassung „einerseits die Genugtuung, nach 20 Jahren Recht bekommen zu haben, andererseits der Schmerz, dass es 20 Jahre zu spät kommt“. Schon als Mieteranwalt habe er eine Mietpreisbremse, ein Umwandlungsverbot für Altbauten sowie eine Mietpreisbindung bei Neuvermietungen gefordert. Erst jetzt wurde all das Gesetz. „Hätten wir diese drei Regelungen schon vor 20 Jahren bekommen, wäre das Mietniveau in München heute niedriger“, sagt er.

Anerkennung – garniert mit kleinen Sticheleien – erntet er zum Abschied von vielen Seiten. CSU-Chef und Ministerpräsident Horst Seehofer sagt: „Christian Ude war ein guter Oberbürgermeister für unsere Landeshauptstadt München. Niemand wird zufällig in hohe und höchste Ämter gewählt und wiedergewählt.“ Allerdings erinnert Seehofer auch an seinen Triumph gegen Ude im Landtagswahlkampf 2013: „Der Wettbewerb mit ihm um das höchste bayerische Staatsamt war für mich eine große Herausforderung. Der Verlauf war fair und das Ergebnis klar. Ich bin sicher: Christian Ude wird uns in einigen Monaten wissen lassen, dass es auch außerhalb der Politik ein furchtbar schönes Leben gibt.“

Udes Vorgänger, Georg Kronawitter (SPD), stellt fest: „Er war in den beiden Jahrzehnten der absolut richtige Oberbürgermeister für München.“ Der sehr bürgerliche Sozialdemokrat Kronawitter, der sich während seiner Zeit als OB mit jungen Revoluzzern in der Münchner SPD, zu denen auch Ude gehörte, herumschlagen musste, merkt aber auch an: „Die große Last der Verantwortung und die praktischen Erfahrungen im Amt haben aus Christian Ude verständlicherweise einen Realpolitiker gemacht.“

Die giftigsten Spötteleien kommen ausgerechnet von den Grünen, mit denen Ude zwei Jahrzehnte in München regiert hat. Die Münchner Abgeordnete und Fraktionschefin im Landtag, Margarete Bause, fasst Udes Entwicklung in kernige Schlagworte: „Vom linken Revoluzzer zum staatstragenden Reformisten, von der Barrikade auf die Balustrade, vom Kritiker des Starkults zum Monaco-Monarchen, vom Rächer der Entmieteten zum Verteidiger des Leerstands, vom Spötter über Gemütlichkeit zum Verwalter der Gemütlichkeit.“

Christian Ude: Vom Konflikt zum Konsens

Ude sieht das selbstverständlich etwas anders. Seine Entwicklung sei eine Entwicklung „vom Konflikt zum Konsens“ gewesen. Als junger Mann sei er zweifellos ein „aufmüpfiger Jungsozialist“ gewesen. Als Mieteranwalt habe er aktiv Kontra geben können. Als Oberbürgermeister aber sei man eher so etwas wie ein Dirigent, der das gesamte Orchester im Auge haben muss.

Als Beispiele nennt er die Verkehrs- oder die Wirtschaftspolitik. Der Juso Ude etwa hatte sich „vorsichtig“ für einen Nulltarif im öffentlichen Nahverkehr ausgesprochen. Längst entlockt ihm diese Forderung nur noch ein mildes Lächeln. Heute sagt er: „Das Gegeneinander von Verkehrsmitteln ist absurd. Wir brauchen alle.“

Auch seine einst wachstumskritischen Positionen hat Ude aufgegeben. Anfang der 90er Jahre, als in München die Sorge umging, von Berlin wirtschaftlich abgehängt zu werden, hat er sich zu einem aktiven Befürworter eines starken Wirtschaftswachstums gewandelt.

20 Jahre Erfahrung als Oberbürgermeister, erwiesene Wählbarkeit bis weit ins bürgerliche Lager hinein, eine erfolgreiche Amtsführung in München – all das schien Ude auch zum idealen SPD-Spitzenkandidaten für die Landtagswahl und Seehofer-Herausforderer zu machen. Eine Andeutung im Sommer 2011 reichte, um die Partei in helle Verzückung zu versetzen.

Nach ersten Umfragen war eine Mehrheit für eine Dreierkoalition der SPD mit Grünen und Freien Wählern im Bereich des Möglichen. Doch es reichte am Ende nur für ein paar SPD-Prozente mehr. Er sagt dazu den vieldeutigen Satz: „Ich glaube, dass man noch erkennen wird, wie gut das Wahlergebnis für die SPD war.“ Die feine Ironie gegenüber seiner Partei ist nicht zu überhören.

Bis Ende April ist Ude noch im Amt. Seine letzten Anstrengungen gehören den städtischen Kliniken, die in einer Finanzmisere stecken. Ude hat das Problem zur Chefsache erklärt. Er will bis zum Schluss daran arbeiten. Am 1. Mai aber ist es vorbei. Da will er noch zur Maikundgebung gehen und sich danach aufs Radl setzen. Ob er aufwärts oder abwärts die Isar entlangfährt, so sagt er, das wisse er noch nicht.

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