Münchner Professor starb bei Unfall: Sind Venedigs Kanäle sicher?
Vor zwei Jahren wurde ein Münchner bei einem Gondel-Unfall zerquetscht, in der vergangenen Woche starb in Venedig erneut ein Deutscher. Nun gelten in den Kanälen strenge Regeln.
Es ist fast zwei Jahre her. Im August 2013 krachen ein Vaporetto, also ein Wasserbus, und eine Gondel nahe der Rialtobrücke zusammen. In der Gondel sitzt ein Münchner Professor mit seiner Familie. Durch den Aufprall fällt der 50-Jährige von der Gondel ins Wasser. Vor den Augen seiner Familie wird er im Canal Grande zwischen Pier und Schiff zerquetscht. Am Dienstag standen deshalb drei Wasserbusfahrer und ein Wassertaxifahrer vor Gericht.
Neben der juristischen Aufarbeitung beschäftigt die Lagunenstadt seit jenem Augusttag aber vor allem die Sicherheit auf den vollkommen überfüllten Wasserstraßen. Gondeln, Vaporetti, Wassertaxis und Frachtschiffe verstopfen die Kanäle in der Touristenstadt. Der damalige Bürgermeister Giorgio Orsoni hatte nach dem Unfall einen Regelkatalog aufgestellt - unter anderem weil er wegen eines Korruptionsskandals zurücktreten musste, sind die Regeln aber bis vor einiger Zeit Theorie geblieben.
Zu Unfällen kommt es auf dem Wasser in Venedig immer wieder. In der vergangenen Woche stürzte ein Deutscher von einem Anlegesteg in den Canal Grande, als er ein Foto von einem Brautpaar machen wollte. Der Mann starb. Ein Einzelfall, sagt Stadtsprecher Enzo Bon. Es sei sehr selten, dass Menschen in den Kanälen umkämen.
Die neuen Regeln verärgern die Gondoliere
Im Februar erließ der kommissarische Bürgermeister Vittorio Zappalorto schärfere Regeln, die vor allem auf den großen Wasserstraßen wie dem Canal Grande gelten. Gondeln dürfen demnach zu bestimmten Zeiten nur noch hintereinanderfahren. Priorität auf dem Kanal haben die Vaporetti. Besondere Regeln gelten für die Fahrt unter der Rialtobrücke, wo sich keine Verkehrsmittel, die länger als 3,5 Meter sind, kreuzen dürfen. Außerdem wurden private und kleinere Gefährte wie Kajaks oder Kanus von den größeren Kanälen verbannt. Darüber hinaus müssen die Gondeln nun Nummernschilder haben. Und es gelten für bestimmte Straßen zu bestimmten Zeiten bestimmte Einschränkungen. Allerdings: Weil es Ärger über den Regelwust gab, wurden einige wieder abgeändert.
"Seitdem gibt es so viele Sonderregeln, dass kein Mensch sie sich merken kann", sagt ein Gondoliere der Deutschen Presse-Agentur. Der Mann will allerdings anonym bleiben. Den Durchblick scheinen nicht alle Gondoliere zu haben: "Wir müssen ständig auf die Karte gucken oder ins Internet. Trotzdem versucht sich jeder dran zu halten, weil die Polizei das sehr streng kontrolliert", sagt der Gondoliere. "Viele von uns machen's halt so, dass sie auf die kleineren Kanäle ausweichen. Wahrscheinlich kriegen wir dort das nächste Problem."
Wie steht es um die Wasserstadt?
Der Präsident der Gondoliere-Verbandes, Aldo Reato, wetterte nach dem Regelerlass in der Lokalpresse, dass den Gondeln die Rechte entzogen würden. "Nach dem Exodus der Bewohner Venedigs und dem aggressiven Tourismus kommt Venedig nun definitiv durch die neuen Regeln um." Jetzt auf seine Aussage angesprochen meinte er gegenüber der deutschen Presseagentur jedoch nur: "Die Regeln müssen die beurteilen, die sie erlassen haben. Einige Probleme, die es damit gab, sind nun gelöst. Und ansonsten will ich über das Thema eigentlich nicht mehr reden." dpa
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